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WürdigungWaldbröler Ehepaar bekommt Bundesverdienstkreuz für  Engagement in der Flüchtlingsarbeit

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Margrit und Dieter Brüser (Mitte) feiern mit Weggefährten aus dem Freundeskreis Asyl die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. 

Gleich zwei Bundesverdienstkreuze am Bande wurden  im Gemeindehaus der Freien evangelischen Gemeinde Waldbröl verliehen.

Mit dem Bundesverdienstkreuz wurde das  jahrzehntelange Engagement von Margrit und Dieter Brüser in der Flüchtlingsarbeit gewürdigt. In seiner Laudatio vor der Verleihung schilderte der stellvertretende Landrat Tobias Schneider, dass das Ehepaar bereits zur Zeit des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995 eine bosnische Familie bei sich aufgenommen hatte. Vor 32 Jahren, im Herbst 1993, wurde der Freundeskreis Asyl in Waldbröl von Günter und Hanna Wacker gegründet und diesen haben Margrit und Dieter Brüser inzwischen mehr als 25 Jahre unter dem Motto „Miteinander leben lernen“ geleitet.

Schneider lobte dieses „lange, intensive Wirken“ , das weit über das normale Maß hinausgehe. So hätten sie als „Motor der Gruppe“ auch während der Corona-Pandemie nach Möglichkeiten gesucht und gefunden, die Asylanten in der Marktstadt weiter zu unterstützen. „Es ist gut und wichtig, dass es Menschen wie Euch gibt, die tun, was getan werden muss“, betonte Ulla Reinsch, Vorsitzende des Sozialausschusses, in Vertretung der im Urlaub befindlichen Bürgermeisterin Larissa Weber. Sie selbst sei der Pfadfinderbewegung eng verbunden und die beiden hätten ihr Leben lang nach einem Leitspruch deren Gründers Robert Baden-Powells gelebt: „Versucht, die Welt ein wenig besser zu verlassen, als ihr sie vorgefunden habt.“

Viel Zeit für die Begegnung mit anderen Menschen genommen

In der Gesellschaft gebe es die Tendenz, unliebsame Aufgaben an andere anzugeben, sagte Superintendent Michael Braun und fügte schmunzelnd hinzu: „Euch hat man sogar beim Stühleschleppen für eine Theateraufführung der Asylanten beobachtet.“ Er unterstrich, dass sich das Ehepaar viel Zeit für die Begegnung mit anderen Menschen genommen habe: „Solche Menschen braucht es.“ Glückwünsche vom Stadtrat überbrachte Stadtverordneter Eberhard Weber. Es sei den Brüsers immer wieder gelungen, andere Menschen zu aktivieren – auch den Rat. Dabei hätten sie keine Forderungen gestellt, sondern die Not der Menschen geschildert: „Hätten wir den Freundeskreis Asyl nicht, müsste man ihn erfinden.“

Musikalisch umrahmte Pfarrer im Ruhestand Jochen Gran den Festakt mit seiner Gitarre. Er stimmte Friedenslieder an und lud zum Mitsingen ein, getreu der Rede „I Have a Dream“ von Martin Luther King. Gran erinnerte sich, dass er während einer Flüchtlingswelle einen Jungen gefragt habe, ob sie auch Flüchtlinge in der Kita haben. Dessen Antwort: „Nein, da sind nur Kinder.“ In einem Rückblick berichtete Margrit Brüser, dass sie ihren späteren Ehemann bei einem Einsatz in Tansania kennengelernt hat. Begonnen hatte der Freundeskreis Asyl mit einer Mahnwache, fünf Tage nach dem Brandanschlag im November 1992 in Mölln: „Da musste etwas getan werden.“

Emotional tief berührt stellte Dieter Brüser die Arbeit des 2007 verstorbenen Gründers und Ideengebers Günter Wacker heraus: „Er hat Strukturen geschaffen, von denen zehren wir heute noch – diese Ehrung heute gilt auch ihm und seiner Frau Hanna.“ Das Ehepaar versäumte nicht, sich bei den vielen Organisationen zu bedanken, von denen der Freundeskreis unterstützt wurde. Am Ende gab es ein Buffet mit typischen Leckereien aus den Herkunftsländern der Asylanten.