Lutz Urbach kündigtAmtsleiter spricht von „Ausbeutung“ in Kölner Bezirksregierung

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Lutz Urbach an seinem letzten Arbeitstag im Bürgermeisterbüro 2020.

  • Dies ist ein Text aus unserem Archiv, er erschien ursprünglich am 5. Oktober 2021.

Rhein-Berg – „Menschen gehen in ihrem Leben auch mal die falschen Wege – und das habe ich gemacht.“ Mit diesen Worten kommentierte Lutz Urbach (CDU), der ehemalige Bürgermeister von Bergisch Gladbach, seine Kündigung bei der Bezirksregierung Köln.

Urbach hatte die Stelle als Abteilungsleiter 3 wie berichtet erst im Mai dieses Jahres angetreten. Abteilungsleiter sind im Organigramm der Bezirksregierung die Ebene direkt unter Regierungspräsidentin Gisela Walsken. Im Mai war es sein „Traumjob“.

Kündigungsschreiben: „Ausbeutung der Mitarbeiter“

Als Abteilungsleiter war er etwa zuständig für die Kommunalaufsicht, die Projekte der Regionale 2025 und regionale Wirtschaftsförderung. Rund 300 Mitarbeiter arbeiten in dieser Abteilung. Urbach wollte auf Anfrage zu den genauen Gründen für die Kündigung keine Stellung nehmen. Er verwies darauf, dass dies im „Innenverhältnis“ zwischen ihm und der Bezirksregierung geklärt werde. Die Kündigung erfolge noch während der sechsmonatigen Probezeit.

„Es hat nicht gepasst, dass muss ich mir auch selbst eingestehen – und leicht ist das nicht.“ So zurückhaltend Urbach seine Kündigung kommentiert, so heftig ist seine Kritik in seinem Kündigungsschreiben, über das diese Zeitung aus der Landespolitik bereits berichtete – ohne allerdings den Namen von Urbach zu nennen. In dem Kündigungsschreiben ist von „Arbeitsüberlastung“ und „Ausbeutung der Mitarbeiter“ die Rede. Die Kündigung Urbachs wurde zum Politikum auf Landtagsebene.

Tatsächliche Arbeit nichts mit Ausschreibung zu tun

Und auch wenn Urbach gestern nichts über das „Innenverhältnis“ bei seinem Arbeitgeber sagte, so berichten Freunde von Urbach von einem „echten persönlichen Tiefschlag“. Urbach, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der Komba-Gewerkschaft (Fachgewerkschaft für Beamte), habe praktisch vom ersten Tag an darüber geklagt, dass seine tatsächliche Arbeit durch Corona und Flutkatastrophe nichts mit den Aufgaben der Ausschreibung zu tun habe.

Hinzu kam, dass die Abteilung von Urbach, der bis Oktober vergangenen Jahres noch Bürgermeister der Kreisstadt Bergisch Gladbach war, als eine der ersten Amtsaufgaben nach Urbachs Amtsantritt bei der Bezirksregierung auch mit den aktuellen Zerwürfnissen zwischen Landrat Stephan Santelmann (CDU) und der rheinisch-bergischen Kreisverwaltung zu tun hatte.

Urbach selbst äußert sich nicht zu Santelmann

Urbach selbst hatte als Mitglied einer dreiköpfigen Findungskommission der CDU-Rhein-Berg Santelmann 2017 als Landratskandidaten mit auf den Schild gehoben. Er kannte ihn aus der gemeinsamen Zeit der Tätigkeit für den Kölner Oberbürgermeister Harry Blum (CDU).

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Obwohl sich Urbach zur Causa Santelmann, in der die Bezirksregierung wie berichtet Partei für den Landrat ergriffen hatte, nie selbst geäußert hatte, stand er wegen seines Wechsels aus der Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung in die Aufsichtsstelle bei der Bezirksregierung Köln stark in der Kritik – nicht nur im Zusammenhang mit den Vorgängen im Kreishaus, sondern auch grundsätzlich wegen seines raschen Wechsels von der Stadtverwaltung zur Kommunalaufsicht.

Finanziell bleibt Urbachs kurzfristige Anstellung bei der Bezirksregierung ohne Folgen. Als ehemaliger Bürgermeister war und ist er weiter Pensionär – die Einnahmen als Abteilungsleiter sind auf seine Pension angerechnet worden. 

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