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Sanierungsbedürftige WiehltalbrückeEine Vollsperrung der A4 in Oberberg will niemand

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Blick aus der Luft auf die Wiehltalbrücke.

Mit einer sogenannten Separierungsanlage sollen zu schwere Lastwagen von der maroden Wiehltalbrücke ferngehalten werden.

Wie bleibt die Wiehltalbrücke befahrbar? Hinter den Kulissen beraten Landrat und Bürgermeister aus Oberberg mit der Autobahn GmbH das Vorgehen.

Die immer konkreter werdende Sanierung der A4-Wiehltalbrücke und ein offenbar nicht mehr abzuwendender Neubau in den 2030er Jahren sorgen in der Bevölkerung für Unruhe, Sorgen und eine Menge teils wilder Spekulationen im Internet. Derweil sind im Hintergrund bereits zahlreiche beteiligte Stellen dabei, verschiedene Szenarien durchzusprechen und sich darauf einzustellen.

Das geht sogar so weit, dass man an einer sogenannten Separierungsanlage plant. Die käme dann zum Tragen, falls die in der Nacht zum Donnerstag durchgeführten Markierungsarbeiten nicht den erhofften Erfolg bringen. Sprich, dass schwere Laster mit einem Gewicht von 44 Tonnen mindestens 50 Meter Abstand zum Vordermann halten.

Foto vom Bau der Wiehltalbrücke.

Vor 55 Jahren wurde die Wiehltalbrücke errichtet. Wie schon 2006 (wegen eines Unfallschadens) muss sie nun saniert werden.

In diesem Kontext hatte Oberbergs neuer Landrat Klaus Grootens vor 14 Tagen zu ersten   Gesprächen eingeladen. Zu den Teilnehmern gehörten neben dem Landesbetrieb und der Polizei auch die Bürgermeister der betroffenen Kommunen. In dieser Woche gab es eine weitere Runde, an der dann auch die Autobahn GmbH beteiligt war.

Marode Wiehltalbrücke: Anwohner in Weiershagen besorgt um Sicherheit

Die wohl mit Abstand wichtigste Nachricht in diesem Zusammenhang ist, dass – Stand jetzt – die Autobahn GmbH eine Vollsperrung der Wiehltalbrücke und damit einem Teilstück der A4 unbedingt vermeiden will. Das berichtet der Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker als einer der Teilnehmer und auf dessen Stadtgebiet die Wiehltalbrücke steht. Diese Aussage der Autobahn GmbH soll demnach sowohl für eine Sanierung als auch für einen späteren Neubau der Bücke in der 2030er Jahren gelten. Und es scheint schon erste Pläne der Autobahn GmbH zu geben, nach denen ein Neubau der Brücke parallel zu der bestehenden erfolgen soll. Was das für die Grundstücke in der Ortschaft Weiershagen bedeutet, ist noch völlig offen.

Erst in dieser Woche folgte Stücker einer Einladung nach Weiershagen, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.   Den kleinen Ort im Wiehltal prägen seit mehr als 50 Jahren die Pfeiler der Wiehltalbrücke. „Die Menschen wollen von mir wissen, ob sie noch sicher wohnen und ob sie unter Umständen ihr Haus verkaufen sollen“, berichtet Stücker. Fragen, auf die er keine Antworten hat.

Landrat Klaus Grootens sagte am Donnerstag dieser Zeitung, dass er die aktuellen Maßnahmen der Autobahn GmbH begrüße. Überhaupt seien die Gespräche sehr gut und konstruktiv. Sein Ziel ist es, „vor die Lage zu kommen“ – heißt, für mögliche Fälle gewappnet zu sein. Also auch für den Fall, dass alle Lastwagen von der A4 abgeleitet werden, ehe dann im Sommer 2026 eine Separierungsanlage in Betrieb genommen werden könnte, die dann nur noch die schweren Brummis ab 44 Tonnen von der A4 holt. Doch diesen „Worst-Case“ wolle niemand, sagt der Landrat weiter.

Grootens stimmt sich aktuell auch mit seinen Landratskollegen in Olpe, Siegen-Wittgenstein und Rhein-Berg für eine gemeinsame Erklärung ab. Bei der geht es dann auch darum, dass die Regionalbahn 25, die Brücke der A4 in Untereschbach und die Wiehltalbrücke nicht gleichzeitig zu Ausfällen beziehungsweise zu Umleitungen und Behinderungen führen dürften.


Folgen für die Wirtschaft

Die Auswirkungen eines Ausfalls der Wiehltalbrücke über die Autobahn 4 waren jetzt auch Thema in der Beratenden Versammlung Oberberg (BVO) der IHK Köln. So berichtet Sven Gebhard als Leiter der BVO, dass man sich mit Landrat Klaus Grootens darüber ausgetauscht habe, was es bedeute, wenn die Lebensader A4 in Oberberg abgeschnitten werde. Das habe weitreichende Folgen für Mitarbeiter, die pendeln, aber vor allem auch für die Unternehmen, deren Produkte über die Autobahn weggeschafft würden.

Die BVO hat daher eine Resolution verfasst. Darin heißt es unter anderem, dass die IHK die Autobahn GmbH auffordert, gemeinsam mit den Verkehrsbehörden alles zu tun, um eine Sperrung der Wiehltalbrücke der A4 zu vermeiden. Ohne eine funktionierende A4 zwischen Olpe und Köln würden die Unternehmen in Oberberg und dem Siegener Land von den Zentren im Rheinland und dem Zugang zu den Seehäfen abgeschnitten. Deshalb müsse die Nutzung der Wiehltalbrücke für Pkw und Lkw bis 44 Tonnen unter allen Umständen sichergestellt werden, heißt es weiter.

Zeitgleich mit der erforderlichen Verstärkung der gefährdeten Wiehltalbrücke müssten die Planungen des Ersatzneubaus beschleunigt vorangetrieben werden. (ar)