80.000 FußballfelderVon Lindlar aus wird Holz aus dem Bergischen zentral vermarktet

Lesezeit 3 Minuten
In Lindlar-Ost warten große Mengen geschlagenes Holz auf den Abtransport.

In Lindlar-Ost warten große Mengen geschlagenes Holz auf den Abtransport.

Bergisches Land – Ein Festmeter Fichte, beste Qualität, bringt dem Besitzer nur noch rund 30 Euro. Doch die Kosten allein für Fällen und Abtransport liegen bei rund 22 Euro. Bedenkt man, dass längst nicht alles Holz Spitzenqualität hat, wird klar, dass sich mit dem einstigen „Brotbaum des Bergisches Landes“ kein Geld verdienen lässt. Zum Vergleich: 2018 zahlten die Sägewerke für einen Festmeter noch rund 90 Euro.

Ein Holzvermarkter für die ganze Region

Die Preise sind im Keller, weil gigantische Mengen Käferholz auf den Markt drängen. „Bis Ende 2020 werden wir rund 650.000 Festmeter Holz verkauft haben“, sagt Berno Freiherr von Landsberg-Velen, Geschäftsführer des Holzkontors Rheinberg Siegerland (siehe Kasten). Im Vorjahr war es nicht einmal halb so viel.

Hintergrund

Das Holzkontor Rhein-Berg Siegerland ist eine GmbH, die von der Forstwirtschaftlichen Vereinigung gegründet wurde mit dem Ziel, als Makler das Holz der Waldbesitzer über die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) und die Waldgenossenschaften zentral zu vermarkten, um so bessere Preise erzielen zu können. Bis vor kurzem verkauften FBG und Genossenschaften ihr Holz über die Forstämter. Doch das Bundeskartellamt hat diese Monopolstellung untersagt.

Auf dem Metabolon-Gelände in Lindlar hat das Holzkontor seinen Sitz. Zu den Aufgaben des zählt auch die Geschäftsführung für die eigenständigen FBG. Bislang waren hierfür ehrenamtliche Geschäftsführer tätig, doch die staatlichen Anforderungen sind laut Holzkontor enorm gestiegen. Die Förderrichtlinien etwa seien so komplex und für Ehrenamtler kaum noch zu durchschauen, so der Geschäftsführer. Als drittes Geschäftsfeld will das Kontor seinen Mitgliedern ab 2021 auch eine Beförsterung anbieten. Der Landesbetrieb Forst und Wald NRW werde aber sicher Platzhirsch bleiben, man wolle nicht in offene Konkurrenz treten, sagt von Berno von Landsberg-Velen, der Geschäftsführer des Holzkontors. (cor)

Was auch damit zusammenhängt, dass das Holzkontor stark gewachsen ist. Im Frühjahr 2020 kam die Forstwirtschaftliche Vereinigung Siegerland mit über 20.000 Quadratmetern Fläche hinzu. Von Lindlar aus wird das Holz von 41 Forstbetriebgsemeinschaften (FBG) und über 80 Waldgenossenschaften vermarktet, zusammen haben die Mitglieder eine Fläche von 57.500 Hektar Wald – soviel wie rund 80.000 Fußballfelder.

70 Prozent in Containern nach China verschifft

Der Preisverfall ist aber nur eines der Probleme. Rund 70 Prozent des Holzes, dass jetzt geschlagen wird, wird als Bauholz per Container nach China verschifft. „Ökologisch ist das natürlich Wahnsinn“, sagt Landsberg-Velen. Wenigstens müssten die Container, die Textilien und Elektronik aus Fernost nach Europa bringen, so nicht leer zurückfahren. Im Holzkontor macht man sich Gedanken über den Zukunft. „Spätestens 2023 wird es kaum noch Rohstoff geben, weil die Fichten bis dahin weg sind“, sagt Landsberg-Velen. 90 Prozent der Vermarktung sei Fichtenholz gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was auch daran lag, dass die Industrie als wichtigster Kunde fast nur Fichte nachgefragt habe. An einer Diversifizierung, dem Anbau verschiedener Baumarten mit einem höheren Laubholzanteil, führe kein Weg vorbei. Auch wenn ein solcher Wald schwieriger zu bewirtschaften sei. Wenn der Rohstoff ausgeht, dürften viele Sägewerke aus der Region verschwinden. „Die Wege werden weiter“, befürchtet der Geschäftsführer, künftig werde das Holz nicht mehr nach Olpe, sondern eher nach Kassel geliefert.

„Wir stehen jetzt vor einem Neustart“, sagt der Geschäftsführer. Die nächsten zwei bis drei Generationen von Waldbesitzern würden keinen Erlös aus dem Wald bekommen. Der Waldbauernverband fordert deshalb Ausgleichszahlungen für „Öko-Dienstleistungen“. Jedermann dürfe den Wald betreten und ihn etwa zur Erholung nutzen, erklärt Landsberg-Velen. Dabei werde oft übersehen, dass auch der Waldbesitzer laufende Kosten habe, etwa durch die Grundsteuer. Ohne staatliche Kompensation bestehe die Gefahr, dass viele Waldbesitzer gar nichts mehr machen würden.

KStA abonnieren