Mit Rasierklinge gedroht?Obdachloser aus Gummersbach soll Parfum gestohlen haben

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Landgericht Köln und Amtsgericht Köln

Der angeklagte Gummersbacher steht vor dem Kölner Landgericht. (Symbolbild)

Der Angeklagte räumt den Diebstahl in einem Drogeriemarkt in Gummersbach ein, will aber keine Rasierklinge gezückt haben.

Gemächlich geht er zwischen den Regalen eines Drogeriemarktes in Gummersbach umher. In der Parfüm-Abteilung bleibt er stehen, schaut sich die bunten Verpackungen an, legt ein bis zwei in den roten Einkaufskorb, den er über den linken Arm gehängt hat. Die nächste Duftstoffverpackung verschwindet dann aber nicht im Körbchen, sondern im Innern seiner Jacke. Weitere Parfüms folgen — so zeigen es zumindest Videoaufnahmen, die am Freitag vor dem Kölner Landgericht im Prozess gegen einen 37-jährigen Obdachlosen aus Gummersbach gezeigt wurden.

„Fass mich nicht an“

Angeklagt ist der Mann, der sich auf den Aufnahmen selbst wiedererkannte, vor der 11. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Sabine Kretzschmar wegen schweren räuberischen Diebstahls. Denn nachdem er die Parfüms eingesteckt hatte und versucht haben soll, ohne zu zahlen das Geschäft zu verlassen, wurde er von einer Mitarbeiterin angesprochen.

Doch der Angeklagte soll gesagt haben: „Fass mich nicht an.“ Anschließend soll eine Beleidigung gefallen sein, bevor er erneut gesagt haben soll: „Fass mich nicht an.“ Dann soll er eine Rasierklinge gezückt und damit gedroht haben, um sich im Besitz der Beute zu halten, wie es in der Anklage hieß.

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Angeklagter gibt zu, unzählige Male Parfüm geklaut zu haben

Anschließend konnte der Mann dann das Geschäft verlassen. Der Wert der erbeuteten Parfüms lag laut Anklage der Staatsanwaltschaft bei rund 300 Euro. Vor Gericht räumte der 37-Jährige den Diebstahl des Parfüms ein. Er bestritt aber vehement, dass er eine Rasierklinge dabei gehabt habe. „Was soll ich mit einer Rasierklinge? Die ist so scharf, die kann man ja nicht mal einfach in der Hand halten.“

Wenn er in dem Drogeriemarkt geklaut habe, und das habe er oft getan, dann sei er einfach immer nur losgerannt, „wenn es gepiepst hat“ — womit der Angeklagte die elektronische Warensicherung am Markteingang meinte.

Zwar habe er ein Hausverbot in dem Geschäft gehabt, er sei trotzdem immer wieder hinein. „Die Mitarbeiterin war auch immer freundlich, wenn sie mich erwischt hat“, sagte der Angeklagte. „Ich habe da unzählige Male Parfüm geklaut. Theater hat es nie gegeben“, sagte der 37-Jährige.

Angeklagter verkaufte Parfüm in Marienheide weiter

Motiv für den Parfüm-Diebstahl: Der seit vielen Jahren in Notunterkünften oder im Gefängnis lebende Mann ist drogenabhängig. Die Duftstoffe habe er weiterverkauft: „In Marienheide“, wie er sagte. Für ein Parfüm habe er um die 10 Euro erhalten, selbst dann, wenn der Wert der Ware 50 oder gar 70 Euro betragen habe.

Er habe auch Auftragsdiebstähle begangen, wenn er wusste, jemand wolle ein bestimmtes Parfüm. Für das Geld habe er dann Alkohol – meist Wodka – oder Drogen gekauft. An Betäubungsmitteln konsumiert habe er eigentlich alles. „Cannabis, Heroin, LSD, Ecstasy“, zählte der 37-Jährige auf. Der Prozess wird fortgesetzt.

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