Bensberger RathausAffenfelsen ist preisverdächtig

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Das Bensberger Rathaus wurde von Böhm Mitte der 1960er Jahre geplant und gebaut.

Das Bensberger Rathaus wurde von Böhm Mitte der 1960er Jahre geplant und gebaut.

Bergisch Gladbach – „Dat Dingen“ hatte anfangs viel Spott zu ertragen: Einen Gartenzwerg mit roter Mütze soll der Stadtbaurat der damals noch selbstständigen Stadt Bensberg als Krönung für das neue eigenwillige Rathaus gefordert haben. Viele Bürger sprachen kaum schmeichelhafter vom „Aapenfels“ (Affenfelsen), den man doch besser dem Kölner Zoo überlassen sollte, titulierten das Bauwerk des bekannten Kölner Architekten Gottfried Böhm als „Zementburg“ oder „Beamtenbunker“.

Inzwischen ist der Spott längst verstummt, die kühne Konstruktion aus Sichtbeton, Klinker und Glas in Verbindung mit den Resten der mittelalterlichen Burg als Architektur-Ikone anerkannt, die seinem Schöpfer den renommierten Pritzker-Preis einbrachte.

Nun ist das Bensberger Rathaus für den Architekturpreis „Nike“ nominiert, den der Bundesverband der Architekten (BDA) alle drei Jahre vergibt, „um die Bedeutung der Architektur öffentlich bewusst zu machen“. Neben dem Bensberger Rathaus schickt der nordrheinwestfälische Landesverband des BDA auch den Kanzlerbungalow in Bonn in das bundesweite Rennen.

Das Rathaus entstand in den Jahren 1964 bis 1969 als kühne Konstruktion aus Sichtbeton, Klinker und Glas, moderne Materialien, die mit den Resten der alten Burg eine gewagte und doch geniale Verbindung eingingen. Seit 1982 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. In den vergangenen Jahren musste die Stadt, unterstützt durch Landesmittel, Teile des Rathauses mit großem Aufwand sanieren. Mehr als eine Million Euro wurden alleine für Arbeiten an der Fassade ausgegeben. So mussten undichte Fenster ausgetauscht, die durchlaufenden Glasbänder des Treppenhausaufgangs erneuert und die bröckelnden Bruch- und Tuffsteine der Pallaswand und des Bergfrieds bearbeitet werden. Zusätzlich wurde das Dach gedämmt und neu eingedeckt. Im Sommer sollen im fünften Bauabschnitt noch der Engelbert- und der Michaelsturm saniert werden, so Karl Stabenow von der Unteren Denkmalbehörde.

Die Jury für die Vergabe des Preises tagt am 1. März, die Preisverleihung findet am 21. Juni in Frankfurt am Main statt. Mit etwas Glück geht die Trophäe nach Bergisch Gladbach. Sie hat die Gestalt der geflügelten Siegesgöttin aus der griechischen Mythologie – und keinerlei Ähnlichkeit mit einem rotbemützten Gartenzwerg.

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