Hauptstraße in Bergisch GladbachFußgänger sollen Leben bringen

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Die untere Hauptstraße in Bergisch Gladbach

Die untere Hauptstraße in Bergisch Gladbach

Bergisch Gladbach – Die untere Hauptstraße in Bergisch Gladbach ist nicht die erste Adresse in der Stadt. Darum wird jetzt in der Politik überlegt, wie dieser Abschnitt aufgewertet werden kann. Die Stadtverwaltung soll überprüfen, welche Effekte eine Tempo-20-Regelung dort hätte.

Ausgelöst wurde die Diskussion durch einen Artikel des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Beschwerde des Radfahrers Carsten Vogt. Dieser hatte sich über mangelnde Sicherheit für Radler an der unteren Hauptstraße und dem Driescher Kreisel beklagt und ein Tempo-Limit gefordert. Er schrieb auch an die Bezirksregierung in Köln. Die wiederum forderte über die Kreisverwaltung die Stadt zu einer Stellungnahme auf.

Die Kreisverwaltung stellt klar, dass die untere Hauptstraße derzeit die Funktion einer Landstraße innehat. Dort sei eine Tempo-20-Begrenzung grundsätzlich ausgeschlossen.

In dem Schreiben an die Bezirksregierung werden etliche Paragrafen aufgeführt, die allesamt nur einen Schluss erlauben: Wenn die Tempo-Regelung kommen soll, muss die Straße anders eingestuft werden. Und das ginge wohl auch – wenn denn die untere Hauptstraße zur Gemeindestraße sowie die Kalkstraße und die Dechant-Müller-Straße zur Landstraße umgestuft würden.

Das reicht aber noch nicht, um die Tempo-20-Regelung einzuführen. Gleichzeitig müsste die Straße zu einem „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ erklärt werden. Voraussetzung dafür wiederum ist ein „hohes Fußgängeraufkommen“ und eine „überwiegende Aufenthaltsfunktion der Straße“.

Ob diese Kriterien aber für die untere Hauptstraße erfüllt sind, darüber gingen im Verkehrsausschuss am Dienstagabend die Meinungen weit auseinander. Peter Baeumle-Courth von den Grünen – er ist Ausschussvorsitzender und Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft in der Nähe der unteren Hauptstraße – berichtete von „sehr vielen Fußgängern zu bestimmten Zeiten“. Hermann-Josef Wagner (CDU) warnte vor einer „Zwangsbeglückung“ der Händler dort. Es sei gut möglich, dass die Händler von dem Durchgangsverkehr lebten. Wenn der nun umgeleitet würde, ginge die Kundschaft verloren. „Wir müssen schon wissen, was die Händler vor Ort tatsächlich wollen“, sagte er.

Es wurde hinterfragt, ob Bergisch Gladbach überhaupt noch weitere Geschäfte in diesem Teil der Stadt brauche. Dabei wurde auch auf die Situation an der oberen Hauptstraße verwiesen. Dort kämpfen etliche Händler ums Überleben – oder haben schon aufgegeben. Aber es gab auch die Stimmen, die auf die absehbar steigende Wohnqualität an einer Tempo-20-Zone hinwiesen. Derzeit gibt es an der Straße ansehnliche Hausfassaden, aber auch etliche hässliche mit Hinterhofcharakter.

Das Thema solle weiter untersucht werden, so die Meinung in dem Ausschuss. Allerdings gab es auch grundsätzliche Bedenken zu der Realisierung einer neuen, schicken Tempo-20-Zone. Wer soll das bezahlen? Aber über die Finanzierung soll erst gesprochen werden, wenn grundsätzlich klar ist, ob es überhaupt Sinn macht, die Situation an der unteren Hauptstraße zu verändern.

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