Das nächste neue ZuhauseWaldbröl sucht Wohnplätze für sieben Menschen

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In der Obdachlosenunterkunft im Aspenweg in Hermesdorf sollen die Zustände untragbar sein.

Waldbröl – Sie führen ein Leben, das allein ihren eigenen Regeln gehorcht. Alkohol, Drogen, Gewalt – das gehört ebenso dazu wie die ständige Gefahr, in die völlige Obdachlosigkeit abzurutschen. Für Einrichtungen der sozialen Hilfe sind diese Menschen oft unerreichbar. Auch, weil sie sich dem Zugriff solcher Stellen entziehen oder gar Unterstützung ablehnen. In der Verantwortung der Wohnhilfen Oberberg, die bei der Diakonie Michaelshoven angesiedelt sind, ist am 1. Januar vergangenen Jahres ein zweijähriges Pilotprojekt zu Betreuung eben solcher Menschen angelaufen, die zumeist mit dem inzwischen von allen Beteiligten kritisierten Begriff „Systemsprenger“ bezeichnet werden.

In Waldbröl drängt die CDU seit Januar dieses Jahres darauf, dass in Kooperation mit den Nachbarn Reichshof, Morsbach, Nümbrecht und Wiehl eine neue Unterkunft geschaffen wird – „und diese sollte so niederschwellig wie möglich sein“, betont CDU-Mann Eberhard Weber, Autor des Antrags an den Stadtrat. Obwohl dieser in der Politik geschlossene Zustimmung erfahren hat, sei bisher nichts passiert, kritisiert Weber. Und komme keine solche Unterkunft, so sollten die Betroffenen unbedingt in Waldbröl an verschiedenen Orten in der Stadt eine Bleibe finden. „Denn unter einem Dach zusammenleben, auch das können sie eigentlich nicht“, erklärt Weber.

Sieben Systemsprenger in der Stadt

In der Marktstadt halten sich derzeit sieben Menschen auf, die als Systemsprenger beschrieben werden. Noch haben sie ihre Wohnungen in der städtischen Unterkunft für Obdachlose am Aspenweg in Hermesdorf. Doch dort gären die Probleme – von Gewalt und Bedrohungen ist die Rede. „Die Zustände sind nicht längst mehr tragbar“, schildert auch Paul W. Giebeler, der als Vorsitzender des Sozialausschusses jüngst die Wohnhilfen Oberberg in eine Sitzung eingeladen und um einen Bericht zur Situation gebeten hatte. Dort bestätigte Andrea Steinbinder, Projektleiterin bei der Diakonie, dass die Probleme aus der „engen Zusammenlegung in der engen Notunterkunft“ rührten.

Eingreifen will die Stadtverwaltung schon lange. Die Pläne, die sieben Menschen in Wohncontainern und dann auf der Brachfläche an der Kaiserstraße (Höhe Esso-Tankstelle) unterzubringen, seien aber vom Tisch, betont Eckhard Becker, Stadtsprecher und Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste. Er versichert: „Gerade arbeiten wir an einer Lösung, die allen Beteiligten gerecht werden soll.“ Und die sehe weiterhin vor, dass die Stadt sieben Wohncontainer anschafft und diese dann an einem gemeinsamen Standort aufstelle, führt Becker aus. „Bis Ende des Jahres ist das umgesetzt.“ Mehr könne er dazu noch nicht sagen.

Der dritte Umzug in Folge

Für die Betroffenen wäre dies der dritte Umzug: Vor der Einquartierung am Aspenweg hatten sie in einer ebenfalls städtischen Unterkunft an der Schladerner Straße gelebt und diese regelmäßig verwüstet, wie es die CDU formuliert. Der Vermieter kündigte der Stadt fristlos. Die engagierte danach einen Wachdienst, der nun am Aspenweg nach dem Rechten sieht. „Seither ist es dort etwas ruhiger geworden“, sagt Weber. Weil der Dienst die Stadt aber jährlich 150 000 Euro kostet, fordert die CDU eine Zusammenarbeit über Stadt- und Gemeindegrenzen hinweg mit dem Ziel, jene niederschwellige Einrichtung zu schaffen.

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Wie die Wohnhilfen Oberberg dieses Problem ihrerseits angehen, das will Geschäftsbereichsleiterin Susanne Hahmann gegen Endes des Jahres in einer entsprechenden Ausschusssitzung bekanntgeben, unter anderem in einer November-Sitzung des Kreistages. „Schließlich muss jeder Fall einzeln betrachtet werden.“ Das geschehe derzeit, aber womöglich sei die Unterbringung in einzelnen Wohncontainern eine Möglichkeit. Das habe an andernorts bereits eine Entlastung gegeben. „Auch konnten wir einige der Menschen in Einrichtungen des Regelsystems aufnehmen.“

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