Autobahnzubringer über BahndammVerwaltung hatte noch keine Zeit für Planungen

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Am Bahndamm scheiden sich die Geister. Momentan wirkt er etwas eingefroren.

Am Bahndamm scheiden sich die Geister. Momentan wirkt er etwas eingefroren.

Bergisch Gladbach – Im Sommer 2017 machte das Verkehrsministerium in Düsseldorf der Stadt Bergisch Gladbach ein außergewöhnliches Angebot: Eine Machbarkeitsstudie für den Autobahnzubringer über den alten Bahndamm sollte von der Stadt in Auftrage gegeben und vom Land finanziert werden. Aber geschehen ist seitdem nichts. Wie der städtische Beigeordneter Harald Flügge auf Anfrage erklärte, habe es seitens der Verwaltung bislang keine Kapazitäten gegeben, den Auftrag zu erteilen. Insbesondere durch den Flächennutzungsplan sei die Verwaltung extrem gefordert gewesen.

Die Politiker werden von ihm auf der nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses am 5. Februar von der Untätigkeit erfahren. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Jörg Krell stellt zur Machbarkeitsstudie zwei Fragen: Ist die Studie beauftragt worden? Liegen erste Ergebnisse vor? Es wird zwei Mal ein Nein als Antwort geben.

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Flügge betonte, dass es erheblicher Vorbereitungen brauche, um eine solche Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. „Wir müssen uns genau überlegen, was wir dort abfragen.“ Geprüft werden soll eine neue Straße von der Tannenbergstraße bis zur Brüderstraße – also über die Kölner Straße hinweg.

Gestern bestätigte das Düsseldorfer Ministerium, dass man aus Bergisch Gladbach noch nichts gehört habe: „Uns liegen keine Ergebnisse vor.“ Die Planungen für die Straße über den Bahndamm – die ja eine Landesstraße ist – liegen also seit mindestens eineinhalb Jahren auf Eis.

Stadtbaurat Harald Flügge strahlte anfangs mehr Dynamik aus

Kurz nach seinem Amtsantritt als frischgebackener Stadtbaurat hatte Flügge noch mehr Dynamik ausgestrahlt: Bei einer Begehung des Bahndamms hatte er den Eindruck hinterlassen, das Projekt mit neuen Ideen vorantreiben zu wollen. Flügge wollte den Bahndamm sozusagen als Mobilitätsachse und Bündelung mehrere Verkehrsformen neu erfinden: Radschnellweg und Autobahnzubringer sollten oberirdisch koexistieren und unterirdisch war sogar das Modellprojekt einer Cargo-Pipeline im Gespräch: einer Röhre, in der automatische Kapseln fließbandähnlich den Güterverkehr zwischen einem Frachthof an der Autobahnanschlussstelle und der Stadtmitte abwickeln und damit die Straßen von Lieferfahrzeugen entlasten.

Für dieses Projekt, „Cargo-Cap“ genannt, hat die Politik inzwischen sogar Geld locker gemacht. 31 350 Euro wurden vom Rat im Rahmen der Haushaltsverabschiedung bewilligt, um eine Machbarkeitsstudie zur „Realisierung einer Gütertransportverbindung zwischen A4 und Stadtmitte“ in Auftrag zu geben.

Verkehr bis zur Anschlussstelle Frankenforst

Auch dass der Gordische Knoten in Sachen Anschluss an die Autobahn durchgeschlagen wurde, wird Flügge zugute gehalten. Statt beim Bund als Autobahnträger mit dem Kopf durch die Wand brechen zu wollen und eine dritte Gladbacher Anschlussstelle in Verlängerung der Bahndammtrasse zu fordern, favorisierte er die politisch realistischere Lösung, den Verkehr parallel zu Autobahn über die ausgebaute Brüderstraße bis zur Anschlussstelle Frankenforst zu führen.

All das liegt schon seit 2016 auf dem Tisch. Dass der „Autobahnzubringer eV“, über den die Gladbacher Wirtschaftsunternehmen ihre Interessen an einer besseren Anbindung an das überörtliche Netz vertreten, die lange Pause dennoch hingenommen hat, liegt daran, dass man es sich mit der Stadtverwaltung nicht verderben will. „Es ist natürlich schade, dass es seit 2017 nicht weiter vorangegangen ist, aber der Stadtbaurat hat uns zugesichert, dass es unmittelbar nach Abschluss der Flächennutzungsplan-Neuaufstellung weitergeht“, erklärt der Vorsitzende des e.V., Bestattungsunternehmer David Roth, der glaubt, dass Flügge „mit dem Thema konstruktiver umgeht als sein Vorgänger“.

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