Profi-Minigolfer aus OberbergDie Suche nach dem perfekten Schlag

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Minigolf in Turnhalle

In Zeiten von Corona musste Gabriel Geis­hütt­ner sein Training umstellen und zog von Draußen nach Drinnen um.

  • Minigolf ist für die meisten Menschen vermutlich nicht mehr als eine spaßige Wochenend-Beschäftigung.
  • Für Gabriel Geishüttner ist das ein bisschen anders. Der 17-Jährige spielt professionell Minigolf.
  • Wir haben ihn besucht - und beobachtet, wie während Corona-Zeiten improvisiert werden muss.

Nümbrecht – Für die einen ist es ein netter Zeitvertreib, für Gabriel Geishüttner ist es Leistungssport: Minigolf. Der 17-jährige Nümbrechter spielt in der Dritten Minigolf-Bundesliga, ist Gründer und Vereinsvorsitzender des Minigolfclubs Nümbrecht und Sportwart beim Deutschen Minigolfverband. Obwohl beim Minigolfen Präzision und Geduld gefragt sind, tut sich die Sportart schwer, über den Status des gemütlichen Freizeitsports in den Sommermonaten hinauszukommen.

Das Prinzip des Minigolfens ist simpel. Mit möglichst wenig Versuchen gilt es den Ball in das Loch zu schlagen. Doch einfach drauf loslegen kann Gabriel Geishüttner schlecht.

Große Auswahl an Bällen

Für ein Ass, also dem Einlochen mit einem Schlag, gibt es einige Dinge zu beachten. Allein die Auswahl des Balls kann einige Zeit in Anspruch nehmen: „Es gibt raue, glatte, harte, weiche, welche mit verschiedenen Sprunghöhen und noch viele mehr. Je nach Bahn und Witterung wähle ich dann den passenden aus.“

Auswahl hat Geishüttner genug. Der Minigolfer besitzt ein Arsenal von über 200 Bällen: „Über die Jahre hat sich da einiges angesammelt. Aber so muss ich dann auf der Bahn keine Kompromisse eingehen.“ Für das optimale Ergebnis, sollte der Ball auf den meisten Bahnen dennoch möglichst weich sein. Deshalb zieht sich der Sportler bei Wettkämpfen bis zu drei Jogginghosen gleichzeitig an. In den Taschen wird die Oberfläche der Bälle durch die Körperwärme aufgeweicht. Dadurch hat der Ball wesentlich mehr Grip auf der Bahn. Die Beschaffenheit der Bahn spielt ebenso eine wichtige Rolle. Geishüttner: „Regen ist unser Feind. Bei einer nassen Bahn rutscht der Ball weg. Da hat das Spielen kaum Sinn.“ Doch das Wichtigste beim Minigolfen bleibt der Schlag.

Seit Mitte Mai sind zur Freude von Gabriel Geishüttner die Minigolfanlagen wieder geöffnet und das geplante Turnier kann stattfinden.

Seit Mitte Mai sind zur Freude von Gabriel Geishüttner die Minigolfanlagen wieder geöffnet und das geplante Turnier kann stattfinden.

Gabriel Geishüttner beherrscht diesen perfekt: „Zunächst sollte man sich konzentrieren und keinen Druck machen. Dann breitbeinig hinstellen. Mit den Fußspitzen und dem Ball ein Dreieck bilden. Leicht in die Knie gehen und den Ball möglichst gerade treffen. Wichtig dabei ist durchzuschwingen. Danach sollte der Spieler niemals dem Ball hinterher gucken, sonst verzieht er nämlich.“

Der 17-Jährige spürt schon beim Ausholen des Schlägers, ob er den Ball gut treffen wird oder nicht: „Wenn ich merke, dass der Schlag nichts wird, korrigiere ich noch kurz bevor ich den Ball treffe instinktiv die Haltung meines Schlägers. Da ist viel Feingefühl gefragt.“

Kombi aus Physik und Präzision

Es ist die Kombination aus Präzision und Physik, die den Jugendlichen am Minigolfsport fasziniert: „Es gibt bei jeder Bahn hunderte Möglichkeiten für ein Ass. Da entdecke ich immer wieder neue Wege und Möglichkeiten, wie ich unter den verschiedensten Bedingungen den Ball mit einem Schlag ins Loch kriege.“ Zurzeit spielt Gabriel Geishüttner für den MGC Bad Godesberg in der dritten Minigolfbundesliga Nord. Außerdem ist er Vereinsvorsitzender des MGC Nümbrecht und Sportwart beim Deutschen Minigolfverband (DMV). „Durch meine Liebe zum Sport, aber auch zum Papierkram, bin ich als Funktionär zum DMV gekommen.“ Als Sportwart ist er vor allem für den Spielbetrieb der Dritten Ligen in Deutschland zuständig.

Bei einem Wettkampf spielt der Nümbrechter sechs Mal jede der 18 Bahnen. Über zwölf Stunden hinweg erfordert das ein hohes Maß an Konzentration. „Leider wird unser Sport zu oft belächelt. Nicht selten habe ich schon doofe Kommentare gehört. Aber Minigolf kann wahnsinnig anstrengend sein. Das ständige Konzentrieren fordert extrem. Das ist Leistungssport.“

Corona-Krise sorgt für Improvisation

Fünf bis sechs Stunden pro Woche trainiert der Minigolfer auf der Bahn in Nümbrecht. Vor einem Spieltag in der Dritten Liga verbringt er auch mal ein bis zwei Tage auf der Anlage.

Doch die Corona-Krise hat dem Sportler einen Strich durch die Saison gemacht. Neben dem Abbruch der laufenden Saison wurde auch ein internationales Turnier in Thailand abgesagt. Dort hätte der österreichische Staatsbürger sein Heimatland vertreten sollen.

Freundschaftsturnier in Nümbrecht

Auch wenn in den vergangenen Wochen sämtliche Minigolfanlagen gesperrt waren, musste der Nümbrechter auf seine Leidenschaft nicht verzichten: „Meistens habe ich Zuhause gegen die Wand gespielt und so beispielsweise Kurvenschläge geübt. Außerdem habe ich mir noch eine kleine Anlage im Keller gebaut und verschiedene Bälle getestet.“

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Seit Mitte Mai sind die Bahnen wieder geöffnet. So findet auch dieses Jahr das Freundschaftsturnier des MGC Nümbrecht statt. Am 21. Juni spielen die Minigolfer im Kurpark wieder um den Wanderpokal. „Zum Glück können wir das Turnier ausrichten. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

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