Große EntlastungPapierfabrik Zanders kann bis zu sechs Millionen Euro sparen

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Die Förderung von regenerativen Energiequellen wie Windkraft ist das Ziel des Erneuerbare-Energie-Gesetzes.

Die Förderung von regenerativen Energiequellen wie Windkraft ist das Ziel des Erneuerbare-Energie-Gesetzes.

  • Die Papierfabrik Zanders muss in Zukunft wohl keine EEG-Umlage zahlen.
  • Konkret bedeutet das, dass bis zu sechs Millionen Euro eingespart werden können.
  • Außerdem soll die Organisation im Werk in Bergisch Gladbach umgestellt werden.

Bergisch Gladbach – Der Betriebsrat von Zanders hat Dienstag der Belegschaft mitgeteilt, dass die Papierfabrik in Zukunft keine EEG-Umlage zahlen muss. Die Rede ist von einer Einsparung in Höhe von sechs Millionen Euro pro Jahr. Für das Unternehmen eine enorme Entlastung. In einer Erklärung an die Mitarbeiter wird erklärt, dass ohne EEG-Befreiung Zanders keine Zukunft hätte.

Endgültige Bestätigung fehlt derzeit noch

Eine offizielle Bestätigung dieser guten Nachricht gab es Dienstag allerdings noch nicht. Zanders-Pressesprecher Tobias Müller: „Es ist richtig, dass Gespräche geführt werden und wir an einer Befreiung arbeiten, aber eine endgültige Bestätigung gibt es noch nicht.“ Das zuständige „Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“ (Bafa) ließ eine Anfrage dieser Zeitung unbeantwortet.

Windkraft ist wichtigste quelle

Um regenerative Energiequellen zu fördern, wurde das Erneuerbare-Energien-Gesetz eingeführt. Es garantiert den Produzenten von Strom aus regenerativen Quellen einen festen Preis. Um dieses Modell zu finanzieren , müssen alle Stromverbraucher eine Abgabe zahlen. Ziel ist, das der Anteil der sauberen Energiequelllen (Wind, Biomasse, Wasser, Photovoltaik) bis zum Jahr 2025 auf 40 bis 45 Prozent und bis 2035 auf 55 bis Prozent erhöht wird. Aktuell werden etwa 38 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 betrug dieser Anteil noch rund sechs Prozent. Größter sauberer Stromlieferant sind Windkrafträder. Rund 16 Prozent der erneubaren Energie werden so gewonnen. Auf dem zweiten Platz liegt die Biomasse (6,9 Prozent) und auf Rang drei Photovoltaik (6,1 Prozent). (nie)

Grundsätzlich ist es so, dass Unternehmen eine Befreiung, beziehungsweise Reduktion der Umlage, bei der Bafa beantragen müssen. In Deutschland stellen über 2000 Unternehmen einen solchen Antrag. Nach Hochrechnungen können 2019 fast 20 Prozent der deutschen Industrieunternehmen mit einer Reduzierung der Umlage rechnen.

Werk soll für Zukunft aufgestellt werden

Dabei ist die Papierfabrik ein klassischer Kandidat für diese Reduzierung: Um Papier herzustellen, wird sehr viel Energie verbraucht. Die Papierindustrie insgesamt macht geltend, im internationalen Wettbewerb durch die Umlage benachteiligt zu werden – auf einem ohnehin stark umkämpften Markt. Und nach Informationen dieser Zeitung war Zanders auch von der EEG-Umlage befreit. Im Zuge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und dem Insolvenzverfahren ist dann aber versäumt worden, die Anträge zu stellen.

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Aber neben der Befreiung, beziehungsweise Reduzierung, der EEG-Umlage gibt es weitere Nachrichten aus dem Werk. So wurden die Mitarbeiter Dienstag darüber informiert, dass die „Organisation“ im Werk umstrukturiert wird. Ausdrücklich geht es laut Betriebsrat nicht um einen Stellenabbau, sondern darum, das Werk „besser für die zukünftigen Herausforderungen aufzustellen“.

Bürgermeister Lutz Urbach sagte Dienstag im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die Befreiung von der EEG-Umlage wäre ein riesiger Schritt für Zanders.“ Ob damit die Zukunft von Zanders gesichert sei, wollte Urbach nicht sagen. „Es gibt immer noch viele Fragen.“

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