Betriebsbedingte Kündigungen werden bei der Firma Montaplast nicht ausgeschlossen. Aus drei Werken sollen künftig zwei werden.
Bis 2028Firma Montaplast baut in Morsbach 650 Stellen ab

Blick auf das Firmengelände der Firma Montaplast in Morsbach.
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Der Belegschaft des Morsbacher Automobilzulieferers Montaplast steht ein gewaltiger Personalabbau bevor. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilt, geht es um 650 Beschäftigte, von denen sich Montaplast bis zum Jahr 2028 trennen will. In welchen Bereichen und in welchem Umfang genau der Personalabbau stattfinden wird, stimmt die Geschäftsführung in den nächsten Wochen mit dem Betriebsrat ab. Bis Ende September soll das Personalkonzept stehen.
Der Stellenabbau solle so sozialverträglich wie möglich umgesetzt werden, das heißt mit Interessenausgleich und Sozialplan. Ein großer Teil des Personalabbaus soll über die Reduzierung von Leihkräften umgesetzt werden können. Betriebsbedingte Kündigungen könnten jedoch laut Mitteilung nicht ausgeschlossen werden. Betroffen seien sowohl die Fertigung als auch die Verwaltung, wo es ebenfalls einen Personalüberhang gebe.
Montaplast wird künftig nur noch in zwei Werken produzieren
Die Geschäftsführung hat am Dienstag der Belegschaft die Eckpunkte ihres Restrukturierungskonzepts vorgestellt. Dazu gehört auch, dass Montaplast künftig nur noch in zwei und nicht wie bisher in drei Werken produziert. Im Werk 1 soll in Zukunft nur noch die Fertigung von Ersatzteilen stattfinden, die Produktion wird auf die anderen beiden Werke verlagert. „Die Auslastung unserer Werke ist seit 2018 stetig gesunken, ohne dass je die Kapazitäten angepasst wurden“, erläuterte CEO Tom Graf in einer Pressemitteilung. „Hier haben wir deutlichen Nachholbedarf, damit wir wieder auf branchenübliche Auslastungswerte kommen. Momentan liegen wir deutlich darunter.“ Dass Banken und Gesellschafter die Finanzierung von Montaplast bis ins Jahr 2028 gesichert hätten, sieht Graf als einen „großen Vertrauensbeweis – aber auch verbunden mit einem klaren Auftrag“.
Das Restrukturierungsprogramm ist das Ergebnis der Arbeit der Geschäftsführung mit Unterstützung einer renommierten Beratungsgesellschaft. Ziel sei es, das Unternehmen bis 2028 wieder wettbewerbsfähig und profitabel zu machen. Anfang Juli hatten die Banken und Gesellschafter daraufhin die Finanzierung des Unternehmens bis 2028 gesichert.
Montaplast: „Mitteilung der Geschäftsführung war ein Schock“
„Die Mitteilung der Geschäftsführung war für die Kollegen natürlich ein Schock“, wird der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Frank Rosenthal zitiert. Dennoch habe die Belegschaft die Informationen ruhig aufgenommen. Dazu habe sicherlich beigetragen, dass der Standort Morsbach erhalten bleiben soll und der Personalabbau stufenweise erfolgen werde. Rosenthal würdigte im Gespräch mit dieser Zeitung die Arbeit von CEO Tom Graf. Ihm sei es gelungen, die für die Neuaufstellung erforderliche Finanzierung in nur vier Monaten hinzubekommen. „Das alte Management hat die Durchfinanzierung noch nicht einmal in zehn Jahren erreicht“, so Rosenthal.
Management und Betriebsrat träten nun in die erforderlichen Verhandlungen für Interessenausgleich und Sozialplan ein. „Das Management hat betont, dass der Personalabbau so sozialverträglich wie möglich erfolgen soll“, ergänzt der Betriebsratsvorsitzende. „Wir sind deshalb zuversichtlich, dass wir dies gemeinsam im Interesse der betroffenen Kollegen aushandeln werden.“ Rosenthal betonte im Gespräch, dass es bei der Restrukturierung nicht nur um Montaplast und somit den größten Arbeitgeber im Oberbergischen gehe, sondern auch um Morsbach. Die meisten der Kolleginnen und Kollegen seien hier daheim.
Deutliche und erneute Kritik übte der Betriebsrat an der für Montaplast zuständigen Gewerkschaft IGBCE. Die Vertreter aus Köln hätten es nicht einmal für nötig erachtet, sich am Dienstag in Morsbach blicken zu lassen. Schon vor Monaten hatte sich der Betriebsrat beim Vorstand der IGBCE beschwert. „Doch getan hat sich nichts“, sagt Rosenthal. Auch eine Beschwerde beim Vorstand des DGB habe bislang zu nichts geführt. Wie bereits mehrfach berichtet, möchten der Betriebsrat und der überwiegende Teil der Belegschaft zur IG Metall wechseln, wie Rosentahl auch noch einmal betonte.
Das Unternehmen
Die Montaplast-Gruppe gehört zu den weltweit führenden Anbietern für Automobil-Kunststoffteile und -module. Mit Produkten wie Kühlerschutzgittern, Rad- und Türabdeckungen sowie Kunststoffteilen für Karosserie und Antriebsstrang (Elektro- und Verbrennerfahrzeuge) beliefert das Unternehmen namhafte Automobilhersteller in Europa, China und Nordamerika. Die Gruppe beschäftigt weltweit zirka 4900 Mitarbeiter an zehn Standorten, darunter rund 2100 Mitarbeiter an den drei Standorten in Deutschland.