Zum 200. Jahre GeburtstagEngels-Revue hätte Premiere gehabt in Engelskirchen

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En­gels­kir­che­ner En­gels-​Ken­ner (v.l.): Jürgen Thiel, Bernt Laukamp, Joachim Lahr, Anke Ahle, Hans-​Otto Müller, Heike Bänsch und Harry Cremer wollen die Auf­füh­rung ihres Stücks im kommenden Jahr nach­ho­len.

Engelskirchen – Der Besucher im Gehrock steht vor verschlossener Tür. „Alle Kneipen sind zu in Engelskirchen“, stellt der Zeitreisende fest. „Das hätte meinem Vater gefallen, dem alten Pietisten.“ Die Pandemie sabotiert aber nicht nur die Gastronomie, sondern auch die Kultur. Und damit auch die zahlreichen Veranstaltungen, die in diesem Jahr den 200. Geburtstag von Friedrich Engels, also des Mannes im Gehrock, würdigen sollten. Heute wäre der eigentliche Jahrestag gewesen.

Mit dem berühmten Abkömmling der Engelskirchener Industriellenfamilie, geboren am 28. November 1820 in Barmen, haben wir es in einem Video zu tun, das die Initiative EngelsArt über ihre Homepage im Internet veröffentlicht hat.

Kurzfilm gibt im Internet einen Vorgeschmack

In der Rolle des Sozialphilosophen tritt Harry Cremer auf. Er hatte die Idee zu der Engels-Revue, die heute im Alten Wolllager Premiere gehabt hätte. Alle Beteiligten hoffen, dass die Bühnenaufführungen im Frühjahr nachgeholt werden können. Im Kurzfilm bekommt man einen Vorgeschmack. Jubiläumsjahr hin oder her – Harry Cremer ist der festen Überzeugung, dass man in Engelskirchen guten Grund hat, sich mit Friedrich Engels zu beschäftigen.

Der Mitverfasser von wirkungsmächtigen Schriften wie dem „kommunistischen Manifest“ und dem „Kapital“ sei einer der weltweit meistgelesen Autoren und der Gemeinde an der Agger in besonderer Weise verbunden. Bei einem seiner Besuche in Engelskirchen habe Engels den Tod der Mutter begleitet.

Dreck von der Figur wegpusten

Friedrich Engels sei von den einen über Gebühr heroisiert, von den anderen unangemessen verteufelt worden, meint Cremer. „Wir wollen mit unserem Stück den Staub und den Dreck von der Figur wegpusten.“

Für den Text des Bühnenstücks haben Cremer und sein Mitstreiter Jürgen Thiel ausgiebig in Engels’ Schriften und Briefen gestöbert. Der Zuschauer lernt nicht nur den politischen Denker, sondern auch den Familienmenschen und den Lebemann Engels kennen. Regisseurin Heike Bänsch tritt als Mutter an der Seite von Hans-Otto Müller als Engels senior auf. Anke Ahke präsentiert den Blick der Haushälterin (und Marx-Geliebten) Lenchen Demuth. Für die hochkarätige Musik sind Bernt Laukamp (Posaune) und Nico Walser (Klavier) zuständig.

Ohne Kultur wird’s still

Die Pressevorführung des Videos nutzte Heike Bänsch zu einem Statement zur kritischen „Lage der kulturarbeitenden Klasse in Engelskirchen“, wie es in Anspielung auf eine berühmten Engels-Schrift hieß. „Ohne Kultur wird’s still“, warnte Bänsch im Hinblick auf den Corona-Lockdown. Die Kultur verdiene mehr Wertschätzung. Im oft abwertend gebrauchten Wort „Unterhaltung“ stecke auch der Sinn von Kunst als Mittel des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

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Inwiefern die Engelskirchener Engelsrevue dazu beiträgt, kann das Publikum hoffentlich recht bald im neuen Jahr feststellen. Der Titel des Stücks „Die Pudding-Connection“ bezieht sich auf das Engels-Zitat „The proof of the pudding is the eating“, also: Man prüft den Pudding, indem man ihn isst. Als Nachspeise zur Nachspeise sozusagen will Joachim Lahr, Maler und bei EngelsArt für die Technik zuständig, auf der Homepage eine Galerie mit Bilder zum Engelsjubiläum einstellen, die eigentlich in diesen Tagen ebenfalls im Wolllager gezeigt werden sollten.  www.engelsart.de

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