Bürgerbusverein LindlarLösung für zukunftsfähigen Betrieb ist in Arbeit

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Bürgerbus auf der Linie1 in Linde mit Fahrer Markus Lücke.

Der Bürgerbus auf der Linie 1 in Linde mit Fahrer Markus Lücke.

Der Vorstand des Bürgerbusvereins Lindlar wollte die Auflösung des Vereins vorschlagen. Doch jetzt ist eine Lösung in Sicht.

Es gibt Hoffnung für den Lindlarer Bürgerbusverein. Eigentlich wollte der Vorstand den Mitgliedern in einer Versammlung am 31. Januar die Einstellung des Fahrbetriebes und die Auflösung des Vereins vorschlagen.

Doch dazu wird es jetzt nicht kommen, denn es zeichnet sich eine Lösung ab, teilte Geschäftsführer Patrick Reinold mit. Das Problem seien nicht etwa zu geringe Fahrgastzahlen, sondern die Tatsache, dass von den knapp 1000 Fahrgästen nur 140 auch die 2,50 Euro gezahlt hätten. Die anderen seien natürlich nicht schwarz gefahren, sondern hätten entweder ein Schüler-, das Deutschlandticket oder ein VRS-Ticket. Mit diesen Einnahmen könnten die Ausgaben für den Betrieb nicht gedeckt werden. Dabei fallen keine Personalkosten an, denn alle Fahrerinnen und Fahrer sind ehrenamtlich unterwegs.

1000 Euro Pauschale reicht nicht

Als Ausgleich für die Fahrten mit anderen Tickets erhalte der Verein eine Pauschale von 1000 Euro im Jahr, die reiche aber nicht aus, um die Unkosten zu decken, daher habe der Vorstand die Gemeinde, den Kreis und die Ovag in einem gemeinsamen Gespräch über die aktuelle Situation informiert. Ein finanzielles Risiko könne und wolle der Verein nicht eingehen, da keine andere Lösung in Sicht sei, müsse man den Verein auflösen.

Alles zum Thema 49-Euro-Ticket

An einer Lösung werde intensiv gearbeitet, teilte der zuständige Kreisdezernent Frank Herhaus mit. Man wolle den Bürgerbus erhalten und werde den Betrieb bis zum Sommer mit einer Übergangslösung ermöglichen. Die konkreten Details würden mit dem Bürgerbusverein besprochen. Es sei wichtig, an einigen Stellschrauben zu drehen, um den Betrieb des Vereins langfristig zu sichern. Seit 27 Jahren sorgt der Bürgerbus dafür, dass Orte, die von der Ovag nicht oder nur selten angefahren werden, mit einem Linienverkehr erreichbar sind. Aktuell gibt es vier Linien, die noch bis Ende Januar in einem Probebetrieb vormittags bedient werden.

Sechsmonatiger Probetrieb nach langer Pause

Der Probebetrieb war nach der Fahrplanänderung der Ovag gestartet worden. Vorher hatte es beim Bürgerbus einen langen Stillstand gegeben, bedingt durch einen Unfallschaden an dem alten Bus. Dessen Regulierung zog sich über Monate hin. Bis ein neues Fahrzeug beschafft war, dauerte es ebenfalls etliche Monate. Dazu kam Corona. Das habe viele Fahrgäste gekostet, sagt Markus Lücke, Pressesprecher des Bürgerbusvereins. Und auch einige Fahrer und Fahrerinnen hätten aufgehört, so dass aktuell dringend neue Ehrenamtler gesucht werden.

Der Verein plant nun, kurzfristig den Fahrplan zu ändern und die Linien einzustellen oder die Routen zu ändern, die von den Bürgern kaum genutzt worden seien. Man werde neue Haltepunkte einrichten, das sei ohne großen Aufwand möglich, im Gegensatz zu Haltestellen, die erheblich höhere Auflagen hätten. So soll der Bürgerbus künftig an den Supermärkten halten, sagt Reinhold. Die neuen Strecken würden in der nächsten Zeit abgefahren und danach ein neuer Fahrplan erstellt.

Neue Routen mit anderen Haltepunkten und weitere Sponsoren

Frank Herhaus sieht neben attraktiveren Routen auch die Möglichkeit, weitere Sponsoren für den Bürgerbus zu werben, um die laufenden Kosten decken zu können.

Wie die Finanzierung für das Deutschlandticket aussieht und welche Mittel der Verein erhält, sei unklar, so Reinhold. Auch die Ovag wisse nicht, wie für sie die Fahrten mit diesem Ticket vergütet würden.

In Wipperfürth laufen die Bürgerbusse gut, in Marienheide wird der Bürgerbusverein aufgelöst

Während in Wipperfürth zwei Bürgerbusvereine für die Mobilität sorgen, hat der Bürgerbusverein Marienheide seinen Fahrbetrieb Ende 2022 eingestellt. Der Verein wird sich in diesem Frühjahr auflösen. Dafür ist in Marienheide jetzt auch Monti am Start.


Hintergrund

Der Bürgerbusverein Lindlar fährt im Auftrag der Ovag, es ist ein offizieller Linienbetrieb, der Fahrpreis beträgt 2,50 Euro. Alle Tickets, auch das Deutschlandticket, sind gültig. Die Fahrpläne gibt es an den Haltestellen, am Bürgerbus sowie online.

Von August bis Dezember 2023 beförderte der Bürgerbusverein auf seinen vier Linien insgesamt 980 Fahrgäste, davon waren nur 140 zahlende Kunden, die anderen hatten Schüler- oder Deutschlandtickets. 

Als Entschädigung für diese Kunden erhält der Verein eine Pauschale von 1000 Euro. Das decke die Betriebskosten nicht. Wie die Deutschlandtickets abgerechnet würden, ist aktuell noch offen.

www.lindlarbus.de

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