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„Mein Halt in schwerer Zeit“Pforten für Bergische Gartentour geöffnet

Lesezeit 3 Minuten

Besucher Margrit Liebick und Fritz Montvil genießen die Atmosphäre.

Oberberg – „Mein Garten ist meine Leidenschaft, meine Freude, mein Halt in schwerer Zeit.“ Tief atmet Monika Schuller den überwältigenden Duft ihrer rund 200 Rosen ein, ihres Lavendels und Rosmarins. Sie streicht liebevoll über die rosafarbenen Blüten ihrer üppigen „Morsbacher Rose“, von der sie inzwischen viele Ableger verschenkt hat.

Vor 40 Jahren hat die heute 69-Jährige begonnen, Sandkasten und Schaukel mit Glockenblumen und Rittersporn zu ergänzen und schließlich zu ersetzen. Im Lauf der Jahre ist ein Paradies entstanden, mit romantischen Rosenbögen und lauschigen Plätzen. Zum dritten Mal hat sie gestern ihre Gartenpforte für Besucher der Bergischen Gartentour geöffnet.

Ersten Besucherinnen

Die ersten, die sich davon verzaubern lassen, sind Monika Schmidt und ihre Tochter Kirsten. „Wir bereisen sonst um diese Zeit Gärten in England und Schottland“, erzählen die Damen. „In diesem Jahr wurden die Flüge wegen Corona abgesagt, wir müssten außerdem 14 Tage in Quarantäne, da sehen wir uns lieber bergische Gärten an.“ Besonders bewundern sie die historischen Sorten in Monika Schullers barockem Garten.

Dabei gärtnern sie selbst, aber „das hier ist sensationell“, staunt Kirsten Schmidt. Während des Lockdowns war sie froh über den eigenen Garten: „Da konnte ich draußen sein und Gespräche über den Gartenzaun führen.“ Für Monika Schuller hatte sich während dieser Zeit dagegen nicht viel verändert. „Weil ich meine Mutter und meinen Mann gepflegt habe, musste ich vier, fünf Jahre lang zu Hause bleiben, da gab der Garten mir Kraft und Mut“, sagt sie. „Im Frühjahr, wenn am meisten Arbeit ist, lebe ich praktisch draußen, da ziehe ich die Gartenmontur gar nicht mehr aus.“

Jeden Tag im Garten

Die Schmidts reisen weiter, sie wollen noch weitere der insgesamt 32 bergischen Gärten anschauen, Gärten so unterschiedlich wie ihre Besitzer. Gleich zwei von ihnen wohnen im winzigen Dörfchen Rose bei Nümbrecht. Einer von ihnen ist Günter Meyer. „Da ist der Ortsname Programm“, scherzt er.

Ganz allein kümmert er sich seit 40 Jahren „als Hobby“, wie er sagt, um 8000 Quadratmeter Garten mit alten Obstbäumen, Rhododendronbüschen, mit schmalen Pfaden durch schattiges Grün, überraschenden Idyllen und kunstvoll in (Natur-)Szene gesetzten Kunstwerken. Die zahlreichen Besucher sind überrascht – und hingerissen. Ob er sich 24 Stunden am Tag darum kümmert? Da spielt ein feines Lächeln um die Lippen des Garten-Herrn.

Viel hohes Gras

In Prombach wartet ein Kontrast. Hier lässt Ingrid Odening seit sechs Jahren der Natur viel Raum mit hohem Gras, Nischen für Insekten, Ohrenkneifer und Vögel, Frauenmantel wuchert zwischen Pflastersteinen. „Wer sich hier ansiedeln will, ist willkommen“, sagt sie. „Unkraut“ gibt es für sie nicht. Zwischen Seerosen lauert die Kröte Karl-Erberhart im Teich auf dicke Brummer, weiter oben stehen Pfingstrosen, Taglilien, Rittersporn.

„Ein Leben ohne Garten ist nicht lebenswert“, sagt die 75-Jährige und freut sich, dass auf der früheren Steinwüste am Hang inzwischen bereits 20 Zentimeter Mutterboden entstanden sind. „25 Zentimeter brauchen wir zum leben auf dieser Welt.“ Wie oft sie im Garten ist, wollen die Besucher Margrit Liebick und Fritz Montvill wissen. „Natürlich jeden Tag.“ Corona? „Wir sind mit dem Leben davongekommen, das allein zählt“, sagt sie – und hat eigentlich nur die Pfanzentauschbörse in Nümbrecht vermisst.

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Schon begrüßt sie die nächsten Gäste, junge Leute, die sich Anregungen für den eigenen Garten holen wollen. Gut so, findet Ingrid Odening. „Es gibt so viel Schönes auf der Welt, das will ich den Menschen vermittteln. Vielleicht kommen sie doch irgendwann zu Verstand.“

Nächster Termin: Sonntag, 21. Juni, 11 bis 18 Uhr.