ErnteverlusteLandwirte in Rhein-Berg bangen um ihre Tiere – Futtermittel teurer

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Landwirt und Milcbbauer Thomas Wester baut Mais als Futter für seine Tiere an. Hier prüft er die Qualität.

Landwirt und Milcbbauer Thomas Wester baut Mais als Futter für seine Tiere an. Hier prüft er die Qualität.

Rhein-Berg – Dort wo sonst um diese Jahreszeit im Rheinisch-Bergischen Kreis Futter-Mais an den Hügeln wächst, ist aktuell meist Kahlschlag. Rund vier Wochen vor der normalen Erntezeit haben die meisten Landwirte den Mais schon geerntet – und das haben sie nicht freiwillig getan.

Der größte Teil der Maisfelder im Rheinisch-Bergischen Kreis ist schon abgeerntet worden – Wochen vor der eigentlichen Erntezeit.

Der größte Teil der Maisfelder im Rheinisch-Bergischen Kreis ist schon abgeerntet worden – Wochen vor der eigentlichen Erntezeit.

„Der Mais hat durch die Witterung stark gelitten und musste früher reingeholt werden“, sagt Ursula Jandel, Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer in Lindlar, die auch für den Rheinisch-Bergischen Kreis zuständig ist.

„Totreif“ nennen die Fachleute dieses Stadium der Reife. Die warme Witterung habe den Mais zwar schnell reif werden lassen, aber die Feuchtigkeit habe gefehlt. Dadurch hätten sich die Pflanzen nicht voll ausdehnen können. Teilweise sei der Mais sogar vertrocknet. Jandel: „Wenn jetzt noch Regen fällt, hilft das auch nicht mehr. Die Pflanzen wachsen in diesem Stadium nicht mehr.“

Der Overather Landwirt Thomas Wester hält solch einen mickrigen Maiskolben in der Hand und zeigt auf ein verdorrtes Ende. Rund ein Drittel des Kolbens ist nicht ausgebildet. „So groß hätte er eigentlich werden müssen“, sagt Wester und deutet eine Länge an die deutlich über der Größe des Maiskolbens liegt, den er in der Hand hält.

Der obere Teil des Maiskolbens hat sich nicht mehr entwickelt.

Der obere Teil des Maiskolbens hat sich nicht mehr entwickelt.

Der Landwirt steht vor einem Maisfeld seines Nachbarn und deutet auf die rund drei Meter hohen Pflanzen. „Normalerweise sind die vier Meter hoch“, erklärt der Milchbauer. Er drückt mit den Finger auf dem Maiskolben herum und nichts passiert. Wester erklärt: „Normalerweise tritt hier ein milchiger Saft aus dem Kolben.“ Wie hoch sein Ernteverlust tatsächlich sein wird, kann der Landwirt aktuell noch nicht beziffern. „30 Prozent werden es wohl nicht werden“, ist er allerdings sicher.

Ernteausfall an Gras und Klee

Die diesjährige Maisernte mit schmalem Ertrag ist allerdings nicht das einzige Problem, dass den Milchbauern aktuell Sorgen bereitet. Noch schwerer wiegt der Ernteausfall an Gras und Klee. „Während wir normalerweise sieben bis acht große runde Heuballen pro Hektar ernten, ist es in diesem Jahr nur einer“, sagt Wester. Der Regen fehle halt.

Für den Mais sei es zu spät, aber für den Grasschnitt hofften er und seine Kollegen auf Regenfälle in den nächsten Tagen und Wochen. Wester deutet auf einen Kollegen der mit seiner Ballenpresse auf dem Nachbarfeld unterwegs ist und sagt: „Normalerweise liegt hier nach dem Mähen alles voll. Jetzt muss er sein Gras suchen.“ Es sei nicht nur die geringe Erntemenge die Kopfzerbrechen bereite, auch mit die Qualität stehe es nicht zum Besten.

In diesem Jahr kann nicht ausreichend Heu erzeugt werden.

In diesem Jahr kann nicht ausreichend Heu erzeugt werden.

„Ich werde wohl mit Mais und Heu bis zum Frühjahr 2019 hinkommen. Dann muss ich Futtermittel zukaufen“, sagt der Landwirt, der wie viele seiner Kollegen im Rheinisch-Bergischen Kreis Mais ausschließlich zu Futterzwecken anbaut.

Futtermittelpreise schnellen in die Höhe

Die miserable Ernte habe jetzt schon dazu geführt das die Futtermittelpreise in die Höhe schnellen werden.

Biertreber, – bei der Bierherstellung anfallende Rückstände des Braumalzes – sei ein solches Futtermittel. Die Auswirkung für die Existenz der Landwirte bedarf keiner großen Rechenkünste: Bei Milchpreisen auf dem untersten Niveau fressen erhöhte Futterpreise den kargen Gewinn in der Milchproduktion fast gänzlich auf. Wester: „Wir werden unseren Tierbestand vielleicht verkleinern müssen.“ Im Klartext: Die Rindviecher gehen in den Schlachthof.

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