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HerzenssacheFür historische Hängebrücke in Morsbach gilt nun Denkmalschutz – Hilfe gefragt

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Seit dem 3. August 2022 ist in Morsbach die historische Hängeseilbrücke gesperrt. Das Werk ist marode, ein Betreten wäre inzwischen lebensgefährlich. Der Heimatverein an die Sperren mit Fotos und Wissenswertem versehen.

Seit dem 3. August 2022 ist in Morsbach die historische Hängeseilbrücke gesperrt. Das Werk ist marode, ein Betreten wäre inzwischen lebensgefährlich. Der Heimatverein an die Sperren mit Fotos und Wissenswertem versehen.

Seit August 2022 ist das beliebte Bauwerk gesperrt. Jetzt gibt es Hoffnung für die Wisserquerung, die für viele Ältere ein Stück Kindheit ist.

Über den Wogen der Wisser posiert man gern, im schnieken Sonntagszwirn ebenso wie in der legeren Wanderkluft. Kaum führt die Hängeseilbrücke über den Bach, da gerät das grüne Bauwerk auch schon zu einem höchstbeliebten Fotomotiv. 1928 wird sie errichtet, immer mehr Menschen schnüren die Wanderschuhe und suchen die Sommerfrische. Morsbach ist ein gern gebuchtes Ausflugsziel.

Und die Brücke erinnert an diese Zeit – allerdings: Seit dem 3. August 2022 setzt niemand mehr einen Fuß auf die hölzernen Planken – zu gefährlich, hat ein Prüfer festgestellt und die Wisserquerung gesperrt. Jetzt aber schöpfen die Morsbacherinnen und Morsbacher neue Hoffnung, dass ihre geliebte Hängebrücke bleibt: Seit wenigen Tagen steht sie unter Denkmalschutz.

Die 1928 eingeweihte Hängebrücke über den Wisserbach ist in der Sommerfrische Morsbach ein immer beliebtes Fotomotiv, gern auch im schnieken Sonntagsanzug. Hier ein Foto aus den 1930er Jahren.

Die 1928 eingeweihte Hängebrücke über den Wisserbach ist in der Sommerfrische Morsbach ein immer beliebtes Fotomotiv, gern auch im schnieken Sonntagsanzug. Hier ein Foto aus den 1930er Jahren.

Der Heimatverein hat (erneut) die Initiative ergriffen und Vorstandsmitglied Christoph Buchen die Geschichte des einstigen „Bismarck-Stegs“ aufgearbeitet und seine Bedeutung für die Historie seines Heimatorts aufgeschrieben. Denn es gibt in Morsbach wohl kein Familien-Fotoalbum ohne ein Brückenbild. „An den Zugängen standen stets Schilder: ‚Nicht schaukeln!‘. Aber was haben wir Kinder gemacht? Geschaukelt!“

Seine Arbeit hat der 71-Jährige an das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland in Pulheim-Brauweiler geschickt und auch die bei der Morsbacher Verwaltung angesiedelte Untere Denkmalbehörde ins Boot geholt.

Als Gutachter ist der wissenschaftliche Referent Ralf Liptau in Oberbergs Süden gereist. Schon Buchens Fotos hätten ihm Lust gemacht, die Brücke anzuschauen, verrät Liptau: „In der Tat ist sie etwas Außergewöhnliches fürs Rheinland und etwas Seltenes.“ Von ähnliche Konstruktionen seien die Brücke Kastor in Engelskirchen, errichtet in den 1860er Jahren und ebenfalls als Denkmal geschützt, sowie jene stählerne Hängebrücke, die in Eitorf seit 1946 die Ortschaften Halft und Alzenbach verbindet.

Auch dieses Paar posierte in den 1930er Jahren auf der Morsbacher Hängeseilbrücke. Die heutige Gemeinde war damals sehr beliebt als Ausflugsziel im Bergischen Land.

Auch dieses Paar posierte in den 1930er Jahren auf der Morsbacher Hängeseilbrücke. Die heutige Gemeinde war damals sehr beliebt als Ausflugsziel im Bergischen Land.

„Toll ist es, wenn solche Anträge aus der Bürgerschaft stammen“, betont Liptau. Im Gutachten kommt er zu dem Schluss: Die Hängebrücke steht für die Entwicklung des Wandertourismus im Bergischen Land, zugleich ist sie ein Zeugnis für die Neuerfindung der Region als naturnahes Erholungsgebiet in der Zeit nach dem frühindustriellen Abbau von Eisenerz.

Auftraggeber ist übrigens der Gemeinnützige Verein, der Vorgänger des Heimatvereins. In jener Zeit wird zudem an der Waldbröler Straße das Freibad angelegt, auf der Hohen Hardt wächst ein hölzerner Aussichtsturm dem Himmel entgegen.

In Morsbachs Rathaus und insbesondere in der Bauverwaltung aber verursacht die Brücke seit der Sperrung Kopfschmerzen: Denn Fachleute, die sämtliche Mängel aufspüren, beschreiben und auf dem Papier vielleicht lösen können, gibt es viele. „Aber offenbar keinen einzigen Ingenieur, der sie auch beheben kann – und zwar so, dass die Brücke technischen Überprüfungen wieder standhält“, führt Fachbereichsleiter Benjamin Schneider aus. Genau bei einer solchen – per Gesetz verpflichtenden – Kontrolle war der miserable Zustand des historischen Bauwerks aufgefallen und hatte zur sofortigen Sperrung geführt.

Bei der gesetzlich vorgeschriebenen Kontrolle bekam die Hängebrücke in Morsbach eine Vier, die schlechteste Note

„Die Brücke bekam eine Vier – das ist die schlechteste Note, die eine Brücke bekommen kann“, ergänzt Florian Stausberg, Tiefbau-Ingenieur der Gemeinde, und zählt alle Krankheiten auf, die ein Bauwerk wie dieses nur haben kann – an den Pylonen, im Fundament, an den Seilen. Von Korrosion bis Auskolkung ist alles dabei. Und ob die Statik noch stimmt, auch das wisse niemand.

„Speziell das Tragwerk ist ein Problem“, sagt Stausberg. Dass von damals keine Baupläne oder Skizzen erhalten sind, macht die Sache nicht eben leichter. Und selbst wenn die Gemeinde jemanden findet, der den Hängesteg reparieren kann – die Rechnung danach will bezahlt werden. „Uns fehlt das Geld“, bekennt der Fachbereichsleiter Schneider.

Unterdessen signalisiert der Heimatverein seine Bereitschaft, auch mit Geld zu helfen. Im Februar suchen Christoph Buchen und der Vorstand das Gespräch mit Bürgermeister Jan Schumacher – auch, um Möglichkeiten der Förderung auszuloten. Denn Erhalt und Sanierung der Hängeseilbrücke sind nicht nur für den Verein eine Herzenssache.


Fachleute, die Morsbachs Hängeseilbrücke für eine mögliche Reparatur in Augenschein nehmen wollen, sind aufgerufen, sich bei der Verwaltung zu melden unter (02294) 69 90.

www.morsbach.de