Fall in GladbachAngeblicher Pizzabäcker soll Frauen vergewaltigt haben – Serientäter?

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Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Bergisch Gladbach/Paderborn – Er sieht nicht aus wie ein Sexgangster, und den Pizzabäcker nimmt man dem 33-Jährigen ohne weiteres ab. Möglicherweise ist er nicht nur beides, sondern auch ein Serientäter. Der in Köln lebende Iraner muss sich derzeit vor dem Landgericht Paderborn wegen Vergewaltigung verantworten. In dem Prozess in der ostwestfälischen 150.000-Einwohner-Stadt spielt eine mutmaßliche Vergewaltigung in einem Bergisch Gladbacher Übergangsheim eine gewichtige Rolle.

Es ist die auffällige Übereinstimmung der Tatabläufe und ihrer Vorgeschichte, die den Richtern in Westfalen zu denken gibt. In Paderborn soll der 33-Jährige im August vergangenen Jahres eine 38-jährige Landsmännin vergewaltigt haben. Die Kontaktaufnahme des Angeklagten zu dem zweiten Opfer, einer ebenfalls aus dem Iran stammenden und in einer Gladbacher Flüchtlingsunterkunft lebenden Mittvierzigerin spielte sich genau wie im Paderborner Fall über das Internet-Portal „Instagram“ ab. Und auch alles Weitere, was die Frau im Zeugenstand berichtete, kam Prozessbeobachtern ebenso wie der Kammer wie ein Déjà-vu vor.

Sex verlangt

Er habe sich auf dem Online-Dienst als Restaurant-Besitzer aus Düsseldorf vorgestellt, behauptet, sich in ihr Bild verliebt zu haben. Dann das Drängen, sie noch am selben Tag besuchen zu wollen, das Versprechen, ihr aus ihrer sozialen und finanziellen Lage zu helfen und ihr eine schöne Wohnung zu besorgen. Und die genaue Adresse wollte er haben. „Weil ich Hilfe gebrauchen konnte, habe ich mich darauf eingelassen“, sagte die Gladbacherin. Der 33-Jährige sei nach Bergisch Gladbach gekommen, habe sie dann am Treffpunkt in seinem Auto bequatscht, zu ihrem Zimmer in der Unterkunft zu fahren. Wieder habe die Frau sich darauf eingelassen, sogar die Security getäuscht, indem sie behauptet habe, er sei ein alter Bekannter. Auf dem Zimmer schließlich habe der 33-Jährige die Tür abgeschlossen, sie körperlich erst zu Küssen gedrängt, dann Sex verlangt.

Gladbacher Fall

Die Kölner Staatsanwaltschaft bestätigt ein eigenes Ermittlungsverfahren gegen den 33-jährigen Angeklagten. Die hier angezeigte Vergewaltigung soll sich am 19. September 2018 in Bergisch Gladbach ereignet haben. Die Ermittlungen dauern an. (sb)

Auch hier schilderte die Gladbacher Zeugin den Ablauf und die sexuellen Vorlieben des Täters nahezu identisch wie das 38-jährige Opfer aus Paderborn . Sie habe nicht ausreichend seelische Kraft gehabt, sich zu wehren, erklärte die Gladbacherin, und dann alles über sich ergehen lassen. In ihrer Not habe sie mit der Faust gegen die Wand geklopft in der Hoffnung, Zimmernachbarn würden reagieren. Was aber nicht der Fall war. Bemerkenswert: Eine Kölner Polizistin bekam wegen des Wohnortes des Beschuldigten irgendwann die Anzeige aus Gladbach auf den Tisch – und stellte fest, dass diese Tat sich genau am Tag vor der Vernehmung des 33-Jährigen wegen der Anzeige aus Paderborn ereignet haben musste. Diese Sache liegt bereits bei der Staatsanwaltschaft in Köln.

Die Paderborner Richter wollen ihr Urteil übernächste Woche fällen. Der Angeklagte hatte vor Gericht angegeben, mit seiner Instagram-Bekanntschaft in Paderborn nur Kaffee getrunken zu haben.

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