Guten Morgen!Ein Blick ins Oberbergische – Bitte recht freundlich

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Auf einem blauen Bild steht in weißer Schrift „Berg auf, Berg ab“. In der Mitte ist eine Kameralinse zu sehen, die den Blick auf einen Mann freigibt, der mit dem Rücken zum Betrachter an einem Schreibtisch sitzt. Das Bild ist im Comic-Stil in den Farben blau, rot und weiß gezeichnet.

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Mein Bruder stand plötzlich mit einer Videoausrüstung vor der Tür. Er habe die geniale Idee mit der virtuellen Ahnengalerie für Mutters runden Geburtstag erst auf den letzten Drücker gehabt, schilderte er. Deshalb müsse jetzt alles ganz schnell gehen. Er hatte schon Highlights aus Fotoalben und Handyclips zusammengeschnitten. Nun seien wir an der Reihe und sollten vor seiner Linse zu Schauspielern mutieren. Um uns zu motivieren, sollten wir uns vorstellen, wie sich unsere Urenkel in 100 Jahren für den Film ein Abspielgerät aus dem Museum besorgen müssten und sich bei unserem Anblick schlapp lachen. Tatsächlich solle nichts gestellt oder gekünstelt wirken, sondern jeder ganz natürlich in sein Hobby vertieft wirken.

Meine Frau legte sich auf die Couch und begann zu stricken. Als sie dabei einen Lachanfall bekam, meinte unser Regisseur, er brauche noch ein paar ernsthafte Szenen. Dafür hatte er einen grünverwaschenen Hintergrund mitgebracht, der wirkte wie eine Ansammlung ausrangierter OP-Kittel. Davor sollten wir der Jubilarin aus altertümlichen Kristallgläsern zuprosten, die er mitgebracht hatte. Den Text dazu hielt er hinter der Kamera hoch wie bei einem Teleprompter. Ohne Brille kniff mein Elfchen beim Lesen so reizend die Augen zusammen, dass ihr ein Sympathiebonus gewiss ist.

Hätte der Hobbyfilmer uns jetzt aufgefordert, einen Kanon zu singen, könnten wir den Clip glatt für den European Song Contest einreichen. Doch da begann der Videofreak bereits hektisch zusammenzupacken. Ich habe mich schon als Schlagerstar gesehen, aber vielleicht beim nächsten Mal.

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