Segnung homosexueller PaareOberbergs Priester und Queere reagieren auf Papst-Entscheidung

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Zwei Männer sitzen auf einer Bank und küssen sich.

Dass den Segen katholischer Priester nun unter anderem auch homosexuelle Paare bekommen, nennt Oberbergs Kreisdechant Christoph Bersch für die Betroffenen „die schönste Weihnachtsbotschaft, die es gibt“.

Der Vatikan hat verkündet, dass er als Priester ab sofort alle Paare segnen darf – ob unverheiratet, homosexuell, geschieden oder wieder verheiratet.

Kreisdechant Christoph Bersch freut sich. „Endlich ist die Unehrlichkeit weg, jeder, der um Segen bittet, soll ihn haben. Das ist doch für die betroffenen Menschen die schönste Weihnachtsbotschaft, die es gibt!“ Gemeint ist die Nachricht aus dem Vatikan, dass er als Priester ab sofort alle Paare segnen darf, ganz gleich, ob unverheiratet, homosexuell oder geschieden und wieder verheiratet.

Da hätten die Römer einen mutigen Schritt gewagt und Respekt gezeigt dafür, wie Menschen ihr Leben gestalten und es dabei unter den Segen Gottes stellen möchten, lobt Bersch. „Bei mir werden damit offene Türen eingerannt!“ Zu lange hätten sich viele als Christen zweiter Klasse gefühlt. Gefragt habe ihn bisher noch niemand, aber das könne durchaus daran liegen, dass Betroffene bisher eine Abfuhr fürchteten.

Lindlarer Pfarrer: „Es ist eine Erleichterung“

„Es ist eine Erleichterung“, findet auch Martin Reimer, leitender Pfarrer in Lindlar. „Ein Kompromiss, ein Zeichen der Zugewandtheit, anstatt Menschen durch Nichtachtung zu strafen.“ Schließlich habe er schon Trecker und Erstkommuniongeschenke gesegnet, da habe eine solche Entscheidung „geradezu in der Luft gelegen“. Und doch kam sie für ihn wie auch für seine Kollegen überraschend. Schließlich hatte sich der Vatikan noch im Jahr 2021 davon distanziert, und noch in diesem Sommer wurde im Erzbistum Köln ein Priester abgemahnt, weil er solche Segensfeiern abgehalten hatte. Man habe es schon mal „undercover“ gemacht, meint Martin Reimer, aber das sei unbefriedigend gewesen, so als habe man die Paare „in den Keller der Kirche geschickt“.

Im informellen Rahmen habe er auch gleichgeschlechtliche Paare gesegnet, sagt Tobias Zöller, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Morsbach, Friesenhagen, Wildbergerhütte. „Wir sind dazu da, den Segen Gottes weiterzugeben, der Segen ist keine Belohnung, sondern für jeden Menschen in jeder Lebenssituation da“. Umgekehrt dürfe man Menschen nicht für ihre Partnerschaft bestrafen. „Jetzt gibt es die Feststellung, dass diese Praxis auch gut ist. Das nimmt die Unsicherheit“. Nun sei es offiziell und könne in angemessener, Form stattfinden, lobt Bersch, der als leitender Pfarrer auch für die Pfarreiengemeinschaft Oberberg Mitte zuständig ist. Allerdings darf die Segnung laut Vatikan weiterhin nicht in einem Gottesdienst stattfinden.

Kritische Worte aus der queeren Community in Oberberg

Für den Wipperfüther CDU-Landtagsabgeordneten Christian Berger der Wermutstropfen in einer Entscheidung, „die längst überfällig war“. Er glaube nicht, dass es für Gott eine Rolle spiele, mit wem jemand zusammenlebe. Berger selbst ist mit einem Mann verheiratet, standesamtlich, ohne kirchlichen Segen. „Wenn man nicht gewollt ist, will man irgendwann selbst nicht mehr. Man fühlt sich ausgeschlossen wie ein aussätziges Kind“, stellt der Katholik fest.

Das kritisiert auch Jana Goller, die sich zur queeren Community in Oberberg zählt. „Auch wenn es ein guter Schritt in die richtige Richtung ist, es fühlt sich nicht so an, als hätten wir die gleichen Rechte“, gibt die Wipperfürtherin zu bedenken. „Die Entscheidung des Papstes gibt denen, die segnen, Rückendeckung, aber es ist immer noch ein Graubereich, das Ziel ist nicht erreicht, solange es keine Gleichstellung mit der Ehe gibt.“ Das sei nicht möglich, glaubt Tobias Zöller. „Das wäre wirklich eine Revolution. Die sakramentale Vermählung ist der Verbindung zwischen Mann und Frau vorbehalten. Das heißt nicht, alles andere ist schlecht und sündig.“

Und auch Pfarrer Reimer meint, das würde die biblischen Grundlagen auflösen. Der alte Tanker Kirche bewege sich nicht von jetzt auf gleich, ein „Ja, aber“ sei immerhin besser als ein „Nein, geht gar nicht“.

Christian Berger hofft, dass die Entscheidung aus Überzeugung gefallen ist, und man damit nicht der öffentlichen Meinung hinterherlaufe, weil die Mitglieder schwinden. Ob die Priester nun mit einem Ansturm von Paaren rechnen? „Der Kreis ist ja überschaubar geworden“, meint Zöller. Er kenne etliche queere Paare, die mit der Kirche nichts am Hut hätten, andere seien vielleicht dankbar für die Möglichkeit. „Ganz gleich, ob jetzt ein Paar anfragt oder 100, jeder der kommt, ist willkommen!“, ermuntert Bersch.

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