Bunte Brote gegen den WinterbluesBergneustädter treffen sich am Backes

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Bevor in Bergneustadt das große Backen beginnen kann, machen Heizmeister Ralf Holland (r.) und Andreas Weimer (l.) im Ofen Feuer und in der Backstube alles klar.

Bevor in Bergneustadt das große Backen beginnen kann, machen Heizmeister Ralf Holland (r.) und Andreas Weimer (l.) im Ofen Feuer und in der Backstube alles klar.

Bergneustadt – Backtag in der Altstadt. An jedem zweiten Samstag im Monat treffen sich Mitglieder des Heimatvereins „Feste Neustadt“ am Backes auf dem Gelände des Heimatmuseums, um im holzbefeuerten Steinofen Brot zu backen. Auch Gäste mit eigenem Teig sind dort immer willkommen.

Museumsleiter Walter Jordan schildert, dass der vom Hackenberg stammende Backes 1985 neben dem Museumsgebäude errichtet wurde, dessen genaues Alter aber sei ungewiss. Er bedauert, dass wegen der geltenden 2G-Regel drei der sonst regelmäßig aktiven Bäcker diesmal nicht am Backsamstag teilnehmen können.

Das Brennholz wird gespalten

Heizmeister Ralf Holland und Andreas Weimer, der seit etwa einem Jahr bei der Gruppe ist, bereiten den Ofen vor. Auf einem großen Hauklotz spaltet Weimer das Brennholz: „Das ist echt klasse, um nach dem Stress der Woche wieder runterzukommen“, schwärmt er. „Auch bekommt man auf diese Weise ein Gefühl dafür, wie wertvoll das tägliche Brot ist und wie viel Arbeit darin steckt.“

Lars Koch wagt sich derweil an kulinarische Brotexperimente.

Lars Koch wagt sich derweil an kulinarische Brotexperimente.

Währenddessen wird die Museumsküche zur Backstube umfunktioniert. Heliane Keller ist – wie Holland – von Anfang an dabei: „Manchmal sind wir nur zu vier oder fünf Leuten, meistens sind es aber etwa zehn.“ Sie formt Fladenbrote, die sie mit einer Ei-Milch-Mischung bestreicht, damit die Sesamkörner gut haften. „Reines Ei würde schwarz werden.“

Ein Backtag im Heimatmuseum

Um 10 Uhr heizen Ralf Holland und Andreas Weimer den Steinbackofen am Heimatmuseum an. Dafür entzünden sie gespaltenes Holz direkt im Backraum. Weimer betont, dass die Scheite nicht zu groß sein dürfen, damit sie bis Mittag vollständig durchglühen, denn dann sollte der Ofen eine Temperatur von gut 300 Grad erreicht haben.

Als sich der Zeiger der Uhr auf die Zwölf zubewegt, kehrt Holland die Glut aus dem Backgewölbe. Im hinteren Teil misst er eine Temperatur von rund 350, vorne etwa 320 Grad Celsius. Anschließend wird der Boden mit einem Feudel feucht ausgewischt, um die Asche zu entfernen. „Es bleibt aber immer etwas zurück“, erläutert der Heizmeister. „Das ist das Besondere an Steinofenbrot.“

Nach dem Einschießen ist der Backraum rund 280 Grad heiß. Er schluckt etwa 50 Brote. Der Kaminabzug wird verschlossen, damit die Temperatur möglichst lange erhalten bleibt. Eine Stunde später sind die Brote knusprig und fertig. Dann sind immer noch gut 120 Grad darin. Bei dieser Temperatur können noch leckere Flammkuchen gebacken werden.

Mit dem Aufräumen geht der Backtag nach etwa vier Stunden zu Ende. (kup)

Marion Scharf lobt die Arbeitsflächen aus Edelstahl in der Museumsküche: „Hier kann man sich so richtig ausbreiten.“ Schon zu Hause hat sie den Teig für zwei Roggenschrotbrote mit Sonnenblumenkernen vorbereitet, nun füllt sie ihn in die bereitstehenden Gärkörbe. Danach will sie ein verspätetes Weihnachtsbrot nach einem Rezept aus dem Internet probieren: „Das ist mit süßem Sauerteig. Durch Dinkel- und Weizenmehl anstelle von Roggenmehl soll es weniger sauer und viel bekömmlicher sein.“

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Ingrid Hammer aus Bergneustadt ist das erste Mal in der Gruppe: „Meine Freundin Marion hat mir erzählt, wie viel Spaß das hier in einer guten Gemeinschaft macht.“ Sie hat einen „Fantasieteig“ mit wenig Hefe angerührt und über Nacht gehen lassen: „Ich bin schon ganz gespannt auf das Resultat.“

Neben den gemütlichen Backvorbereitungen bleibt immer Zeit für einen Plausch bei einer Tasse Kaffee und den Austausch von Rezepten, Tipps und Tricks. Das genießt auch der Gummersbacher Lars Koch, der aus dem Othetal stammt und hier Freunde wiedertrifft. Neben einem Kartoffelbrot nach dem Rezept seiner Großmutter hat er diesmal etwas ganz Besonderes vor: Auf ein großes Backblech legt er Wirsingblätter, bestreicht diese mit Knoblauchöl und legt sie mit Schinken aus, bevor er mehrere Dinkel-Vitalbrote formt, sie in Sonnenblumenkernen wälzt und dann in die Blätter füllt: „So bleiben die Brote schön saftig.“

Knallbunte Brote fallen auf

Beim Einschießen der rund 30 Brote – so nennt man das Schieben der Laibe in den Ofen – fallen mehrere knallbunte auf. „Nach dem Wetter in den vergangenen Wochen hatte ich keine Lust mehr auf trist“, erklärt Kerstin Hürholz. So hat sie die Brote mit Lebensmittelfarbe aus der Weihnachtsbäckerei eingefärbt. Zum leckeren Finale des Einschießens kommen Fladenbrote hinein, die schon nach etwa zehn Minuten fertig gebacken sind. Die passen gut zu den Würstchen und dem Fleisch, das schon auf einem Rost über der ausgekehrten Glut brutzelt.

Beim Schwätzchen zum Grillen in strahlendem Sonnenschein vergeht die Zeit flott. Schon holen Holland und Weimer die Backwaren aus dem Ofen. Brigitte Holland jubelt: „Mein Gott, ist unser Brot schön geworden.“

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