Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Handball-BundesligaVfL Gummersbach versagt beim ThSV Eisenach

5 min
Eisenachs Vukasin Antonijevic wirbelt die VfL-Abwehr durcheinander.

Die Gummersbacher Abwehr fand wenig Mittel, um die Eisenacher Angreifer zu stoppen.

Die favorisierten Gummersbacher verlieren gegen entfesselt aufspielende Eisenacher mit 29:32 (15:15).   

Die Vorfreude auf die besondere Stimmung in der Werner-Aßmann-Halle wird bei Gudjon Valur Sigurdsson, Trainer des VfL Gummersbach, wohl nach dem Abpfiff einem kräftigen Kater gewichen sein. Er sei massiv enttäuscht, sagt denn auch Sigurdsson im Anschluss an das Spiel. Mit 29:32 (15:15) hatte seine Mannschaft vor 2610 Zuschauern gegen den ThSV Eisenach verloren. Es war für die Gummersbacher im siebten Spiel die zweite Saisonniederlage.

Die Gummersbacher, bei denen wie bereits im Pokalspiel gegen den TV Hüttenberg Kentin Mahé pausieren musste, hatten von Beginn an Probleme mit der aggressiven Abwehr der Gastgeber. Zwar legten die favorisierten Gäste in den ersten 30 Minuten immer vor und führten mehrfach mit zwei Toren.

VfL Gummersbach mit 15 technischen Fehlern

Doch schon in der frühen Phase des Spiels leisteten sich die Gummersbacher viele technische Fehler, am Ende sollten es 15 sein. So fiel auch nicht ins Gewicht, dass der Gummersbacher Torhüter Dominik Kuzmanovic zur Pause mit sieben Paraden gegen den Eisenacher Silvio Heinevetter (2) führte. Die zweite Parade zeigte Heinevetter mit dem Pausenpfiff, als er den direkten Freiwurf von Miro Schluroff abwehrte.

Nach der Pause fand der VfL   nicht zurück in der Partie: Vier Fehlwürfe   sorgten dafür, dass Eisenach mit 17:15 (34.) führte. Zwar verkürzte Kay Smits auf 16:17 (36.), doch die Gummersbacher leisteten sich in der Folge technische Fehler, die die Gastgeber zu   schnellen Toren nutzten. Als der VfL -Trainer beim Stand von 16:20 eine Auszeit nahm, nutzte er Ironie, um seinem Ärger Luft zu machen: „Ist es das, was wir in der Halbzeit besprochen haben, dass wir Eisenach so schnell wie möglich den Ball geben, damit sie Tore werfen können?“

Eisenach überzeugte mit Einsatz, Willen und Leidenschaft

Sein Ausbruch nutzte nichts, seiner Mannschaft fehlte weiter die nötige Aggressivität in Abwehr und Angriff gegen die entfesselt auftretenden Eisenacher, deren Beine in der Abwehr nie müde zu werden schienen. 45 Mal sei seine Mannschaft von den Abwehrspielern gestoppt worden, so Sigurdsson, eine Zahl, die niemand gerne lesen wolle.

Eisenach habe seiner Mannschaft gezeigt, so der VfL-Trainer, was mit Einsatz, Willen und Leidenschaft möglich sei. So sei er zwar massiv     enttäuscht, aber auch inspiriert von der Abwehrleistung der Eisenacher.

Zwar verkürzten die Gummersbacher in doppelter Überzahl noch einmal auf 20:22 (45.) durch die ersten beiden von insgesamt fünf Treffern in Folge von Miro Schluroff und einem Treffern von Ellidi Vidarsson zum 24:25 (51.), doch die Partie drehen konnten sie nicht. Dafür   war der Angriff an diesem Tag zu langsam, lief sich ständig fest in der Abwehr der Gastgeber und herausgespielte Würfe aus dem Rückraum waren Mangelware. Dazu kam, dass die Abwehr   zu wenig Zugriff auf die Eisenacher Handballer hatte.

Für Gudjon Valur Sigurdsson geht es nun darum, die Partie gegen Eisenach zu analysieren und abzuarbeiten im Hinblick auf die nächste Aufgabe. Bereits am Donnerstag, 19 Uhr, erwartet der VfL Gummersbach den wiedererstarkten HC Erlangen.


Tore ThSV Eisenach: Joelsson (3/2), Beneke (2), Hangstein (1), Walz (3), Ende (1), Aellen (9), Meyer (2), Antonijevic (2), Seitz (4), Büchner (4), Leu (1).

Tore VfL Gummersbach: Gomes (3), Vidarsson (5), Kodrin (1), Vujovic(1/1), Köster (3), Häseler (3), Schluroff (10), Horzen (1), Smits (2)..


Neben dem Platz

Der VfL Gummersbach ist mehr als gut in die Saison gestartet, die Schwalbe-Arena seit 34 Spielen in Folge ausverkauft und die Begeisterung um die Bundesliga-Handballer so groß wie nie. Dass der VfL Gummersbach nach den Turbulenzen der früheren Jahre finanziell nach wie vor nicht auf Rosen gebettet ist, ist bekannt. Trotzdem wird über die Finanzen des Clubs diskutiert, wie schon lange nicht mehr, ausgelöst durch den Handball-Podcast „Kreis ab“.

Der Beitrag bezieht sich auf ein Schreiben, das VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler selbst verfasst und an potenzielle Investoren verschickt hatte, darunter auch einige, die bereits zu den 400 Partnern des Vereins gehören. Dazu seien weitere gekommen, bei denen man der Meinung war, dass sie als Investoren für eine Beteiligung an der GmbH in Frage kommen“, so Schindler.

Für ihn sei das ein ganz normaler Vorgang, wie man ihn in der Vergangenheit bereits getan habe. Es sei ein ganz offizielles Schreiben gewesen, was jetzt daraus gemacht werde, sei befremdlich. Zumal der VfL Gummersbach wirtschaftlich so gut wie noch nie dastehe. Trotzdem habe der Verein durch die Dinge aus der Vergangenheit Schulden. 1,2 Millionen Euro müssten noch abgebaut werden, 600.000 Euro müssten dafür an Zins- und Tilgungsleistungen pro Jahr aufgewendet werden. Geld, das er, so Schindler, lieber in die Mannschaft stecken würde.

Das negative Eigenkapital von 3,5 Millionen, erklärte der Geschäftsführer, gehöre bei einem Wirtschaftsunternehmen wie dem VfL auch zum wirtschaftlichen Risiko. Er räumte aber ein, dass es reduziert werden müsse, auch wegen der Auflagen der Handball-Bundesliga. Als er den VfL 2019 als Geschäftsführer übernommen habe, habe Gummersbach acht Millionen Schulden gehabt und drei Millionen für den laufenden Etat benötigt.

Zusätzliche Mittel sollen nun helfen, die positive sportliche Entwicklung schneller weiter voranzutreiben, um sich in der Handball-Bundesliga oben festzusetzen. Dabei stellt Schindler klar, dass es keine Rettungsaktion wie vor Jahren für den VfL sei, sondern es darum gehe, den nächsten Schritt in der Entwicklung des Vereins zu tun. Andernfalls arbeite man weiter wie bisher, es dauere aber eben alles viel länger. Es gebe aber keinen Grund zur Sorge um den VfL, betonte Christoph Schindler auch noch einmal im Pausengespräch bei Dyn.