Morsbacher BasilikaBirgit Schwieder bringt eine alte Wandmalerei wieder zum Vorschein

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Restauratorin Birgit Schwieder sichert die Fragmente der alten Wandmalereien von Fritz Wingen.

Morsbach  – Noch bis Ende des Monats steht an der Westwand der Morsbacher Basilika ein hohes Gerüst. Birgit Schwieder ist schwindelfrei und versteht ihr Handwerk hoch über der Orgelempore. Die Diplom-Restauratorin aus Köln befreit mit Staubsauger, Pinsel und Spachtel die Wandmalereien von Schimmelpilz und Staub und sichert sie für die Zukunft.

Beim Abbau der alten Orgel waren 2018 die Malereien von Fritz Wingen zum Vorschein gekommen. Die Wandbereiche daneben waren offenbar im Laufe der Jahrzehnte weiß überstrichen worden. Das alte Wandbild hinter der Orgel aber ist teilweise erhalten. Das Amt für Denkmalpflege im Rheinland und die Kunstkommission des Erzbistums Köln entschieden darum Anfang des Jahres, dass diese restauriert werden.

Restauratorin Birgit Schwieder reinigt behutsam die Fragmente. Eine Woche ist dafür eingeplant. Nach dem Entfernen von Schimmel, Staub und alten Gipsspachtelungen wird das Wandbild mit einer pflanzlichen Cellulose-Lösung und einer wässrigen Kieselsäuredispersion gefestigt.

Wandmalerei in der Basilika

Fritz Wingen wurde 1889 in Holpe geboren. Der produktive Kirchenmaler, Bildhauer und Komponist war ein Widersacher des NS-Regimes und starb 1944 im KZ Lublin (Majdanek). 2019 wurde zu seinen Ehren in Holpe ein Platz nach ihm benannt. Nachdem 1922 ein Blitz in den Turm der Basilika eingeschlagen war und großen Schaden angerichtet hatte, erhielt Fritz Wingen den Auftrag, den Innenraum neu zu gestalten.

Er schuf monumentale Bilder im expressionistischen Stil: Die unbekleideten Adam und Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies blickten auf die Gläubigen herab, was diese damals veranlasste, deren Blöße mit schwarzer Schuhcreme zu übermalen. Später wurden die Wände der Kirche bis auf die Partien hinter der damaligen neuen Orgel vollständig geweißt.

Aus der Entstehungszeit des Wandgemäldes ist ein Schwarzweißfoto erhalten, das neben Adam und Eva einen Engel mit Schwert und einen Ackerer, der das Land bestellt sowie Personen im Fegefeuer zeigt. (bu)

Hinter die hohlen Putzbereiche wird Flüssigmörtel auf Kalkbasis injiziert, erläutert die Restauratorin. „Setzrisse und alte Bohrlöcher schließe ich mit Kalkputz und retuschiere sie farblich im Ton des Gemäldes.“ Auf diese Weise werden die Wandmalereien als historische Zeitzeugnisse konserviert.

Bevor im Herbst die Orgelbauwerkstatt Romanus Seifert aus Kevelaer die neue Gertrudisorgel montieren wird und die alten Fragmente der Wingen-Malereien dahinter wieder ein Schattendasein fristen werden, muss noch beidseits der Freilegungen Teile der Westwand mit einem reversiblen weißen Anstrich versehen werden. Während dieser Anstreicharbeiten werden die alten Malereien temporär mit einem atmungsaktiven Softvlies geschützt.

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Die Original-Malereien von Fritz Wingen an der Westwand der Morsbacher Basilika aus dem Jahr 1923.

Schließlich wird noch an der Orgelempore die vordere Brüstungsmauer entfernt und durch ein offenes Metallgeländer ersetzt. Pfarrer Tobias Zöller hofft, dass die neue Orgel noch in dem jetzigen bundesweiten „Jahr der Orgel 2021“ erklingen kann.

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