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Neu im AmtReichshofs Bürgermeister Jan Gutowski will viel moderieren

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Das Bild zeigt Reichshofs parteilosen Bürgermeister Jan Gutowski an der Denklinger Klus.

Zwei Ratssitzungen hat Reichshofs neuer Bürgermeister Jan Gutowski bereits geleitet. Er will die Zusammenarbeit der sieben Parteien im Gemeinderat moderieren.

Im unserer Reihe „Neu im Amt“ stellen wir die neuen Bürgermeister in den Kommunen vor; heute Jan Gutowski aus Reichshof.

Jan Gutowski ist der neue parteilose Bürgermeister in Reichshof. Die kommunale Politik kennt er, allerdings nicht aus Sicht der Verwaltung, sondern aus der Perspektive eines Ratsmitglieds: Er gehörte in der Vergangenheit sechs Jahre der CDU-Fraktion des Gremiums an. Mit etwas Abstand ist er jetzt zurück im Rathaus.

Herr Gutowski, bis Ende Oktober war Ihr Arbeitsplatz in Köln, wo Sie als Polizeihauptkommissar bei der Bundespolizei gearbeitet haben. Hat sich Ihr Familienleben seitdem schon neu eingependelt?

Ja, im positiven Sinne, allein dadurch, dass ich keinen Schichtdienst mehr habe wie die letzten 13 Jahren, sondern einen verhältnismäßig geregelten   Ablauf und einen planbaren Dienst habe – abgesehen natürlich von Terminen abends und am Wochenende. Das Positive ist: Man sieht sich tatsächlich morgens zum Frühstück, man sieht sich auch mal mittags und abends. Das habe ich die letzen 13, wenn nicht sogar 23 Jahre nicht mehr gehabt, dass man einfach mal gemeinsam am Tisch sitzt. Das kommt bei der ganzen Familie gut an. Und dann wird mir auch ein Wochenendtermin nicht übel genommen. Die Fahrerei nach Köln fällt weg, aber dafür bin ich dann etwas länger im Büro.

Was wird die erste große Aufgabe sein, der Sie sich stellen müssen?

Damit habe ich schon begonnen: Ich muss mich hier in den laufenden Betrieb einarbeiten, die Abläufe kennenlernen, das ist eine große Aufgabe, aber das läuft gut. Wir hatten jetzt die ersten Ratssitzungen. Die Sitzungsleitung, die ganzen Abläufe muss man erst mal verinnerlichen. Es ist halt ein Unterschied, ob mal als Ratsmitglied auf der einen Seite sitzt oder ob man die Verantwortung für die Sitzungsleitung hat und die Tagesordnung rechtskonform abarbeiten muss.

Und was, denken Sie, wird das dickste Brett sein, das es zu bohren gilt?

Es gibt viele Themen, die offen sind, aber der Schwerpunkt liegt im Moment natürlich auf dem Gemeindehaushalt für 2026. Das ist sicher auch das dickste Brett, das wir im Rat gemeinsam bohren müssen, wo sicher viel Kompromissbereitschaft gefragt sein wird, auch Ideenreichtum. Bevor man die Steuern erhöht, müssen wir sehen, wo wir einsparen können. Auch das werden bestimmt in vielen Bereichen keine leichten Gespräche werden. Wer verzichtet schon gern auf Gelder?

Was ist Ihr Eindruck nach nunmehr zwei Ratssitzungen? Ist der Rat ebenso handlungsfähig wie der letzte?

Davon bin ich überzeugt! Es ist eine komplett neue Konstellation, aber wir haben alle zusammen ein Ziel, und das muss das Vorankommen von Reichshof sein. Dessen sind sich die Parteien auch bewusst. Im letzten Rat gab es automatisch immer eine Mehrheit, das ist jetzt nicht mehr so, das wird die Arbeit schwieriger machen. Ich finde es aber auch sehr spannend: Man muss jetzt durch gute Vorarbeit ganz viele Leute von seinem Plan überzeugen können, es wird ein Wettbewerb um die besten Ideen.   Ich denke, das wird dazu führen, dass die Gespräche intensiver laufen werden als früher und ich hoffe, so kommen bessere und vielseitigere Ergebnisse zustande. Da wird jedes einzelne Ratsmitglied gefordert sein, auch ich – mit der Problematik, keine Ratsmehrheit hinter mir zu haben, sondern der Einzelkämpfer zu sein, der für die Verwaltung steht, aber natürlich auch gestalten will.

Apropos: Dem Rat gehören jetzt sieben Parteien an. Werden Sie als parteiloser Bürgermeister da viel moderieren müssen?

Ich muss darauf achten, dass ich in den nächsten fünf Jahren die Neutralität wahre und ich versuche wirklich, zu moderieren. Das wird schon klappen, wenngleich es bestimmt nicht immer einfach sein wird in dieser neuen Zusammensetzung. Da muss man jetzt erst mal sehen: Wie verträgt man sich? Wie will man miteinander arbeiten? Aber mein Ziel ist die Moderation und zu sagen: Wir haben hier eine Arbeitsebene. Wir können verschiedene Ansichten haben, aber wir müssen zu Ergebnissen kommen. Es muss einfach sachlich bleiben.