Christopher WilbrandWalfleisch für den Sternekoch

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Der Odenthaler Sternekoch Christopher Wilbrand war in Alaska und bekam dort auch frisch gefangene Lachse präsentiert.

Der Odenthaler Sternekoch Christopher Wilbrand war in Alaska und bekam dort auch frisch gefangene Lachse präsentiert.

Odenthal – „Die Menschen in Alaska fragen nach einem Essen nicht, wie es geschmeckt hat, sie fragen, ob es fettig genug war.“ Christopher Wilbrand, Sternekoch aus Odenthal, ist für acht Tage in eine ihm bis dahin unbekannte Welt eingetaucht. Er war auf Einladung seines Freundes Thomas Ruhl, der das Fachmagazins Port Culinaire herausgibt, in Alaska.

„Thomas sollte einen Koch mitbringen, weil der ein ganz anderes Auge hat, wenn es um Lebensmittelproduktion geht“, erklärt Wilbrand. Die Reise ans nördliche Ende der Welt wurde von der Genossenschaft „Alaska Seafood“, die Fisch aus der Beringsee und dem Pacific weltweit vertreibt, organisiert. Man wollte den Europäern die Fanggründe am westlichsten Zipfel von Alaska vorstellen. „Farming ist in Alaska verboten, dort wird der Fisch aus dem Meer geholt. Die Fanglizenzen werden nach strengen Kriterien vergeben. Fanggründe nur für eine bestimmte Zeit freigegeben, damit die Natur sich auch wieder erholen kann“, berichtet Wilbrand, der gemeinsam mit seinem Bruder Alejandro das Hotel „Zur Post“ in Odenthal betreibt.

Mit Wasserflugzeug und Boot auf die Aleuten

Von Anchorage, wo mit 300 000 Menschen fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung Alaskas lebt, ging es mit Wasserflugzeugen und per Boot auf die Aleuten. Dort ist die Besiedlung sehr dünn, der Fischfang ist oft die einzige Einnahmequelle der Menschen.

„Die Eskimos dort haben noch eine hohe Wertschätzung für Lebensmittel, sie verwenden nahezu alles“, hat Wilbrand erfahren. Er kam in den zweifelhaften Genuss, bei einem Abendessen, das man für die Gäste aus Europa organisiert hatte, Wal- und Rentierfleisch in Robbenöl dippen zu können. „Das riecht wie Schweinestall und das schmeckt auch so“, gibt er freimütig zu. Fünf Tage lang hielt sich der tranige Geschmack im Gaumen des Gourmetkochs. Umgekehrt konnten die Gastgeber mit der hohen Kochkunst aus dem Dhünntal wenig anfangen. „Ich habe einen der von uns gefangenen Lachse mit einer Mango- Limetten-Koriandersauce zubereitet. Das hat einige Damen zwar erfreut. Aber die meisten haben auf ihrem Teller rumgestochert, das war viel zu leicht und schmeckte ihnen gar nicht“, erinnert sich Wilbrand.

Bärenspuren am Räucherhaus

In Alaska werden selbst gefangene oder erlegte Tiere getrocknet oder gepökelt, damit die Vorräte über den langen Winter halten. Fisch wird oft geräuchert. „Bei einem Gastgeber haben wir ein solches Räucherhaus gesehen. Das stand auf Stelzen, an denen die Bären bei dem Versuch, an die Fische im Inneren zu kommen, ihre Krallenspuren hinterlassen haben.“ Bären hat der Küchenchef allerdings nur von oben aus dem Flugzeug gesehen. „Aber am Morgen habe ich öfter Abdrücke von Wölfen und Bären vor den Unterkünften gesehen“, erinnert er sich.

Für den 48-jährigen Odenthaler war die Reise aber nicht nur ein Abenteuer. Er ist sehr angetan von der hohen Qualität der Lachse dort, von Fischen wie dem Sheefish, einem weißen Lachs, der in Europa kaum bekannt ist. „Die Reise hat meinen Respekt und die Hochachtung vor den Produkten sehr gestärkt. Man sollte sich damit auseinandersetzen, wo das Essen herkommt, sich klarmachen, dass für das Steak oder das Fischfilet ein Tier streben musste“, plädiert der Sternekoch für mehr Achtung vor Nahrungsmitteln.

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