Zweifelhaftes MillionenerbeNeue Betrugsmasche hat Oberberg erreicht

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Eine Bank aus Hongkong verspricht ein unverhofftes Erbe in Millionenhöhe.

Eine Bank aus Hongkong verspricht ein unverhofftes Erbe in Millionenhöhe.

Alferzhagen – Es geht um ein unverhofftes Erbe von mehr als 62 Millionen US-Dollar. Ein Anteil in Höhe von 25 Millionen sollte von Hongkong nach Wiehl-Alferzhagen fließen. Und zwar an einen 80-jährigen Rentner – der allerdings erkannte, dass der Geldsegen zu schön war, um wahr zu sein.

Betrügerische Anrufe von vermeintlichen Enkeln oder E-Mails von zweifelhaften afrikanischen Wohltätern – so etwas ist Hans Krams wie den meisten Mitbürgern schon untergekommen. Das einigermaßen professionell wirkende Schreiben einer Bank aus Hongkong, das er kürzlich in seinem Briefkasten in Alferzhagen entdeckte, war etwas Neues. Auch die oberbergische Polizei kennt die Masche noch nicht, teilt Behördensprecher Michael Tietze mit. Im Internet finden sich dagegen eine Reihe von Berichten aus ganz Deutschland über dubiose Erbschaften aus Hongkong.

Hans Krams muss zugeben: „Das ist nicht schlecht gemacht.“ Immerhin hat der Absender 1,42 britische Pfund für eine Briefmarke investiert, um Krams zu locken. Und das noch ein zweites Mal, nachdem dieser auf die erste frohe Botschaft nicht reagiert hatte. Die Polizisten, die der 80-Jährige einschaltete, hatten ihm geraten, den Brief wegzuwerfen.

Aussicht auf Millionenerbe

Die im Briefkopf genannte Dah Sing Bank gibt es in Hongkong tatsächlich. Dass der Brief in England frankiert und gestempelt wurde, ist dagegen ein Schönheitsfehler wie auch allerlei sprachliche Unregelmäßigkeiten, wie sie typischerweise Übersetzungsprogramme erzeugen.

Aber wer würde einem Bankier aus Hongkong vorwerfen, das er nicht perfekt Deutsch spricht? Die Wortwahl kann man zudem als blumig-verbindlich interpretieren, also authentisch asiatisch: „Die Kommunikation mit Ihnen über diesen Brief dient nicht der Absicht, ohne Vorsicht in Ihre Privatsphäre einzutauchen oder Sie durch meine Absichten und mein gezieltes Bemühen abzulenken“, heißt es zur Eröffnung. Mit der Aussicht auf ein Millionenerbe mag mancher da ein Auge zudrücken.

Fünf Prozent gehen an „gemeinnützige Zwecke“

Zu verteilen ist das beträchtliche Vermögen eines Mannes, der zufälligerweise ebenfalls den Nachnamen „Krams“ trug und mit seiner Familie verunglückte. Dass der Name in einer anderen Schriftart eingetragen wurde, weist allerdings all zu deutlich darauf hin, dass es sich um ein Massendrucksache an verschiedene Adressaten handelt. Jedenfalls teilt der vermeintliche Bankvorstand Shou-Yeh Wong (der tatsächliche Präsident der Da Sing Bank heißt David Shou-Yeh Wong) dem Erben ganz offen mit, dass er nicht davon ausgeht, dass Herr Krams mit dem verstorbenen Erblasser verwandt ist. Aber bevor das Vermögen an die Bank oder die Behörden falle, könne man es sich doch sichern und aufteilen.

55 Prozent beansprucht Herr Wong für sich, 40 Prozent bietet er Herrn Krams an, und fünf Prozent gehen – fürs gute Gewissen – an „gemeinnützige Zwecke“. Unklar bleibt, wie Herr Wong auf die Idee kommt, dass diese Unterschlagung zu „100 Prozent legal“ sein könnte. Im Internet kann man nachlesen, dass gutgläubige und geldgierige Empfänger ähnlicher Briefe früher oder später zur Zahlung von „Gebühren“ aufgefordert und teils um viele tausend Euro geschröpft wurden.

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Auf die englische Anfrage unserer Zeitung per E-Mail reagiert Herr Wong mit Standardantworten. Statt den Vorwurf zu kommentieren, dass es sich hier doch offenbar um einen Schwindel handelt, wirbt er um unser Vertrauen, als wären wir selbst die Erben, und bittet um Diskretion sowie weitere persönliche Angaben. Er mahnt: „Wir wissen nie, wann das Leben uns mit Glück überschütten wird, aber wir verbringen so viel Zeit damit, uns dies zu wünschen.“

Hans Krams aus Alferzhagen hat sich entschlossen, noch etwas länger zu warten, bis er sich mit Glück überschütten lässt.

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