Der Verein „Nina und Nico“ hilft Betroffenen von Gewalt. In Gummersbach-Niederseßmar hat er neue Räume gefunden.
UmgezogenDer Verein „Nina und Nico“ berät nun in Niederseßmar Betroffene von Gewalt

In den neuen Räumen von Nina und Nico in Niederseßmar stehen (v.l). Andrea Oltmanns, Renate Resch, Franzisca Müller, Dagmar Steinmann, Frank Helmenstein und Monica Weispfennig.
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Wer die neuen Räume von „Nina und Nico“ in Gummersbach-Niederseßmar betritt, dem fällt als erstes das Aquarium gegenüber der Eingangstür ins Auge.
Große und kleine, bunte und einfarbige Fische ziehen entspannt ihre Bahnen – und dienen dabei als wahrer „Gamechanger“, sagt Monica Weispfennig vom Vorstand des Vereins: „Viele Kinder und Jugendlichen, die erstmals zu uns kommen und nicht wissen, was sie hier denn erwartet, sind nervös. Wenn unsere Besucher aber die Fische sehen und sie einen Augenblick beobachten, entspannen sie.“ Deswegen haben die schwimmenden Mitarbeiter der Beratungsstelle auch bereits Namen erhalten.
Gewalt hat viele Ausprägungen
Nachdem der „Verein zur Beratung von Kindern, jungen Menschen und Frauen“ seinen alten Standort an der Kaiserstraße in der Innenstadt verlassen musste, hat „Nina und Nico“ in der ersten Etage eines Gebäudes an der Kölner Straße 316 in Niederseßmar im vergangenen Jahr eine neue Heimat gefunden. Eine langwierige Suche nach einem adäquaten Ersatz gestaltete sich schwieriger als erwartet, berichtet Weispfennig, die deswegen an Bürgermeister Frank Helmenstein um Hilfe bat.
„Ich habe Kontakt zu Markus Krampe aufgenommen, der mit seinem Unternehmen umgezogen war“, sagt Helmenstein: „Er war sofort bereit, Nina und Nico zu helfen.“ Und Krampe überließ Nina und Nico zugleich mehrere Möbelstücke. In dieser Woche hat Helmenstein die neuen Räume des Vereins besucht. Er erfuhr, dass der neue Standort in Niederseßmar Vorteile für die Beratungsarbeit bietet.
Dagmar Steinmann aus dem Vereinsvorstand erklärte: „Hier hat jeder Raum seinen eigenen Eingang. In der Kaiserstraße waren manche der Bereiche nur über Verbindungstüren erreichbar.“ Um aber auch für Klienten mit beschränkter Mobilität Zugang zur Beratungsstelle zu ermöglichen, konnte der Verein zusätzlich einen Raum im Erdgeschoss anmieten, der nun noch einen barrierefreien Zugang bekommen soll.
1991 als Beratungsstelle gegründet
Im Jahr 1991 wurde Nina und Nico als Beratungsstelle für von Gewalt betroffene Mädchen, Jungen und Frauen von der Gleichstellungsstelle der Stadt Gummersbach initiiert, im Jahr 1996 entstand daraus der von acht Frauen gegründete Verein. Heute gehören neben dem Vorstand eine Bürokraft und fünf Beraterinnen mit sozialpädagogischer Fachausbildung sowie speziellen Zusatzausbildungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit zum Team.
Anfangs erreichten die Beratungsstelle rund 260 Anfragen, heute sind es jährlich mehr als 400. „Seit Erstellung einer Statistik 1999 zählen wir insgesamt mehr als 9800 Einzelberatungen, von denen mehr als ein Drittel in den Bereich der sexualisierten Gewalt fallen, gefolgt von familiären Problemen, körperlicher oder psychischer Gewalt sowie schulischen Problemen“, berichtet Weispfennig.
Prävention spielt eine wichtige Rolle
Mit der Präventionsarbeit des Vereins an Kitas, Grundschulen sowie weiterführenden und heilpädagogischen Schulen, die neben Unterrichtseinheiten für Eltern, Erzieher, Pädagogen und Schüler auch gesponserte Theaterstücke zu den Themen Missbrauch und Gewalt beinhalten, wurden bislang mehr als 40.000 Kinder und Jugendliche erreicht.
Dagmar Steinmann sagt: „Mittlerweile sind es nicht mehr nur die Eltern oder Lehrer oder Erzieher, die sich an uns wenden. Kinder und Jugendliche suchen auch immer öfter von sich aus das Gespräch mit uns. Weil sie uns und unsere Arbeit durch die Präventionsmaßnahmen an ihren Schulen und Kitas kennen.“
Auch sei die Hemmschwelle um einiges niedriger geworden. Steinmann ergänzt: „Wir hatten am Weltkindertag einen Stand in der Innenstadt. Klienten, die bei uns das Beratungsangebot in Anspruch genommen haben, sind offen auf uns zugegangen. Das wäre vor fünf oder zehn Jahren undenkbar gewesen.“ Die Wahrnehmung in der Gesellschaft zu dem Thema habe sich extrem geändert – „und das ist sehr gut und wichtig“, sagt Steinmann.