In den Südkreisgemeinden Morsbach und Reichhof wird das Rennen um den Chefsessel im Rathaus erst am Sonntag entschieden.
StichwahlenWer gewinnt in Morsbach und Reichshof?

Eine Wahlberechtigte gibt bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen ihre Stimmen ab.
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Während in den meisten oberbergischen Kommunen die Bürgermeister feststehen, bleibt es in Morsbach und Reichshof spannend. Am Sonntag sind die Wählerinnen und Wähler dort zur Stichwahl aufgerufen. Wir geben noch mal einen Überblick über die jeweiligen beiden Kandidaten.
Morsbach
In Morsbach gehen am Sonntag Nadja Hansmann (CDU) und Jan Schumacher (BFM-UBV) als Anwärter auf den Chefposten im Rathaus noch einmal in den direkten Wahlkampf. Fast hätte es schon im ersten Durchgang geklappt. Vor zwei Wochen lag Jan Schumacher zwischenzeitlich bei 50,02 Prozent und somit über den im ersten Wahlgang notwendigen 50 Prozent. Nach der Auszählung des letzten Bezirks standen jedoch finale 49,5 Prozent auf dem Zettel. 2524 Morsbacher stimmten für Schumacher.
Schumacher (39) ist seit acht Jahren Fraktionsvorsitzender der Bürgerbewegung für Morsbach. Er wohnt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Steimelhagen und ist dort Vorsitzender der Dorfgemeinschaft. Als Diplom-Kaufmann arbeitet er in der Beschaffung von IT-Hardware und systemnaher Software für den Gesundheitssektor. Einen Fokus legt er deshalb auch auf die Verbesserung der medizinischen Versorgung vor Ort.
Den Wahlkampf habe er nach dem ersten Durchgang weitergeführt wie bisher und sei viel unterwegs gewesen, berichtet Schumacher. Und was wäre die erste Amtshandlung als neuer Bürgermeister? „Dann werde ich mich erstmal gründlich in die Verwaltungsprozesse einarbeiten.“
Nadja Hansmann (48) hatte vor zwei Wochen 33,9 Prozent und 1731 Stimmen geholt und am Abend zufrieden auf die Erfolge der CDU auf Gemeinde- und Kreisebene geblickt. Vor der Stichwahl geht die Mutter von zwei Söhnen noch einmal in die Offensive. Sie hat ein 100-Tage-Sofortprogramm vorgelegt, in dem Hansmann festgehalten hat, was sie als Bürgermeisterin schnell umsetzen möchte, z. B. die Stärkung des Ehrenamts und die Modernisierung der Verwaltung.
Wahlbeteiligung lag bei 61,8 Prozent
Die gelernte Industriekauffrau ist im Vertrieb des mittelständischen und weltweit aktiven Unternehmens WSM in Waldbröl tätig, als Fachkauffrau für Marketing. Seit mehr als zehn Jahren verantwortet sie den internationalen Vertrieb und dessen Strategie. Ein Ziel ist deshalb die Weiterentwicklung Morsbachs zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort.
Rund 50 Leute hatten die erste Auszählung am 14. September im Morsbacher Rathaus verfolgt. Dabei hatten viele überrascht auf die AfD geschaut. Mit 16,0 Prozent wurde diese bei der Gemeinderatswahl drittstärkste Kraft – nach BFM-UBV (31,7) und CDU (30,6). Am Sonntag sind in Morsbach erneut 8446 Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt. Im ersten Wahlgang lag die Beteiligung hier bei 61,8 Prozent.
Reichshof
Überraschend knapp endete die Bürgermeisterwahl in Reichshof: Am Ende lag CDU-Kandidat René Kauffmann (45,3 Prozent) mit einem Vorsprung von 326 Stimmen vor dem parteilosen Kandidaten Jan Gutowski (41,6 Prozent). Auf Gerald Zillig (SPD) entfielen 13,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 60,03 Prozent. Jetzt also die Stichwahl – und im Gegensatz zum ruhigen Verlauf des Kommunalwahlkampfes rumorte es plötzlich: Jan Gutowski, früheres CDU- und Ratsmitglied, berichtete von einer Schmutzkampagne gegen ihn – man habe ihm eine Nähe zur AfD unterstellt, die er aber entschieden von sich weist.
Der Polizeihauptkommissar hat seit der Kommunalwahl weiter Wahlkampf betrieben, sagt er auf Anfrage – Wahlplakate aktualisiert, die sozialen Medien bespielt, persönliche Gespräche geführt. Sollte er die Stichwahl gewinnen, so würde er sich zuerst einen umfassenden Überblick über die laufenden Projekte verschaffen und prüfen, welche Themen unmittelbar angepackt werden müssen. „Parallel dazu werde ich mein neues Team auf eine starke und vertrauensvolle Zusammenarbeit einstimmen, damit wir mit frischem Schwung Reichshof gemeinsam voranbringen.“
Bürgerkommunikation verbessern
CDU-Kandidat René Kauffmann, der auch der aktuellen CDU-Fraktion im Rat angehört, beteiligt sich ausdrücklich nicht an den Vorwürfen gegen seinen Mitbewerber. Auch der Diplomwirtschaftsjurist sagt, dass er die Zeit nach der Wahl genutzt hat, um zahlreiche Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern zu führen – an Infoständen, bei Vereinen und direkt in den Dörfern. Gleichzeitig habe er auch über Social Media nochmals versucht, seine Ziele und Kompetenzen zu betonen. Sollte er die Wahl gewinnen, will er eine zentrale Anlaufstelle für Vereine und Ehrenamtler einrichten – das Ehrenamt präge sein Leben seit Jahrzehnten, sagt er – jetzt will er sie im Rathaus zur Chefsache machen.

Von links, zunächst die beiden Morsbacher Jan Schumacher (39, BFM-UBV) und Nadja Hansmann (CDU, 48), daneben die beiden Reichshofer Kandidaten René Kauffmann (45, CDU, 3.v.l.) und der parteilose Kandidat Jan Gutowski (48).
Copyright: Fotos: BFM-UBV, Hansmann, Kauffmann, Gutowski
Die Bürgerkommunikation wollen beide verbessern: Kauffmann mit neuen Beteiligungsformaten über zeitgemäße Kommunikationswege, die alle Generationen erreichen, Gutowski mit einer Plattform, um die Menschen in Reichshof transparent informieren zu können.
Eine unmissverständliche Wahlempfehlungen zugunsten des CDU-Kandidaten hat ein breites Bündnis aus CDU, SPD, Grünen und FDP ausgesprochen. Die FWO hingegen betonte ihre Unabhängigkeit von den Kandidaten, forderte die Gutwoski-Wähler aber ausdrücklich auf, sich nicht von diesem abzuwenden.