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MittelaltermarktAuf Schloss Homburg in Nümbrecht geht es am Wochenende in die Vergangenheit

Lesezeit 4 Minuten
Ein Künstler jongliert mit zwei brennenden Fackeln.

Auf dem Mittelaltermarkt auf Schloss Homburg gibt es auch spektakuläre Vorführungen.

Nach drei Jahren Pause kehrt der Mittelaltermarkt in neuer Form auf Schloss Homburg in Nümbrecht zurück, wo seine Geschichte 1982 begonnen hat. 

Der eine eilt gerade von Probe zu Probe, der andere steht still, damit der Schneider Maß nehmen kann. Denn der Countdown läuft: Ab Samstag ist Mittelalter. Zumindest in Nümbrecht und da auf Schloss Homburg: Nach drei Jahren Pause kehrt der Mittelaltermarkt in neuer Form dorthin zurück, wo seine Geschichte 1982 begonnen hat. Der Musiker Jürgen Körber – seit 1977 eine Hälfte des Duos Kurtzweyl – ist ein Mann der ersten Stunde, er gehört zu den Gründern des Spektakels. Gastgeber ist der erst im Oktober gegründete Verein „Kramerey vnd Kurtzweyl“ in Wiehl.

Jetzt aber schaut Körber auf die Uhr, dann packt er die Blockflöte ein, fährt zur nächsten Probe: In Grötzenberg bringt er Schulkindern die richtigen Töne bei. „Wir begleiten zwei Lieder aus dem Mittelalter“, verrät Körber, der für das vielfältige Kulturprogramm an den Markttagen bis Montag, 1. Mai, verantwortlich zeichnet und als Herold Walther von der Pferdeweide stets mittendrin ist.

Bäcker mit längster Anreise

„Im Maien, im Maien die Vögelein singen“ heißt das eine Lied, „Untarn Slâf“, das andere. „In diesem mittelhochdeutschen Stück geht’s um das Nickerchen am Mittag“, verrät Dr. Dirk von Betteray, der übrigens Großes vorhat mit den „Carmina Burana“, die am 21. Mai beim Bergischen Chorfest und im November an verschiedenen Orten im Kreisgebiet und im Nachbarkreis zu hören sein werden. Auf dem Mittelaltermarkt serviert der Projektchor unter der Leitung des Waldbrölers van Betteray mit mehr als 100 Mitwirkenden, unter anderem aus den Reihen der Musikschule der Homburgischen Gemeinden, akustische Appetithappen aus jenem opulenten Werk Carl Orffs, so etwa am Sonntag ab 14 Uhr. Zudem zu erleben ist dann auch die Tanzgruppe des Alevitischen Kulturzentrums aus Gummerbach.

Andreas Tabor legt zurzeit das Handy selten beiseite. „Aber es sind nur noch Feinheiten, die es zu regeln gilt“, versichert der Bergneustädter. Der Veranstalter des Mittelaltermarkts hält nicht nur die Fäden fest in der Hand, sondern auch Listen: „Am Ende soll jeder Stand den richtigen Platz finden.“ Fast 50 Händlerinnen und Händler, dazu reichlich Spielmannsvolk, Jongleure und Gaukler konnte Tabor für Nümbrecht gewinnen, etwa den Ablassprediger Berthold, den Hofnarrn Maxx, den Gaukler Lupus und die Äbtissin Adelheid.

An allen Tagen setzt der Ruf eines Nachtwächters dem Treiben ein Ende. „Eben hat sich noch ein Falkner aus Erftstadt angekündigt“, verrät Cheforganisator Tabor. Besonders freue er sich, dass die Mittelalterliche Holzofenbäckerei aus Geislingen an der Steige (Baden-Württemberg) wieder anreist und damit den weitesten Weg zurücklegt.

Für Bäckermeister Otto Molnar war das keine Frage. „Die Freundschaft führt mich zurück nach Nümbrecht – und der Spaß am Beruf tut sein Übriges.“ Ihn reize es, den Schaulustigen zu zeigen, wie allein aus den traditionellen Zutaten Mehl, Wasser, Salz und Hefe leckeres Backwerk entsteht – Schwäbische Seelen zum Beispiel oder Rahmfladen, die Molnar selbst am liebsten isst: „Die sind aus einem dünnen Teig, auf den kommen Speck und Schmand, oder Gemüse für alle, die Vegetarisches wollen.“

Für jeden Tag ist übrigens eine festliche Markteröffnung geplant, und die am Samstag, 12 Uhr, soll eine ganz besondere werden. Dafür hält Hilko Redenius, Bürgermeister der Schlossgemeinde, schön still: Er lässt sich und seinen 2,07 Meter großen Körper mittelalterlich vermessen. Barbara Degener, Vorsitzende von Kramerey vnd Kurtzweyl, feilt längst an den rechten Worten für diesen Anlass. Der Rathauschef freut sich auf den Markt: „Denn der tut nicht nur Nümbrecht gut, sondern der gesamten Region.“


Service für Besucher des Mittelaltermarktes in Nümbrecht

Der Mittelaltermarkt auf Schloss Homburg in Nümbrecht ist geöffnet zu folgenden Zeiten: Samstag, 29. April, von 11 bis 20 Uhr und Sonntag, 30. April, von 11 bis 22 Uhr sowie Montag, 1. Mai, von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet neun Euro, nur sieben Euro für jeden, der mittelalterlich gewandet erscheint. Kinder unter Schwertmaß haben freien Eintritt.

Im Preis ist ein Euro für den Eintritt ins Museum auf Schloss Homburg enthalten, das zurzeit saniert wird und eigentlich erst am 8. Juni wieder eröffnet werden soll. Für die Markttage gelte eine Sonderregelung, teilt der Oberbergische Kreis mit. Geschlossen bleibe allein das zweite Geschoss, alle anderen Räume können besichtigt werden. Und wer genug Puste hat, der kann auch den Turm erklimmen, um das Spektakel von oben zu bestaunen.

Wer mit der motorisierten Kutsche anreist, der findet Parkplätze nur auf dem Gelände der Firma Sarstedt, Sarstedtstraße 1 in Nümbrecht-Rommelsdorf. Von dort pendeln Shuttlebusse mitten hinein ins Mittelalter. Rund um das Gelände selbst gebe es keine Stellplätze, betonen die Veranstalter – mehr dazu findet Sie hier

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