Honig im Kopf im Schauspielstudio OberbergWie fühlt sich das Vergessen an?

„Honig im Kopf“ kann auch auf der Bühne des Wiehler Theaters an der Warthstraße die Zuschauer überzeugen.
Copyright: Christian Melzer
Wiehl – Vergessen fühle sich an wie Honig im Kopf, sagt der an Alzheimer erkrankte Amandus auf die Frage seiner Enkelin Tilda. Als „so fürchterlich verklebt“ definiert er das, was es unmöglich macht, Erinnerungen zu fassen und auszudrücken.
Es sind diese Momente voller Tragik und gleichzeitig voller Komik, die das Ensemble des Schauspielstudios Oberberg auf die Bühne des Theaters an der Warthstraße gebracht hat und die zu Tränen rühren. Unter der Regie von Raimund Binder brillieren Anna Pflitsch als Enkelin Tilda und Gisbert Möller als Amandus Rosenbach in ihren Rollen im Schauspiel „Honig im Kopf“.
Von der Arztpraxis bis zum Markusplatz: Alles auf einer Bühne in Wiehl
2014 begeisterte und berührte der gleichnamige Film von Til Schweiger die Kinobesucher. Dieter Hallervorden, damals in der Hauptrolle des Filmes, setze sich anschließend für eine Bühnenfassung ein. Diese Fassung von Florian Battermann in der Bearbeitung von René Heinersdorff ist es nun, die in Wiehl gezeigt wird.
Und einfach war es sicher nicht, insgesamt 16 Spielorte von der Arztpraxis bis hin zum Markusplatz in Venedig zum Leben zu erwecken. Doch das Ensemble schafft es durch geschickt verteilte Vorhänge, die geöffnet und geschlossen werden und mit wenigen Requisiten, das Publikum auf eine wilde Reise nach Venedig und quer durch Amandus’ mittlerweile kindliche Gedankenwelt mitzunehmen. Zur fesselnden und auch glaubhaften Intensität des Stückes tragen auch Kerstin Kaun und Colin Knura bei, die als Ehepaar Sarah und Niko Rosenbach mitten in einer quälenden Krise stecken, sowie Maike Krei und Peter Schubert, die mühelos alle weiteren Rollen stemmen.
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Doch letztlich sind es die beiden Hauptdarsteller Anna Pflitsch und Gisbert Möller, die die Theaterbesucher so richtig umhauen. Pflitsch ist zwar schon 25 Jahre alt und studierte Theaterwissenschaftlerin, doch man nimmt ihr die elfjährige Tilda unbesehen ab und liebt ihren unverkrampften Umgang mit dem von ihr so verehrten Opa, der immer öfter in seine eigene Welt abdriftet.
Das Gesicht drückt jede Regung aus
Und Gisbert Möller ist schlicht ein Glücksgriff für die Rolle des ehemaligen Tierarztes Amandus. Vom Glück über eine wieder aufgetauchte Erinnerung bis zur tiefsten Depression drückt sein Gesicht jede Regung aus. Seine wandelbare Gestik unterstreicht absurde Konversationen mit pfiffigem Schelm. Doch Sekunden später zeigt sich in hängenden Schultern und heruntergerutschten Mundwinkeln unerträgliche Traurigkeit. „Honig im Kopf“ funktioniert in Wiehl ganz wunderbar.
Die nächsten Vorstellungen sind am Mittwoch, 26. Januar, und am Freitag, 28. Januar, ab 20 Uhr im Theater an der Warthstraße. Karten gibt es bei Wiehlticket für elf, ermäßigt sechs Euro, (02262) 99-285.