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Drei Könige auf HausbesuchUnterwegs mit Sternsingern in Gummersbach – Warum Kinder von Tür zu Tür ziehen

Lesezeit 4 Minuten
Die Sternsinger in Gummersbach, hier im Januar 2023, stehen vor der Haustür einer Anwohnerin und singen Lieder.

Die Sternsinger in Gummersbach gehen von Tür zu Tür und singen Lieder.

Die Sternsinger in Gummersbach ziehen von Tür zu Tür. Doch das Singen vor den Häusern kostet den ein oder anderen ganz schön Überwindung. Dabei haben die Kinder ein ganz besonderes Ziel.

Erika Linder freut sich von Herzen, dass die Sternsinger vor ihrer Tür stehen. „Wie schön, dass Ihr da seid“, begrüßt die Gummersbacherin die kleine Kindergruppe strahlend, die gerade „Stern über Bethlehem“ gesungen hat und sich jetzt über eine Spende sowie ein paar Süßigkeiten freut.

Für Erika Linder gehört das Dreikönigssingen zur ausklingenden Weihnachtszeit, rund um den Dreikönigstag am heutigen 6. Januar, seit vielen Jahren dazu, ist sie doch selbst früher mit Gruppen durch die Gummersbacher Innenstadt gezogen.

Sternsinger in Gummersbach sammeln Spenden für Kinder in Indonesien

„Wir waren unermüdlich und haben viel Geld für bedürftige Kinder weltweit sammeln können“, blickt die 83-Jährige zurück. Dass global geholfen werde, findet Erika Linder an dieser Aktion so besonders.

Sozusagen ihr Erbe angetreten hat vor sechs Jahren die Familie Windmöller, die der katholischen Gemeinde St. Franziskus in der Kreisstadt angehört. Ihr Gebiet umfasst die Innenstadt. Fünf Nachmittage sind die Sternsinger insgesamt unterwegs, um zu singen, den Segen zu bringen, um in diesem Jahr Geld für Kinder in Indonesien zu sammeln und um Freude zu schenken.

Der Segen kommt per Kreide an die Tür, nachdem die Sternsinger, hier im Januar 2023 in Gummersbach, der Besuchten ein Lied gesungen haben.

Der Segen kommt per Kreide an die Tür, nachdem die Sternsinger in Gummersbach der Besuchten ein Lied gesungen haben.

Andrea Windmöller berichtet lachend, dass sie ihre Kinder, als sie ganz klein waren, schon im Bollerwagen mitnahm. Heute sind Ben, der Sternträger, zwölf Jahre alt, Tochter Jule, die Balthasar darstellt, ist acht und Jakob, alias Melchior, ist sechs. An ihrer Seite ist ihr Freund Louis, der als Caspar gewandet ist und seine Geschwister Leo (3) und Mila (6) dabeihat – als Azubis.

Die beiden, ebenfalls aus dem Fundus der Kirchengemeinde königlich gekleidet, schauen mit großen Augen zu, wie die versierten Sternsinger an Erika Linders Tür stehen, denn sie möchten diese Tradition in den kommenden Jahren dann weiterführen. Jule und Louis sind Kommunionkinder und wissen sehr genau, warum sie diese Aktion mögen. So sagt Jule: „Es geht darum, ganz viel Geld für arme Kinder zu sammeln.“

Und Louis ergänzt: „Die Heiligen Drei Könige waren Sterndeuter, die einem hellen Stern folgten, um Jesus zu beschenken.“ Ben, der seinen Stern immer mal wieder an seine Geschwister hergeben muss, weiß noch mehr: „Die Spenden, die wir sammeln, werden unter anderem in die Ausbildung indonesischer Kinder gesteckt. Das war Thema bei der Aussendung.“

Sternsinger in Gummersbach: Zum Singen an der Tür gehört Mut

Mehr als 30 Kinder aus der Gemeinde wurden dabei feierlich auf den Weg geschickt. Das klingt nach einer großen Zahl, doch Andrea Windmöller relativiert: „Wir haben mittlerweile doch einige Schwierigkeiten, Kinder zu finden, die mitmachen möchten. In der Pandemie mussten wir ein Jahr komplett aussetzen, 2022 durften wir nicht singen, aber zumindest den Segen spenden.“ Zwei Jahre seien lang in einem Kinderleben – da hätten selbst engagierte Könige zum Teil nicht wieder zur Aktion Dreikönigssingen zurückgefunden, bedauert sie.

Sie selbst sei als Kind im Münsterland als Sternsinger unterwegs gewesen und erinnert sich noch gut, dass das öffentliche Singen manchmal eine Überwindung war. „Je mehr Menschen zuhörten, desto schwerer fiel es mir“, gibt Andrea Windmöller schmunzelnd zu. Auch ihre Kinder und Louis nicken – zum Singen an der Tür gehöre ein bisschen Mut, finden alle vier.

Diese Ermutigung wird ihnen unterwegs zuteil. Denn auf dem Weg zu Erika Linders Haus bleibt eine Passantin stehen und fragt, ob die Gruppe auch in ihre Straße komme. Sie freut sich sehr, als sie erfährt, dass ihr Haus an der Route liegt, spendet aber lieber schon jetzt: „Falls ich dann doch wider Erwarten nicht zu Hause bin.“

Die Gruppe werde häufig auf diese Weise angesprochen, berichtet Andrea Windmöller und betont, dass in solchen Gesprächen die positiven Aspekte der Aktion überwiegen. „Die Kritik an der katholischen Kirche und die Schlagzeilen sind dann kein Thema. Beim Sternsingen stehen die Freude über den Segen und die Hilfe für Kinder in aller Welt an erster Stelle.“


Der gute Zweck

Im neu begonnenen Jahr steht im Fokus der Aktion Dreikönigssingen der Kinderschutz. Das diesjährige Motto lautet „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“.

Dabei arbeiten die Träger der Aktion, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend im diesjährigen Beispielland Indonesien mit der Alit-Stiftung zusammen, die Kinder vor Gefahren, Gewalt und Missbrauch schützen will. Insgesamt werden mit den Spenden Hilfen für Kinder in mehr als 100 Ländern weltweit unterstützt. (kpo)