Bitte eintretenEin Schloss für Freunde und Fledermäuse

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Odenthal – Einige der Fledermäuse an der Dhünn in Odenthal haben einen fürstlichen Schlafplatz. Auf dem Dachboden von Schloss Strauweiler finden die Tierchen Unterschlupf, was Hausbesitzer Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg nicht nur Freude macht. „Oben an der Luke zum ehemaligen Gefängnis ist alles voll mit dem Kot der Tiere“, sagt er. In einem der vier Türmchen des Schlosses befand sich früher der Kerker der Gemeinde Odenthal, dort saßen Schurken wie der schwarze Steffen ein. Bei umfangreichen Renovierungsarbeiten in den 50er-Jahren wich das Gefängnis jedoch einem Badezimmer, was der heutige Eigentümer sehr bedauert.

Die Geschichte macht Strauweiler zu einem besonderen Identifikationspunkt für die Odenthaler. „In diesem Jahr jährt sich die erste Belehnung des Schlosses zum 625. Mal“, erklärt der Prinz. Im Schloss saß bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts auch die Gerichtsbarkeit. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Prinz Hubertus war 1955, als seine Familie ins Schloss zog, sieben Jahre alt. Er lebte dort bis zum Beginn des Jura-Studiums. Erst 1999 zog er mit seiner ersten Frau Irina und den sieben gemeinsamen Kindern zurück ins Schloss. „Aus dieser Zeit stammen noch die vielen kleinen Zimmer“, erklärt er. Über Jahre lebten auf Strauweiler drei Generationen unter einem Dach.

Heute wohnen nur zwei Menschen im Schloss, Prinz Hubertus und seine zweite Frau, Prinzessin Sema. Sie ist derzeit mit großem Elan dabei, die Räume behutsam zu modernisieren. Es gibt moderne Kunst, die die vielen historischen Gemälde gut ergänzt. „Anfangs waren viele Leute skeptisch, als ich meine Bilder hier aufgehängt habe, aber es ergänzt sich gut“, sagt die Schauspielerin mit türkischen Wurzeln strahlend. Für sie macht es keinen großen Unterschied, in einem Schloss zu wohnen: „Ich habe immer in großen Häusern gelebt.“ Deshalb braucht sie auch nur eine Hauswirtschafterin, mit deren Hilfe sie das Haus in Schuss hält. „Ich weiß gar nicht, wie viele Zimmer es tatsächlich sind“, sagt der Schlossherr und bricht den Versuch, sie in Gedanken durchzuzählen, ab.

Seine Frau hat auch für den großen Garten schon Ideen. „Ich möchte das alte Gewächshaus wieder benutzbar machen“, sagt sie und zeigt ihren ganzen Stolz: einen türkischen Mispelbaum. Den hat sie aus einem Kern gezogen. Inzwischen sprengt die Pflanze schon fast die Decke des Glashauses. Zwischen ihr und ihrem Mann entspinnt sich eine liebevolle Kabbelei, denn auch im Wald oberhalb des Schlosses gibt es eine Mispel. „Eine deutsche Wollmispel, die ist zwar quietschsauer, aber sie hat den Menschen hier früher wichtiges Vitamin C geliefert“, sagt Prinz Hubertus und bekommt von seiner Frau die augenzwinkernde Antwort: „Aber wir Südeuropäer setzen uns durch.“ Das Paar ist ein eingespieltes Team. Beide teilen die Leidenschaft zur Jagd, haben den Odenthaler Trostwald gemeinsam konzipiert, sind gern in der Natur unterwegs. Nicht von ungefähr steht eine ganze Kollektion von Gummistiefeln im Flur vor der Schlossküche. „Wir haben einen großen Freundeskreis, kochen auch gern mit Gästen gemeinsam in der Küche“, fügt Prinzessin Sema an. Die Wohnküche verfügt über optimale Möglichkeiten, ein großer Tisch, gemütliche Sessel und eine Couch bieten reichlich Platz zum Sitzen, eine Kochinsel viele Möglichkeiten, gemeinsam Gemüse zu schneiden. Und für die beiden Hunde Polly und Fanny die Möglichkeit, sich viele Streicheleinheiten zu holen. Polly durchläuft gerade die Ausbildung zum Jagdhund. Aber „ihr“ Platz auf einem der gemütlichen Sessel in der Küche scheint ihr auch gut zu gefallen.

„Wir wollen das Haus künftig häufiger nutzen, um Künstlern die Möglichkeit zu geben, hier in privatem Rahmen aufzutreten“, umreißt Prinz Hubertus ein anderes gemeinsames Projekt. Den Anfang macht die Baltic Sea Youth Philharmonic, ein Orchester, in dem junge Talente aus zehn Nationen musizieren. „Wir haben leider keinen Konzertsaal, sodass wir das öfter einmal öffentlich machen könnten“, bedauert der Hausbesitzer. Lediglich ein Musikzimmer gibt es. Das Klavier darin ist so verstimmt, an spielen ist nicht zu denken. „Wenn ich mal irgendwann Zeit habe, dann wird auch das noch gestimmt, damit ich mal wieder spielen kann“, sagt Prinzessin Sema energisch. Wenn alle Zimmer renoviert sind, stehen die nächsten Baustellen an: Dach und Heizung. Statt Öl sollen Pellets Wärme liefern. Das könnte rund 30 Prozent Heizkosten sparen. Bei rund 900 Quadratmetern Wohnfläche eine ganze Menge.

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