Prüfung in NRWSchüler klagen mit Petition über Mathe-Abi

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Abi Schüler

Am vergangenen Freitag wurden Abi-Prüfungen in Mathematik geschrieben. (Symbolbild)

  • Schüler aus Nordrhein-Westfalen haben am vergangenen Freitag Abiturprüfungen in Mathematik gemacht.
  • Nun fordern einige fairere Aufgaben – teilweise sei die Prüfung zu schwierig gewesen.
  • Im Vergleich zu anderen Bundesländern, wie etwa Bayern, fallen die Proteste jedoch recht harmlos aus.

Köln – Vor dem Mathe-Abitur grausen sich viele Schüler. Vergangenen Freitag rechneten die Abiturientinnen und Abiturienten in Nordrhein-Westfalen an ihrer Abschlussprüfung in den Leistungs- und Grundkursen. Anders als in anderen Bundesländern waren die Aufgaben in NRW aber wohl nicht ganz so schwer.

Zum Beispiel in Bayern und Niedersachsen hatten sich Zehntausende Schüler in Petitionen bei den Kultusministerien beklagt. In Nordrhein-Westfalen war die Resonanz auf die Petition „Abitur! NRW, wir fordern ein faires Mathe-Abitur“ eher mäßig. Bis zum Montagnachmittag unterzeichneten auf „openpetition.de“ 246 Unterstützer. Das Ziel seien 2000 Unterstützer, heißt es auf Twitter. Davon hätte man bislang zwölf Prozent erreicht.

Sabine Mistler, Vorsitzende des NRW-Philologenverbandes, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir haben O-Töne aus den Schulen, aber von Grundkursen und Leistungskursen wurden von Kollegen und Schülern bislang keine großen Besonderheiten gemeldet. Es gibt keine Klagen.“

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Dennoch: Auch wenn es aus keine Rückmeldungen gebe, „die sich mit dem decken, was wir aus den anderen Bundesländern gehört haben“, will sie nicht ausschließen, dass Schüler aus NRW noch auf den Zug der Online-Petition aufspringen würden, sagt sie.

Anders sieht es in Bayern aus, wo das Mathe-Abitur im Gegensatz zu NRW verpflichtend ist. Rund 37000 Schüler mussten sich in ihrer Abschlussprüfung mit Stochastik, Analysis oder Geometrie befassen. In Online-Petitionen machen die Schüler ihrer Wut Luft: „2016 war es anspruchsvoll, 2017 war es machbar, 2018 war es nahezu leicht und 2019 enthielt plötzlich Aufgabenstellungen, die vorher kaum einer gesehen hatte.“ Gefordert wird etwa eine Senkung des Notenschlüssels.

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Die Abiturienten monieren, dass die Prüfungen Aufgabenstellungen beinhaltet hätten, die vorher im Unterricht nie behandelt worden seien. Auch in Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Bremen und Berlin bezeichneten Schüler die Aufgaben als zu schwer.

Seit 2017 müssen die Schulen in NRW für das Zentralabitur Prüfungen aus dem Pool der Kultusministerkonferenz (KMK) wählen. Verpflichtend sind in Mathematik Aufgaben aus dem Prüfungsbereich A, bei denen Schüler ohne Hilfsmittel wie Taschenrechner auf die Lösungen kommen müssen. Die Aufgabenbereiche mit zugelassenen Hilfsmitteln B und C können hingegen länderspezifisch gestellt werden.

Da die Mathe-Abituraufgaben nicht zum ersten Mal von Schülern als unfair oder zu schwer beklagt wurden, schlägt Sabine Misler vor, dass sich die Mitglieder der Kultusministerkonferenz noch einmal zusammensetzen. „Die KMK ist hier gefragt, sich abzustimmen.“ Die Bundesländer müssten dann zusehen, „wie sie die Standards im Einzelnen erfüllen können.“ Sie gab den Schülern den Rat, „erst mal Ruhe“ zu bewahren und zu warten, bis die ersten Korrekturen liefen. Letztlich seien am Ende immer vernünftige Ergebnisse dabei herausgekommen.

Zu textlastige Aufgaben

Die Standards in Mathematik an den Schulen stehen auch von anderer Seite in der Kritik. „Wir führen im Mathematikunterricht nicht einmal mehr Beweise. Früher hatten wir wissenschaftliche Ansprüche. Das ist heute nicht mehr vorstellbar“, sagt etwa der Bildungsexperte Hans Peter Klein. Reine Textkenntnisse würden schon ausreichen, um Aufgaben lösen zu können. Auch in der Mathematik. Hier müsste auch NRW den Hebel ansetzen, findet Sabine Mistler. Schlechtere Standards als in anderen Bundesländern weist sie von sich: „Ich denke, dass wir nicht nur gute Lehrer, sondern auch leistungsstarke Schüler haben.“

Zum Vorwurf einer zu starken Textlastigkeit in Matheprüfungen, die wirkliche Rechenleistungen zu wenig abprüften, räumte die Vorsitzende des Philologenverbandes ein: An den einzelnen Aufgabenformaten könne man in der Tat „noch etwas schrauben, um einen höheren Standard zu erlangen.“

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