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RuhestandEinst Azubi, heute Vorstandschef: Sparkasse Gummersbach verabschiedet Frank Grebe

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Nach 45 Jahren bei der Sparkasse Gummersbach geht deren Vorstandschef Frank Grebe nun in den Ruhestand.

Nach 45 Jahren bei der Sparkasse Gummersbach geht deren Vorstandschef Frank Grebe nun in den Ruhestand.

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Gummersbach, Frank Grebe, geht nach 45 Jahren in den Ruhestand. Wir sprachen mit ihm über diese Zeit.

„Herr Grebe, wie sind Sie zur Sparkasse gekommen?“

Frank Grebe: Das ging 1971 los. Damals bin ich in Gummersbach auf das Gymnasium gekommen. Meine Schwester arbeitete damals schon im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und ich bin zweimal in der Woche mittags nach der Schule zu ihr gegangen. Und so kam es, dass mich die Beschäftigten schnell kannten und ich zum Beispiel am Weltspartag geholfen habe.

Und war schon damals klar, dass es zur Sparkasse geht nach dem Abi?

Ich wollte nie woanders hin. Meine Klassenkameraden haben – als ich 14 oder 15 alt war – schon gewettet, dass ich sowie zur Sparkasse gehe. Und als ich dann tatsächlich dort angefangen habe, kannte ich viele Mitarbeiter schon.

Würden Sie den Weg heute noch einmal gehen?

Ja. Es war eine spannende Zeit, vor allem im Firmenkundengeschäft. Ich wurde direkt nach der Ausbildung im Kreditgeschäft eingesetzt. Wenn man bei Großunternehmen mit in die Planungsprozesse einbezogen wird, lernt man sehr viel wirtschaftliches Denken. Und das habe ich mir für meine Arbeit von Unternehmern angeeignet. Deswegen denke ich vielleicht auch unternehmerisch und nicht wie ein Sparkassenvorstand.

In Ihrer Zeit bei der Sparkasse gab es zwei Fusionen, auch die mit Bergneustadt.

Das weiß ich noch gut. Die Fusion mit der Sparkasse Bergneustadt 1992 war eine enorme Herausforderung. Nachdem man sich von beiden Bergneustädter Vorständen getrennt hatte, sagten die verbliebenen Vorstände aus Gummersbach, Jürgen Flasdieck und Manfred Stettes, zu mir, ich solle am nächsten Montag nach Bergneustadt fahren und dort „übernehmen“. Ich kannte dort keinen Kunden und keinen Mitarbeiter. Und dann bin ich montags da hingefahren – und habe gemerkt, dass ich mit den Menschen gemeinsam etwas bewegen kann. Ich habe zu den Mitarbeitern gesagt: Entweder Ihr lasst mich am langen Arm verhungern oder wir ziehen die Karre aus dem Dreck. Und das haben wir gemacht. Ich habe in dieser Zeit unglaublich viel gelernt – auch von den Unternehmen dort. Vielleicht auch deswegen sage ich noch heute bei bestimmten Problemen: Wie würde ein Unternehmer entscheiden?

Apropos Firmenkunden: Welchen Anteil haben diese bei der Sparkasse Gummersbach heute?

Wir haben im Bereich der Privatkunden einen Marktanteil von mehr als 45 Prozent. Im Firmenkundenbereich liegen wir bei 40 Prozent. Das sind für eine Sparkasse beides sehr hohe Werte und keineswegs normal. Mehr als 40 Prozent der Wertschöpfung im Oberbergischen Kreis kommen hier aus dem produzierenden Gewerbe. Im Rheinisch-Bergischen Kreis ist das gerade mal die Hälfte. Die Besonderheit bei uns sind die vielen familiengeführten Unternehmen mit einer ganz anderen Verantwortung, auch gerade in Krisensituationen. Deswegen passt das auch gerade mit einer Sparkasse zusammen. Es macht wirklich Spaß, diese Unternehmen zu begleiten.

Was würden Sie sagen, wenn ein Kunde Sie fragt, warum er zur Sparkasse und nicht zu einer Privatbank gehen soll?

Ich schildere ihm dann, was wir gemacht haben, als Corona ausgebrochen ist. Da habe ich in der Belegschaft gefragt, wer sich vorstellen kann, über die reguläre Arbeitszeit hinaus im Kreditgeschäft mitzumachen. Darauf haben sich 50 Freiwillige gemeldet, die auch nach Feierabend und am Wochenende parat standen. Und dann haben wir die Kunden angesprochen und sie gefragt, wo wir sie unterstützen können. Im Zweifelfelsfall hätten wir hier auch in Schichten gearbeitet. Denn es ging vor allem darum, den Kunden zu helfen. Und es wurde geholfen, wenn Geld gebraucht wurde. Binnen fünf Tagen wurde hier ein Kreditantrag bearbeitet. Das, glaube ich, ist auch für Sparkassen schon sehr ungewöhnlich.

Wie sehen Sie die Größe der Sparkasse nach zwei Fusionen? Muss sie weiter wachsen?

Von der Größenordnung sind wir im unteren Drittel bei den Sparkassen. Es gibt aber nichts, was wir nicht machen können. Wir können alles anbieten, im Zweifelsfall auch mit externen Dienstleistern. Wir sind schnell und wenn es Probleme gibt, ist der Vorstand auch schnell greifbar. Wir haben nicht so viele Ebenen dazwischen, die bei Entscheidungen durchlaufen werden müssen. Zudem haben wir viele Eigengewächse. Das gilt für mich genauso wie für meinen Vorstandskollegen Dirk Steinbach. Auch Gunter Derksen würde ich in diesem Atemzug mit nennen, da er sehr viele Jahre für die Kreissparkasse in der Region tätig war. Wir alle kennen dieses Geschäftsgebiet, die Menschen, die Unternehmen und Privatkunden. Und das ist der Riesenvorteil für uns. Und deswegen passt das schon.

Nennen Sie doch mal ein Beispiel.

Das verwahrte Wertpapiervermögen, das unsere Kunden bei uns unterhalten, beträgt mittlerweile 1,2 Milliarden Euro. Eine Sparkasse unserer Größenordnung hätte vielleicht normalerweise etwas über die Hälfte dieses Betrages. Das zeigt auch, welche Qualität in Sachen Beratung bei uns vorhanden ist. Die Besonderheit ist, dass die Berater keine Vorgabe von Produkten haben, sondern im Prinzip selbst Produktkörbe zusammenstellen. Das haben wir vor ein paar Jahren so eingeführt. Das wiederum hat dazu geführt, dass wir in dem Bereich – bezogen auf unsere Größe – zu den stärksten Häusern teilweise auch bundesweit gehören.

Ist das allein Ihr Verdienst?

Nein, alleine bewegt man gar nichts. Das geht nur im Team zusammen. Das war schon bei dem Neustart nach der Fusion mit Bergneustadt so. Und so ist es auch gelaufen, als wir mit Wiehl fusioniert haben. Alles im Team.

Wie sehen Sie Perspektiven für Ihre Sparkasse Gummersbach? Wo geht die Reise hin?

Klar ist, dass die Zahl der digitalen Prozesse weiter steigen wird, dass der Kunde mehr selbst erledigen kann. Aber ich glaube, dass der Kunde immer noch Wert darauf legt, für entscheidende Sachen einen Ansprechpartner zu haben, und das gerade, wenn er Probleme hat. Und der Kunde soll keine Entscheidungen von der Stange erhalten, sondern sein Problem gelöst bekommen.

Ist die Unterstützung im sozialen Bereich nur eine gesetzliche Vorgabe, die man erfüllen muss?

Bei der Schuldnerberatung heißt es ja immer, wir seien dazu verpflichtet. Aber ich glaube, dass das alles schon viel früher anfängt, also bei der Prävention. Es geht also nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch darum, dass wir den Menschen helfen. Das geht schon bei der Kreditvergabe los und unserer Verantwortung, ob wir es machen oder nicht. Verantwortung aus Überzeugung ist für uns mehr als ein Slogan.

Viele Gummersbacher kennen Sie auch als eingefleischten VfL-Fan, woher kommt das?

Ich habe selbst in Niederseßmar Handball gespielt. Die Nähe zum VfL kam, als der Verein im Jahr 2011 eine Liquiditätslücke von 2,2 Millionen Euro hatte. In einer einmaligen Rettungsaktion, in die auch wir involviert waren, haben Wirtschaft und Fans es vermocht, den Verein binnen weniger Tagen vor der Insolvenz zu bewahren. Das war unglaublich.

Was werden Sie denn in Zukunft mit Ihrer freien Zeit machen? Droht Langeweile?

Das gewiss nicht, denn ich konnte ja den Ausstieg bei der Sparkasse selbst bestimmen. So gesehen weiß ich schon, was ich alles vorhabe. Dazu gehört auch, dass ich mir einen Fiat 500 Elektro gekauft habe. Freunde meinten, dass der doch für meine Frau sei, da ich zuletzt doch eher größere Autos hatte. Aber so ein Auto ist genau das, was ich mir für den Ruhestand gewünscht habe – anders als vielleicht von vielen erwartet.


Zur Person: Das ist Frank Grebe

Frank Grebe, am 20. März 1961 in Gummersbach geboren, absolvierte nach dem Abitur am Grotenbach-Gymnasium von 1980 bis 1983 die Ausbildung zum Bankkaufmann. Er durchlief im Verlauf seiner Karriere diverse Stationen – von der Kreditabteilung über die Leitung der Hauptgeschäftsstelle in Bergneustadt bis hin zur Leitung des zentralen Kreditbereichs.

Von 2022 bis 2004 war Grebe stellvertretendes Vorstandsmitglied, danach ab dem 1. Januar 2005 ordentliches Vorstandsmitglied. Gut zwei Jahre später löste er seinen Vorgänger Manfred Stettes als Vorstandsvorsitzenden des Geldinstituts ab.

Während seiner Amtszeit begleitete Frank Grebe den Umbau der Hauptstelle in Gummersbach im Jahr 2009. Im Jahr 2011 verlieh ihm die Stadt Gummersbach die Goldene Stadtmedaille in Sonderprägung für seine außerordentlichen Leistungen für die Stadt. „Im Grunde habe ich nichts weiter gemacht als meinen Job“, sagte Frank Grebe dazu.