IG Metall und Geschäftsführung der Bernd Richter GmbH verhandeln seit langem über einen Tarifvertrag. Am Donnerstag fand eine Protestveranstaltung vor der Firma statt
ProtestveranstaltungStreit um Tarifvertrag in Wipperfürth

Die IG Metall hatte die Beschäftigten der Bernd Richter GmbH zu einer Versammlung geladen
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Auf dem Wendehammer der Hansestraße im Wipperfürther Industriegebiet Klingsiepen ist am Donnerstagmittag mächtig was los. Die Gewerkschaft IG Metall Oberberg hat die Beschäftigten der Bernd Richter GmbH in ihrer Mittagspause zu einer Kundgebung vor dem Firmengelände geladen, unter dem Motto „Jetzt geht's um die Wurst!“.
Das Unternehmen gehört zu einem US-Konzern
Die Gewerkschaft fordert seit mehreren Jahren einen Tarifvertrag. Und so können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens mit Bratwurst vom Grill stärken. Außerdem gibt es eine Unterschriftenaktion, die an die Geschäftsführung gerichtet ist. Die Bernd Richter GmbH stellt Kabel und Steckverbindungen her, vor allem für die Medizintechnik, aber auch für das Militär. Die Bundeswehr ist Kunde.
Seit einigen Jahren gehört das Unternehmen zum US-Konzern Amphenol. Nach Angaben der IG Metall zählt das Werk in Wipperfürth 265 Beschäftige, darunter viele Frauen, die vor allem als ungelernte und angelernte Kräfte in der Fertigung arbeiten.
Wir haben vor drei Jahren ein konkretes Angebot für einen Tarifvertrag vorgelegt, aber die Verhandlungen mit der Geschäftsführung dümpeln auf der Stelle
Simon Stefer ist Gewerkschaftssekretär der IG Metall. „Wir haben vor drei Jahren ein konkretes Angebot für einen Tarifvertrag vorgelegt, aber die Verhandlungen mit der Geschäftsführung dümpeln auf der Stelle“, beklagt er. Das geschehe auf dem Rücken der Beschäftigten. Nach Schätzungen der IG Metall liegen die Löhne im Schnitt um rund 25 Prozent unter dem Tarifvertrag der IG Metall. Die Beschäftigten in Wipperfürth seien sauer und verunsichert, weil viele Aufträge in das neue Zweigwerk in Nordmazedonien gehen würden, während es in Wipperfürth an Aufträgen fehle. Zudem setze die Geschäftsführung falsche Prioritäten.
Wanja Kiesler arbeitet seit über 25 Jahren für das Unternehmen und ist Mitglied des Betriebsrates. Der sei leider gespalten, bedauert sie. Ein Teil würde die Gewerkschaftsforderungen unterstützen, ein anderer nicht. „Wie viel jemand verdient, hängt vom individuellen Verhandlungsgeschick ab“, beklagt sie. Dabei stelle die Firma tolle Produkte her, unter anderem sei sie Zulieferer für die kleinste Herzpumpe der Welt.
In der Mittagspause schauen – über einen längeren Zeitraum verteilt – laut IG Metall rund 90 Beschäftigte vorbei. Simon Stefer greift zum Mikrofon. Er erklärt, dass die Gewerkschaft einen Betriebsrundgang geplant habe, um die Beschäftigten direkt anzusprechen. Die sei unter fadenscheinigen Gründen abgelehnt worden. „Die Geschäftsführung macht Druck auf die Beschäftigten und betreibt Angstmacherei, das dürfen wir uns nicht gefallen lassen“, so Stefer. Auch Gewerkschaftssekretär Haymar Tokmak ergreift das Wort. „Toll, dass so viele Kolleginnen und Kollegen gekommen sind“, lobt er. „Es geht uns nicht um eine Provokation, sondern um Eure Wünsche in Form eines Tarifvertrages.“ Und fügt hinzu: „Sprecht mit Euren Kolleginnen und Kollegen. Solidarität ist unsere Stärke.“
Unsere Zeitung hatte auch mit der Geschäftsführung der Bernd Richter GmbH gesprochen. Doch am Donnerstagnachmittag teilte Geschäftsführer Kevin Rauer mit, dass er sich zu Situation nicht äußern wolle.