Corona-Krise im Rheinisch-Bergischen KreisEinzelhändler zwischen Frust und Vorfreude

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Loewen-Center

Bleibt auch weiterhin geschlossen: Das Loewen-Center in Bergisch Gladbach

Rhein-Berg – Am kommenden Montag werden einige Geschäfte wieder öffnen – andere nicht. Die Reaktionen sind unterschiedlich und vieles ist noch nicht geklärt.

Das Loewen-Center in Bergisch Gladbach wird geschlossen bleiben. Und das ist, so sagt es Geschäftsführer Udo Kellmann, eine „Katastrophe“. Seine täglichen Verluste beziffert er auf 7000 bis 8000 Euro.

Ende des Monats „ist Schluss“ im Loewen-Center

Über Rechtsanwälte will er prüfen, ob Schadensersatzansprüche einklagbar sind. „Die jetzigen Öffnungsregeln sind reine Willkür“, sagt er. Kellmann betont, dass der Schutz des Gesundheitssystems sicher Vorrang habe müsse, aber die Kosten müssten gerecht verteilt werden. Er könne noch bis Ende dieses Monats durchhalten, dann sei Schluss.

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Udo Kellmann, Geschäftsführer im Loewen-Center

Die Bensberger Händler sind sehr erfreut, betont der Vorsitzende der Bensberger Händlerschaft, Georg Daubenbüchel. Er gehe davon aus, dass im Stadtteil nahezu alle Geschäfte ab Montag wieder öffnen dürften. „Ich komme gerade vom Wochenmarkt, auch da sind die Menschen über die Entscheidung erleichtert.“

Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Bensberger Handel und Gewerbe (IBH) weist jedoch darauf hin, dass aus Schutzgründen viele Menschen aus der Corona-Risikogruppe, etwa ältere Mitbürger, auch in den kommenden Wochen noch nicht in die Geschäfte gingen. „Der Lieferservice der Händler bleibt natürlich weiter bestehen.“ „Bensberg bringt’s“ habe sich im Stadtteil als Motto eingespielt.

Bergisch Gladbach wartet noch auf klare Regeln

Die Stadt Bergisch Gladbach kann noch nicht genau sagen, wie die Kontrollen geregelt werden. Eine Rechtsverordnung des Landes für die exakte Ausgestaltung der Ladenöffnungen werde in den nächsten Tagen erwartet, erklärt Stadtsprecher Martin Rölen.

Die von Bund und Land genannten 800 Quadratmeter könnten sich auf Gesamtfläche oder Verkaufsfläche beziehen, dies werde rechtssicher durch die Vorgaben des Landes ausformuliert. Die Verwaltung, und hier insbesondere das Ordnungsamt, werde selbstverständlich prüfen, ob sich die Geschäfte an die Öffnungserlaubnis hielten.

Baurechtlich lägen der Stadt die genehmigten Verkaufsflächen der Händler vor. Auch die Vorgaben zum Gesundheitsschutz in den Geschäften seien ein wichtiges Thema, dem die Stadt nachgehe. Alles weitere erst nach Vorliegen der Landesverordnung, sie werde bis Ende dieser Woche erwartet. (cbt)

In den vergangenen vier Wochen hätten Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten ja schon geübt. Daubenbüchel selbst, Inhaber von „Tisch & Trend“, hatte auch schließen müssen und einen Bringdienst eingerichtet.

Dom-Laden öffnet wieder

Der Dom-Laden in Altenberg wird am Montag wieder öffnen. Die beliebte Anlaufstelle für Ausflügler und Wanderer wird um zehn Uhr aufsperren – allerdings den Seiteneingang. Weil der Laden eine Verkaufsfläche von 160 Quadratmetern und zusätzlich einen weitläufigen Umgang hat, dürften sich theoretisch mehr als 16 Kunden gleichzeitig im Laden aufhalten, erläutert Sandra Jenischek.

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Als Ausgang wird der bisherige Haupteingang an der Dompforte dienen. So wird der Laden zur Einbahnstraße. Zusätzlich werden im Geschäft Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe für Kunden bereitstehen, Abstandsmarkierungen angebracht und die Mitarbeiter an der Kasse durch eine Plexiglasscheibe geschützt.

Die Sitzecken für Kunden werden abgebaut. Ob die in den Geschäftsräumen untergebrachte Touristeninformation am Montag auch schon wieder besetzt sein wird, war am Donnerstag bei der Gemeinde noch nicht geklärt.

Overather Buchhändler sieht „Ritt auf der Klinge“

Buchhändler Alexander Bücken, Vorsitzender der Händlervereinigung „Einkaufen in Overath“, empfindet die momentane Situation wie einen Ritt auf der Klinge. „Es ist ein positives Signal, aber natürlich müssen wir jetzt sehen, wie es weitergeht: Nicht dass es demnächst heißt, dass die Läden wieder zumachen müssen.“

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Alexander Bücken, Buchhandlung Overath

Er persönlich freut sich, dass wieder ein bisschen Normalität einkehre: „Unsere Buchhandlung hatten wir komplett auf Postversand umgestellt. Das ist ein unglaublicher Stress gewesen.“ Für Gastronomen und Friseure tue es ihm leid, dass diese noch nicht öffnen könnten. Das sei ein Grundproblem mit Restriktionen: „Für irgendeinen ist es immer ungerecht. Einer fällt immer hinten runter.“

Freude in Rösrath

Die Rösrather Geschäftsleute sehen die Entwicklung positiv. „Wir freuen uns natürlich“, sagt Hans-Jürgen Kautz vom Verein „Gemeinsam für Rösrath“ (GfR), in dem die Geschäftsleute aus der Rösrather Stadtmitte zusammenarbeiten. Abgesehen von Gaststätten könnten fast alle Geschäfte in Rösrath ab nächste Woche wieder öffnen.

Die Inhaber seien darauf vorbereitet, für Gesundheitsschutz zu sorgen: „Da hat sich schon jeder Gedanken gemacht.“ Dass ein Unternehmen wie das Möbelhaus Höffner weiter nicht öffnen darf, kann Kautz nachvollziehen. Dorthin kämen Kunden aus der ganzen Region, das trage zur Verbreitung von Viren bei.

Die Kreishandwerkerschaft begrüßt die neuen Regeln. Die vorgestellten Lockerungen zum Schutze vor dem Coronavirus werden von Handwerk und Handel positiv aufgenommen.

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Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft

Der Geschäftsführer des Handelsverbands NRW-Rheinland und Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, Marcus Otto: „Die Politik vollzieht eine Gratwanderung zwischen Gesundheitsschutz und wirtschaftlichen Erfordernissen. Dieser Kompromiss zeigt die Stärke unseres Landes: Ein verantwortungsvoller und verantwortungsbewusster Umgang!“

Bei Autohäusern sei eine große Verkaufsfläche für vergleichsweise wenige Kunden vorhanden. Und bei den Frisören müssten bis zum 4. Mai, dem Datum der möglichen Öffnung, Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. „Worüber sich die Betriebe sicherlich Gedanken machen müssen, ist die Preisgestaltung“, so Otto. Preise müssten eventuell moderat angehoben werden.

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