Wie künstliche Intelligenz die Welt der Betriebe verändert war Thema in Engelskirchen.
KI in BetriebenUnternehmer beschäftigten sich in Engelskirchen mit dem Einsatz digitaler Helfer

Industrielle Revolution in Engelskirchen: Wo sich vor rund 200 Jahren die Baumwollspinnerei Ermen & Engels niederließ, war jetzt Künstliche Intelligenz das Thema. Bürgermeister Karthaus erinnerte an die Historie.
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„Ich weiß nicht, ob Oberberg den digitalen Wandel bereits verstanden hat“, äußerte David Odenthal, Geschäftsführer des Engelskirchener Unternehmens Konversion Digital, am Mittwoch seine Bedenken im Engel-Museum. Umso erfreuter war er über den voll besetzten Raum bei der Veranstaltung „Der Mittelstand am Wendepunkt“, den seine Firma mit dem Bundesverband Mittelstand und Wirtschaft (BVMW) organisiert hatte.
Kernpunkt war die Frage: Wie verändert sich ein Betrieb im Oberbergischen – wenn Künstliche Intelligenz plötzlich Rechnungen schreibt, Maschinen lehrt und Geld digital wird? Gastredner Bürgermeister Gero Karthaus nannte Engelskirchen eine Gemeinde der Besonderheiten. Wegen der schwierigen Topographie gebe es Probleme, Gewerbe anzusiedeln – dennoch habe Engelskirchen eines der höchsten Gewerbesteueraufkommen im Kreis: „Es kommt auf die Qualität an, und bei uns ist Wirtschaftsförderung Chefsache.“ Nachhaltigkeit habe einen hohen Stellenwert: „Kreative und gute Ideen sind besonders wichtig.“ Karthaus berichtete, dass sich die Baumwollspinnerei Ermen & Engels 1837 in Engelskirchen wegen der dort günstigeren Arbeitslöhne und der ebenfalls vorhanden Möglichkeit zur Nutzung von Wasserkraft angesiedelt habe – zeitweise mit bis zu 700 Arbeitskräften: „Aus dem Fabrikgelände ist Anfang der 1980er Jahre eine der ersten Konversionsflächen überhaupt entstanden.“
Digitalisierung als weiterer Wandel
Dort habe sich neben dem Rathaus, Feuerwehr und Industriemuseum auch das Engel-Museum angesiedelt. Die Digitalisierung sei ein weiterer Wandel: „Aber damals wie heute sind die Herausforderungen ähnlich.“ Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren eine „Vollkaskomentalität“ entwickelt: „Die hat es früher nicht gegeben.“ Beeindruckt habe ihn der Ausspruch einer Unternehmerin: „Mut bedeutet für mich, die Angst unter den Arm zu klemmen.“ Das sei jedoch noch nicht alles: „Neben Mut ist die Tugend Fleiß für einen Unternehmer notwendig – und die Demut, nicht überheblich zu sein.“ Unter Moderation von Barbara Herbst, Leiterin des BVMW-Kreisverbandes Bergisches Rheinland, beschrieb Dachdeckermeister Oliver Oettgen aus Kerpen seine Erfahrungen mit der Einführung von Künstlicher Intelligenz.
Am Beispiel der Kreditorenbuchhaltung in seinem Betrieb mit rund 50 Beschäftigten erläuterte er, dass früher häufig im Bearbeitungsprozess von der Rechnungseingangsprüfung bis zur Zahlung etwas schiefgelaufen sei: „Nach der Einführung eines Dokumentenmanagementsystems gibt es keine Diskussionen unter den Kollegen mehr, wer etwas vergessen haben könnte und wir haben keine Probleme mehr mit den Lieferanten.“ Daneben werde KI für die Zeiterfassung und die Dokumentation auf der Baustelle eingesetzt. Der nächste Schritt stehe unmittelbar bevor: „Wir wollen den ganzen Prozess von der Anfrage bis zur Angebotserstellung komplett mit KI automatisieren.“
Alfred Tenner von Kuhn Innovation, einem Bereich von Kuhn Edelstahl in Radevormwald, beschrieb den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bereich Automatisierung, Digitalisierung und Optimierung der Energieeffizienz. Er gab zu: „Eigentlich wissen wir noch viel zu wenig über KI.“ Dennoch habe deren Anwendung etwa im Bereich der Bildverarbeitung bei der Bauteileprüfung unschätzbare Vorteile. Fragen der Zuhörer und ein Vortrag von David Odenthal über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Marketing rundeten die Veranstaltung ab.