Streit um Supermärkte geht weiterKürten kritisert Gladbacher Pläne auf allen Ebenen

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Auf diesem Gelände (hinter dem Kreuz) soll der Supermarkt für Herkenrath gebaut werden.

Auf diesem Gelände (hinter dem Kreuz) soll der Supermarkt für Herkenrath gebaut werden.

  • Nach wie vor streiten sich Kürten und Bergisch Gladbach um zwei geplante Supermärkte in Herkenrath.
  • In einer neuen Antwort an die Stadt Bergisch Gladbach kritisiert nun der Kürtener Planungsleiter die Pläne auf allen Ebenen.
  • Wie es jetzt weitergeht.

Bergisch Gladbach/Kürten – Von Einigung kann keine Rede sein: Zwischen Kürten und Bergisch Gladbach geht der Streit um die geplanten Nahversorger im Stadtteil Herkenrath (Edeka und Aldi) in eine neue Runde.

Aktuell läuft für das Projekt das Beteiligungsverfahren. Die Gladbacher haben dafür Mitte Juli nach Kürten geschrieben und am 15. August Antwort vom Kürtener Planungsleiter Oliver Wiesner bekommen. Inhalt: Auf allen Ebenen Kritik an den Planungen.

Die Kernaussage: „Es muss sichergestellt sein, dass die Nahversorger in Kürten, insbesondere in Dürscheid, langfristig wirtschaftlich betrieben werden können und damit dauerhaft die Nahversorgung gesichert bleibt.“ Daran hakt es aus Kürtener Sicht: Das Gladbacher Gutachten zum Einzelhandel erläutere nicht ausreichend, weshalb die Herkenrather Pläne unbedenklich für Dürscheid seien.

Kürtener sehen „ihren“ Markt in Gefahr

Auch für die Bahntrasse verbittet sich Kürten negative Auswirkung. Die Schienen, die irgendwann kommen sollen, müssen an den Märkten vorbei hangwärts geplant werden. Deshalb werde von der „voraussichtlich kostengünstigsten Trassierung“ abgewichen, heißt es dazu aus Gladbach. Der Kürtener Planer kontert: Eine durch die Planung „implementierte veränderte Trassenführung darf nicht zu einer Verschlechterung der Nutzen-Kosten-Analyse führen und somit die Plausibilität der Planung in Frage stellen“.

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Nächster Kritikpunkt: die beiden Märkte. Ein angenommener Anstieg der Kaufkraft um 5,5 Prozent werde „nur eingeschränkt“ erläutert, die Bevölkerung wachse hingegen nur um ein halbes Prozent. Auch der Anstieg des Online-Handels werde nicht beachtet. Der für Dürscheid prognostizierte Umsatzrückgang von neun Prozent müsse realistischer auf bis zu elf Prozent berechnet werden. Der Planer warnt: „Für einen Betrieb kann mitunter schon eine Beeinträchtigung von unter zehn Prozent kritisch sein.“ Die Kürtener sehen „ihren“ Markt in Gefahr.

Auch beim Thema Verkehr liegen die beiden Kommunen deutlich überkreuz. „Mit Nachdruck“ weist der Planungsleiter die Gladbacher darauf hin, dass durch das Gewerbegebiet in Kürten-Spitze und auch neue Wohngebiete bei Dürscheid „eine zusätzliche Verkehrsbelastung im Bereich Herkenrath zu erwarten ist“.

Im Frühjahr hatte Kürten nahe Dürscheid Vorschlagsflächen für bis zu 1000 Neubürger zur Bezirksregierung gemeldet. Im Gutachten seien Annahmen zu treffen, „um die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde hinsichtlich künftiger Ausweisung von Wohnbau- und Gewerbeflächen nicht zu beschneiden“. Der Planer betont: „Die Verkehrsbelastung im Bereich Herkenrath ist bereits heute äußerst stark.“ Allein wegen der Herkenrather Märkte drängten in der Spitzenzeit rund 300 Pkw zusätzlich auf die Straße. Hinterfragt wird die Leistungskraft des geplanten Kreisverkehrs: Ein Abgleich mit dem Verkehr aus Kürten fehle.

Wie geht es jetzt weiter? Die Gladbacher müssen die Einwände ab- und „wegwägen“. Darüber wird schlussendlich der Rat entscheiden. Ein Nein aus Kürten heißt nicht, dass die Marktpläne gestoppt sind.

Die Vorgeschichte

Schon seit Monaten sind die Verwaltungen von Bergisch Gladbach und Kürten im Gespräch wegen der geplanten neuen Herkenrather Einkaufsmärkte. Während der Neuaufstellung des Gladbacher Flächennutzungsplans hat die Kürtener Verwaltung nach eigener Aussage keine Stellungnahme zum Marktausbau in Herkenrath abgegeben, weil sie in einem früheren Vorfeld der Beratungen noch auf Erläuterungen gewartet habe.

Dies sei keine Ablehnung der Pläne gewesen, betont Bürgermeister Willi Heider (parteilos). Bislang habt die Kürtener Verwaltung nicht zugestimmt, auch nicht nach ergänzenden Mitteilungen des Gladbacher Gutachters.

Wie die Kürtener betonen, seien ihre eigenen Marktplänen (Neubau Dürscheid, Kürten, Ausbau Eichhof) derart dimensioniert, dass sie keinen Einfluss auf Gladbacher Märkte hätten. Spielraum für ein Nein aus Gladbach gebe es nicht. In Kürten diskutiert der Planungsausschuss nach Antrag der Freien Wähler am 29. August zur Sache.

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