Gedenkfahrt von Köln nach AltenbergBiker erinnern an die Unfallopfer der Saison

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Die unterschiedlichsten Maschinen konnte man bei der Gedenkfahrt beobachten. 

Odenthal-Altenber/Köln – Schnelle „Joghurtbecher“ und schwere Chopper: Am Samstag stellen sich nach zwei Jahren Zwangspause wieder tausende Bikerinnen und Biker auf dem Militärring in Köln auf, um zum 42. Mal in einem Korso nach Altenberg der verstorbenen Motorradfahrer der vergangenen Saison zu gedenken.

Die gesamte rechte Spur der Militärringstraße Richtung Rhein ist um 12 Uhr dicht gedrängt mit Motorrädern zugestellt. Die Motoren dröhnen vor sich hin und die Luft flackert um den heißen Auspuff herum. Gespannt beobachten die Autofahrer das Spektakel.

Dann geht es los. Nach und nach setzen sich die Maschinen in Bewegung. Die Polizei sichert an den Kreuzungen ab und gewährt dem Konvoi, die roten Ampeln zu überfahren.

So geht es bei strahlendem Sonnenschein am Rhein entlang und über die Zoobrücke. Am Straßenrand bleiben Fußgänger erstaunt stehen und filmen die Masse an Motorradfahrern. Auf der rechten Rheinseite geht es von Deutz nach Norden in Richtung Leverkusen. Während der Fahrt wird gehupt und freundlich gewunken.

Korso macht Halt am Altenberger Dom

Gelegentlich heult ein Motor auf. Illegale Straßenrennen bleiben aus. Nach eineinhalb Stunden trifft der Korso am Dom ein.

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Auf dem Parkplatz vor dem Altenberger Dom war es voll. 

Der Parkplatz wird zum Motorradtreff. Lenker an Lenker reihen sich die Zwei- und teilweise Dreiräder aneinander. So weit das Auge reicht, funkelt der Chrom und leuchtet der Lack. Für jeden ist was dabei: vom Klassiker BMW R 80 mit Beiwagen über umgebaute Harleys bis hin zum modernsten japanischen Superbike. Die Verbundenheit untereinander – trotz dieser Vielfalt – wird von den Bikern sehr geschätzt: „Der Zusammenhalt gefällt mir am besten. Wenn man irgendwo anhält, ist man nie lange alleine “, sagt einer.

Teilnehmer kommen auch von weit her

Bei Bratwurst und Kaffee wird sich angeregt über das gemeinsame Hobby unterhalten und Neuigkeiten ausgetauscht. Die Motorradfahrer kommen von überall her. Natürlich aus dem Bergischen und Köln, aber auch aus Düsseldorf und sogar niedersächsische Kennzeichen entdeckt man. „Wir fahren seit über zehn Jahren mit“, erklären stolz ältere Teilnehmer.

Es sei die beste Möglichkeit, der Verstorbenen zu gedenken und zusätzlich habe man während des Korsos das Gefühl, die Bevölkerung würde ausnahmsweise mit den Motorradfahrern sympathisieren.

Motorrad-Pfarrer leiten ökumenischen Gottesdienst

Um 14 Uhr halten die Organisatoren Pfarrer Ingolf Schulz und Pfarrer Thomas Rusch, die beide selbst begeistert Motorrad fahren, einen ökumenischen Gottesdienst im Altenberger Dom. Eine Band spielt rockigen Blues und Schulz singt Texte über die Freiheit beim Motorradfahren und die Verbindung zu Gott.

Rusch geht in seiner Predigt auf das Positive und Gefährliche des Hobbys ein. Auch er genieße das Fahren und liebe die Freiheit, doch müsse man stets auf sich und sein „Material“ vertrauen können. Besonderes Augenmerk legt er auf die Reifen: „Der Reifendruck muss immer stimmen!“

Beim Motorrad haben die Reifen nur eine Auflagefläche von der Größe einer Briefmarke. In Gedenken an die verstorbenen Motorradfahrer stelle er sich den Himmel gerne wie eine große lange Kurve vor, „in die wir uns reinlegen können“.

Die Besucher im gut gefüllten Dom haben die Möglichkeit die Namen der Menschen, derer sie gedenken wollen, in eine Liste einzutragen. Im Anschluss wird für jeden Namen eine Kerze angezündet. Die ansonsten fröhliche Gruppe wird ruhig und andächtig.

„Und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand“, erklingt zum Abschluss das einzige „normale“ Kirchenlied. Zum Abschluss danken katholischer und evangelischer Pfarrer den 130 Menschen, die für einen reibungslosen Verlauf mitgeholfen haben.

Vor dem Dom taut die Stimmung wieder etwas auf. Die Biker verabschieden sich und fahren nach und nach davon. „Das war wie immer unsere Endfahrt der Saison“, sagt ein Besucher. Über den Winter komme das Motorrad nicht mehr aus der Garage. Die nächste Gedenkfahrt findet am 28. Oktober 2023 statt.

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