Fußballerinnen vom SSG Bergisch GladbachFilm dokumentiert historische Titelgewinne

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Judith Klaßen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach (rechts), Regisseur John David Seidler und Ute Berzbach vom Cineplex in Bensberg freuen sich auf die Ausstrahlung des Dokumentarfilms ab dem 27. Februar.

Judith Klaßen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach (rechts), Regisseur John David Seidler und Ute Berzbach vom Cineplex in Bensberg freuen sich auf die Ausstrahlung des Dokumentarfilms ab dem 27. Februar.

  • Die Fußballerinnen des SSG 09 Bergisch Gladbachs gewannen 1981 und 1984 den Weltpokal.
  • Sie waren und sind die einzige Vereinsmannschaft, die je bei einer WM antrat.
  • Der Film „Das Wunder von Taipeh“ dokumentiert die einzigartige Geschichte.

Bergisch Gladbach – „Was die Männer können, können wir auch“, sagte 1930 Lotte Specht, eine Metzgerstochter aus Frankfurt am Main. Und suchte per Zeitungsannonce in der Frankfurter Rundschau nach Mitspielerinnen und gründete den 1. Deutschen Frauen-Fußballclub.

Die Zeit war noch nicht reif

Der sich allerdings nach nur einem Jahr wieder auflöste. Die Zeit war nicht reif. Den Mädchen und Frauen wurde vom Elternhaus dieser Sport untersagt.

1936 wurde die Ächtung des Frauenfußballs noch einmal manifestiert, vom Deutschen Fußball-Bund bekräftigt. „Der Fußball ist mit Würde und Wesen der Frau unvereinbar“, wusste die damalige Führungsriege – bestehend aus Männern, versteht sich.

Nie Dagewesenes

Sie trugen den Namen Bergisch Gladbachs in die Welt wie keine Anderen. Die Fußballerinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach schufen nie Dagewesenes und nie mehr Wiederholtes.

Sie holten 1981 und 1984 den Weltpokal als Vereinsmannschaft. In Deutschland gab es damals noch keine Frauenfußball-Nationalmannschaft. Und Ausrichter Taiwan wollte einen Starter aus Germany beim Welt-Turnier. Da entsandte der DFB seinen Deutschen Meister.

„Das Wunder von Taipeh“ als Kinostart-Premiere

Seit 31. Oktober 1970 ist es auch Frauen gestattet, Fußball zu spielen. Aus Anlass des 50. Jahrestages wird am 27. Februar um 19 Uhr im Cineplex in Bensberg der Dokumentarfilm „Das Wunder von Taipeh“ als Kinostart-Premiere gezeigt.

Der Regisseur

Dr. phil. John David Seidler, 1977 in Köln geboren, Medienwissenschaftler, arbeitet als freier Autor, Regisseur und Editor, lehrt am Institut für Kommunikation und Medienforschung der Deutschen Sporthochschule Köln, schrieb das Buch „Die Verschwörung der Massenmedien“. (er)

Regisseur John David Seidler wird ebenso zugegen sein wie die Weltmeisterinnen von 1981: Trainerin Anne Trabant-Haarbach, Monika Degwitz-Steinmetz, Doris Kresimon, Ingrid Nandzik, Brigitte Klinz, Hannelore Geilen, Hildegard Frauenrath, Petra Landers, Ursula Schulzke und Angelika Budny.

Okka Gundel wird den Abend moderieren

Zuvor um 18 Uhr gibt es einen Empfang durch Bürgermeister Urbach in dessen Rahmen sich die Weltmeisterinnen ins Gäste-Buch der Stadt Bergisch Gladbach eintragen. Die WDR-Sportmoderatorin Okka Gundel wird den Abend moderieren.

Die 50 Kauf-Karten für den Kino-Start waren rasch vergriffen. Deshalb zeigt das Cineplex Bensberg zeitversetzt den Film am 27. Februar um 20 Uhr in einem anderen Kinosaal. Karten für alle Vorführungen auch an den Folge-Tagen sind ab sofort online im Vorverkauf des Cineplex erhältlich.

Der Film

Das Wunder von Taipeh

im Cineplex in Bensberg

am 27. Februar um 20 Uhr, 1. März um 11.30 Uhr,

3. März um 18 Uhr. (er)

Es geht um mehr als Fußball

Wie kam Regisseur John David Seidler auf die Idee, dieses bedeutende Geschehnis deutscher Sportgeschichte für die Nachwelt in einem Dokumentarfilm zu verewigen? „Ich habe es anekdotisch erzählt bekommen“, berichtet Seidler: „Seit Jahren bin ich mit Dokumentarfilmen vom Fußball beschäftigt. Als der 1. FC Köln eine Doku über die 70er Jahre erstellen lassen wollte, war ich bei einem langjährigen Dauerkarten-Inhaber in Bergisch Gladbach. Und Wolfgang Bosbach berichtete mir von den einstigen herausragenden Erfolgen der Fußballerinnen aus Gladbach.“

„Ich begann zu recherchieren und stellte bald fest, dass es mehr als eine Anekdote ist, dass es um mehr als um Fußball ging“, so Seidler weiter: „Der Triumph der Fußballerinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach in Taipeh war ein wesentlicher Sieg im Kampf um Gerechtigkeit.“

„Wir waren zehn Tage in Taiwan“

Dreieinhalb Jahre sind zwischen Ideenfindung bis zum „final cut“ vergangen. Seidler hat mit dem Weltmeisterinnen von einst zusammen das DFB-Pokalfinale der Frauen 2018 im RheinEnergie-Stadion gesehen. Sie waren gemeinsam beim Chinesen essen. Und insbesondere auch an der Stätte des einstigen Triumphes gereist.

„Wir waren zehn Tage in Taiwan“, erzählt Seidler: „Ich habe in dieser Zeit zwei Stunden geschlafen. Wir waren in den Stadien, haben Zeitzeugen interviewt.“ Der Regisseur ist „besonders dankbar, dass auch der WDR in die Finanzierung“ dieses Dokumentarfilmes eingestiegen ist.

Wichtiger Meilenstein

Der Film wurde von der Kölner Produktionsfirma Corso Film produziert und von der Film- und Medienstiftung NRW gefördert. Als Co-Produzenten waren der WDR und 3Sat beteiligt, berichtet Seidler.

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Dass dieser wichtige Meilenstein der deutschen Geschichte des Frauenfußballs nun Menschen im Bergischen zugängig gemacht, im Cineplex in Bensberg gezeigt wird, ist auch der Initiative der Gladbacher Gleichstellungsbeauftragten Judith Klaßen zu verdanken: „Dieser Film ist originär mit Gladbach verbunden. Der Filmverleih Mindjazz aus Köln bot an, diesen bei uns zu zeigen, kam auf mich zu. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Urbach, unsrer Sportverwaltung und unserem Presseamt haben wir sehr gerne das Angebot angenommen. Es gibt nach wie vor Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern im Sport, vor allem im Fußball. Die Fördermöglichkeiten fürs Jungs sind andere als für Mädchen. Frauen verdienen auch in der Bundesliga wesentlich weniger als Männer.“ 

Es ist über 30 Jahre her, dass Fußballerinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach ihren neunten und zugleich letzten Deutschen Meistertitel feierten.

Einziges Vereins-Team bei WM

1989 wurde das Team aus Sindelfingen zweimal mit 3:1 besiegt, im Halbfinale dem VfR Saarbrücken beim 2:0 und 5:0 keine Chance gelassen und schließlich im Endspiel vor 6000 Zuschauern in Montabaur der TuS Ahrbach, der zuvor überraschend TSV Siegen und FSV Frankfurt aus dem Wettbewerb geworfen hat, mit 2:0 besiegt.

Trainerin der Mannschaft aus Sindelfingen war damals übrigen Tina Theune-Meyer, die am 1. August 1996 Gero Bisanz aus Overath als Nationaltrainer ablöste und 2005 das Amt an ihre Assistentin Silvia Neid abgab. Nun hatte Deutschland eine Frauenfußballmannschaft. Nie wieder nach 1981 und 1984 reiste ein Vereins-Team zu einer Weltmeisterschaft.

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