„Kein guter Mann“Tragikomisches Buch des Kölner Autors Andreas Izquierdo spielt in Engelskirchen

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Ein weihnachtlich dekorierter Tisch voller Wunschzettel.

Das Christkindpostamt ist ein zentraler Handlungsort der Geschichte um einen alten Postboten, der einem kleinen Jungen helfen will.

Mehr Lokalkolorit geht kaum. Dabei hätte seine Geschichte auch ganz woanders spielen können, sagt Andreas Izquierdo. Die Post wollte ihn nicht unterstützen.

Die Regionalkrimis hat Andreas Izquierdo längst hinter sich gelassen, und diese spielten bei ihm ohnehin in der Eifel und nicht in Oberberg. Die Handlung der späteren Romane des Kölner Autors ereignet sich in Berlin, Salzburg oder sonstwo in der Welt. In seinem neuesten Buch mit dem Titel „Kein guter Mann“ ist aber Engelskirchen der Schauplatz des tragikomischen Geschehens. Und obwohl Izquierdo eben kein Heimatschriftsteller ist, sondern   ein Erfolgsautor von nationaler Bedeutung – bereits 2014 landete er mit   „Der Club der Traumtänzer“auf der Spiegel-Bestseller-Liste – steckt der Roman voller Lokalkolorit.

Die Hauptfigur Walter   arbeitet in jungen Jahren bei einer Lindlarer Baufirma. Als Postbote ist er in seinem Wohnort Ründeroth auf tatsächlich existenten Straßen unterwegs, und schließlich landet er als Wunschzettelbeantworter im Engelskirchener Christkindpostamt.   Sogar von der etwas weniger weihnachtlichen „Eichhörnchenbar“ ist die Rede. Mehr Oberberg geht kaum.

Das Buchcover zeigt die Zeichnung eines älteren Mannes, der einen Brief in der Hand hält.

Das Buch von Andreas Izquiedro ist bei Dumont erschieben, hat 400 Seiten und kostet 23 Euro.

Der ortskundige Leser kommt nicht umhin, einige Unschärfen zu entdecken. Etwa wenn der Erzähler Ründeroth als „Gemeinde“ bezeichnet, was der Ort seit 1969 nicht mehr ist, er gehört zur Gemeinde Engelskirchen mit dem gleichnamigen Hauptdorf, das eben keine „Innenstadt“ hat. Dass das Christkindpostamt die Wunschzettel wieder zurückschickt, stimmt im Regelfall nicht. Und dass Christkindhelfer Walter in der Flut der eingehenden Post die Zuschrift seines Schützlings Ben auf die Schnelle findet und unbemerkt aus einer der Kisten   herausfischt, ist nicht sehr wahrscheinlich. Derzeit werden täglich tausende neue Briefe im Postamt abgeliefert.

Kölner Autor durfte nicht in Engelskirchen recherchieren

Auch nach Einschätzung von Post-Sprecherin Britta Töllner ist die Darstellung des Christkindpostamts insgesamt „nicht realistisch“. Das sei auch kein Wunder, schließlich habe man dem Wunsch des Autors, vor Ort zu recherchieren eine Absage erteilt. „Wir bekommen viele solche Anfragen, unterstützen aber keine kommerziellen Projekte“, sagt Töllner.

Nach diesen Erfahrungen mit der Post überrascht es denn auch nicht, wenn der Autor die Arbeit im Christkindpostamt als ziemlich freudlos und monoton beschreibt. Aber künstlerische Freiheiten darf und sollte der Leser einem fiktionalen Roman erlauben und verzeihen und nimmt sie ihm auch desto weniger krumm, je mehr ihn die Handlung packt. Diese beginnt mit einer Ausgangssituation, die ein allzu sentimentales Happy End erwarten lässt: Walter bekommt im Christkindpostamt zufällig den Brief in die Hand, den der oben erwähnte zehnjährige Ben eigentlich an den lieben Gott gerichtet hat. Ben will weder Handy noch Playstation, sondern braucht Hilfe, weil seine Mutter depressiv ist.

Walter nimmt die Rolle an, schreibt göttliche Antwortbriefe und -mails und versucht dem Jungen zu helfen, der praktischerweise nicht weit entfernt in der Horpestraße zu Hause ist. Derweil hat Walter selbst genug private Probleme. Tatsächlich wird die Bekanntschaft mit dem aufgeweckten Jungen den alten Griesgram läutern.

Ein hollywoodreifes Friede-Freude-Eierkuchen-Finale bleibt dem Leser aber erspart, gegen Ende gewinnt das Buch an zwischenmenschlicher Komplexität und emotionaler Tiefe. Dennoch und gerade deswegen wirbt der Verlag nicht ganz zu Unrecht: „Ein Roman, der den Glauben an das Gute zurückbringt.“ Und das kann man ja gerade zur Weihnachtszeit gut gebrauchen.


Interview mit dem Kölner Autor über seinen Roman

Wie sind Sie auf den Handlungsort Engelskirchen gekommen?

Andreas Izquierdo: Im Radio hatte ich von der Christkindfiliale der Post gehört. Da kam mir die Idee, von einem Jungen zu erzählen, der einen Brief an Gott schreibt. Von Köln aus, wo ich wohne, ist es ja nicht weit nach Engelskirchen, so bin ich einfach mal hingefahren und habe es mir angeguckt und den Ort durchwandert. Dabei hatte ich aber bald das Gefühl, dass der Postbote in meiner Geschichte dort nicht wohnt. Dann erinnerte ich mich, auf einem Wegweiser von Ründeroth gelesen zu haben. Schon der Ortsname hat einen schönen Klang. So habe ich einen Abstecher dorthin unternommen und wusste in der ersten Sekunde: Hier wohnt Walter. Ründeroth ist sehr hübsch, eher dörflich und ein bisschen verschlafen. Es hat mir sehr gefallen.

Porträtbild eines Mannes im mittleren Alter mit kurzem Bart.

Der Kölner Autor Andreas Izquierdo.

Sind Sie zur Recherche noch häufiger dorthin gefahren oder reichte es, sich bei Google Maps mit der Gegend vertraut zu machen?

Beides. Natürlich war ich noch mehrmals dort, aber Google Maps war eine große Erleichterung.

Warum haben Sie sich diese Mühe gemacht, statt die Geschichte in eine fiktive Gegend zu verlegen?

Engelskirchen und die Christkindfiliale gibt es nun mal, und alles passt wunderbar zu einer Weihnachtsgeschichte. Ich hoffe, dass der Roman den Ort bekannter macht und Leute anregt, ihn zu besuchen.

Sie selbst waren vorher noch nicht in Engelskirchen gewesen?

Nein, ich bin wohl dann und wann durchs Bergische gefahren, es war aber mein erster zielgerichteter Ausflug. Der Kölner ist in dieser Hinsicht ja ignorant und kennt nicht einmal den Nachbarstadtteil.

Haben Sie auch das echte Christkindpostamt besucht?

Nein, ich habe es im vergangenen Winter knapp verpasst. Die Post war mir bei der Arbeit an dem Roman aber auch nicht sehr hilfreich. Bei der Post gibt es offenbar ein großes Misstrauen gegenüber der Öffentlichkeit.

Sind diese Erfahrungen in ihre Beschreibung des PR-Termins im Christkindpostamt eingeflossen?

Nein, solche PR-Termine ähneln sich doch sehr, unabhängig davon, welche Firma sie veranstaltet. Aber vielleicht wäre diese Passage nicht ganz so bissig ausgefallen (lacht).

Wie viel Oberberg steckt in der Geschichte? Hätte sie auch in der Eifel spielen können, wie die Krimireihe, mit der sie 1995 als Schriftsteller begonnen haben?

In der Eifel bin ich groß geworden, dort kenne ich mich viel besser aus. Dort gibt es aber kein Christkindpostamt. Die Postboten-Problematik hat mit der oberbergischen Landschaft nichts zu tun, sie hätte auch in einem anderen der Christkind- oder Weihnachtsmannfilialen spielen können, die die Post unterhält. Es geht in erster Linie um Schuld und Vergebung. Das ist ein starker Topos, der überall funktioniert.

Gehen Sie auf Lesereise mit dem Buch und machen Station in Engelskirchen?

Wenn man mich einlädt, komme ich sehr gern.


Verlosung

Unter unseren Lesern verlosen wir fünf Exemplare von Andreas Izquierdos Christkindpostamt-Roman „Kein guter Mann“. Schicken Sie bis Freitag, 15. Dezember, 24 Uhr, eine E-Mail an die Adresse: redaktion.oberberg@ksta-kr.de. Die Gewinner werden benachrichtigt und können sich das Buch in der kommenden Woche in der Gummersbacher Redaktion abholen.

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