BerufsbildungMehr als 4000 Schülerinnen und Schüler kommen zur Gummersbacher Messe

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Berufsbildungsmesse

Aufmerksamkeit garantiert: Luca van Breen vom Klinikum Oberberg zeigt die Wiederbelebung eines Menschen. 

Gummersbach – Der Mangel an ausgebildetem Fachkräfte-Nachwuchs ist nicht nur Thema in Schlagzeilen oder in Fernseh-Talkshows – er ist längst in Oberberg angekommen und sorgt hier inzwischen quer durch alle Branchen für Gesprächsstoff. Entsprechend groß war im Vorfeld das Interesse der regionalen Betriebe, Behörden und Hochschulen, einen Platz auf der Studien- und Berufsbildungsmesse „OBKarriere 2022“ zu ergattern.

Über 50 mögliche Arbeitgeber standen am Samstag zum Gespräch bereit und präsentierten sich auf der Messe, die erstmals auf dem Gummersbacher Campus der TH Köln stattfand und sich gezielt an Schulabgänger mit Fachabitur oder allgemeiner Hochschulreife richtete. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass junge Menschen Oberberg verlassen, weil sie bezweifeln, dass es hier eine berufliche Möglichkeit für sie gibt“, betonte Michael Sallmann, Leiter der Geschäftsstelle Oberberg der IHK Köln, bei der Eröffnung.

Mehr Handwerker mit Abitur

Nicole Jordy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach, sieht das Oberbergische jedenfalls gut aufgestellt – auch und gerade für Abiturienten – und brachte die neuesten Zahlen mit. Danach setzte ein Drittel der knapp 1800 im August gemeldeten Ausbildungsplätze mindestens das Fachabitur voraus.

„Im Handwerk liegt die Abitur-Quote bei 25 Prozent und steigt stetig – was auch den immer komplizierter werdenden Tätigkeiten geschuldet ist“, ergänzte Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land.

Rund 4000 Schülerinnen und Schüler zwischen Morsbach und Radevormwald sprach die Messe an – auch für sie stand die jüngste „OBKarriere“ unter besonderen Vorzeichen. „Viele sind vom gewaltigen Angebot an Studiengängen und Ausbildungen schlicht überfordert“, berichtete Jordy. Vor Corona hätten gerade Ausbildungsmessen und Praktika für Orientierung gesorgt, die Pandemie verhinderte beides. „Wir hatten zwei volle Schuljahrgänge, die kaum erkunden konnten“, so Sallmann.

Großes Interesse an den Unternehmensständen

Tatsächlich drängelten sich am Samstag ab der ersten Minute junge Frauen und Männer an den Ständen. „Jeder von uns kennt diese Firmen in Oberberg, an denen man schon etliche Male vorbeigefahren ist, von denen man aber gar nicht weiß, was sie genau tun. Schauen Sie hinter die Mauern, erleben Sie die Betriebe persönlich“, appellierte Claudia Fuchs, Leiterin der Kommunalen Koordinierung Übergang Schule-Beruf, an die Besucher.

Die Aussteller setzten vor allem auf Praxis und optische Höhepunkte. Die TH öffnete ihren Strömungskanal fürs Publikum, Tristan Lech von der Wiehler Unitechnik führte die Miniatur-Ausgabe einer vollautomatischen Abfüllanlage für Milch vor.

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Der Discounter Lidl buhlte mit seinem neuen „Abi-Programm“ um Management-Nachwuchs. Allerdings: „Immer öfter haben Schulabgänger vom Lernen erst einmal die Nase voll und wollen Geld verdienen – auch diese Möglichkeit bieten wir ihnen“, warb Leonie Nölscher von der Siegener Lidl-Zentrale.

Mehr als 700 Teilnehmer an Workshops

Allein 700 Anmeldungen gab es für die Workshops, bei denen etwa die Amtsgerichte über die Rechtspfleger-Ausbildung informierten und die BPW Bergische Achsen erklärten, wozu sie Informatiker brauchen.

Am Stand des Klinikums Oberberg empfingen Nadine Horn und Isabelle Kettler die Besucher. Beide sind aus dem Ausland für die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin nach Oberberg zurückgekehrt – und lobten das Messeformat und sich anschließende Praktika. „Ich kenne Fälle aus den USA, in denen die Leute nicht in den OP gelassen wurden, bis sie fertig ausgebildet waren“, berichtete Kettler. „Und erst dann haben sie festgestellt, dass Operieren gar nichts für sie ist und die jahrelange Ausbildung praktisch umsonst war.“

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