Demografie in OverathFriedenskirche wird aufgegeben

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Overath – Die evangelische Gemeinde Overath gibt ihren Standort in Neichen auf. Die vor 50 Jahren fertiggestellte Friedenskirche wird samt dem Gemeindezentrum und den Wohnungen für Seelsorger und Küster abgegeben. Sollte sich kein Abnehmer finden, droht dem Gotteshaus der Abriss. Investiert wird dagegen in den anderen Overather Standort, die Versöhnungskirche an der Kapellenstraße: Sie wird ab dem Lutherjahr 2017 entweder neu- oder umgebaut, so dass ab 2020 „nur noch eine Kirche mit einem Seelsorge- und Gemeindezentrum auf einem schön gestalteten Grundstück übrig bleiben wird“.

Den Beschluss hat das Presbyterium in der neuesten Ausgabe des Gemeindebriefs „Kontakt“ veröffentlicht. Auf einer Versammlung am Samstag, 28. März, soll er den Gemeindegliedern erläutert werden. „Wir setzen uns kleiner“, sagt der Presbyteriumsvorsitzende, Pfarrer Karl-Ulrich Büscher, im Gespräch mit dieser Zeitung und vergleicht die Situation seiner Gemeinde mit der einer Familie, in der die Kinder aus dem Haus sind. Die Zahl der Protestanten in Overath sei von 5500 vor 13 Jahren um 800 auf 4700 gesunken – das sind rund 15 Prozent Rückgang. Ursächlich seien weniger die Kirchenaustritte als der demografische Wandel. „Es werden weniger Kinder geboren, und nicht geborene Kinder können auch keine Kinder bekommen.“

Weniger Gemeindeglieder bedeuteten aber auch weniger Mitarbeiter, so Büscher weiter. Nach den Planungen des Kirchenkreises sei bereits jetzt klar, dass die gegenwärtig zwei Pfarrerstellen in Overath beim nächsten Wechsel auf anderthalb reduziert werden sollten. Die Kirche wolle sich auf die Veränderungen durch den demografischen Wandel einstellen und sich jetzt zukunftsfähig machen. Bei der Entscheidung für einen Standort sei klar gewesen, dass aufgrund der geografischen Ausdehnung der Overather Gemeinde bis in den Oberbergischen Kreis nur ein Standort in Overath-Zentrum in Frage komme.

Eine Schließung der Neichener Kirche steht bereits seit Jahren im Raum. 2010 fasste das Presbyterium einen entsprechenden „Richtungsbeschluss“. Allerdings gründete sich in Neichen ein Trägerkreis, der mit vielfältigen Aktivitäten versuchte, mehr Leben in das Gotteshaus zu bringen. Zum Jahresende 2014 hat er allerdings seine Arbeit eingestellt. „Weil wir alle Rücken haben und nichts mehr tragen können, macht die Trägergruppe jetzt nur noch Feierabend. Damit liegen wir voll im Trend“, heißt es jetzt auf der Homepage der ehemals Aktiven sarkastisch.

Einer, der sich ganz besonders engagiert hat, ist Dr. Hartwig Soicke. Er kritisiert den Beschluss als nicht gut vorbereitet und nicht gut begründet. Eine 2010 in Auftrag gegebene Gebäudestrukturanalyse sei nicht beendet worden. Auch hätten die damaligen Vorgaben, auf die sich das Presbyterium heute beziehe, auf einem Leitbild von 2004 basiert, das bei seiner Verabschiedung aber nur für fünf Jahre gedacht gewesen sei. Innerkirchlich sei zu wenig missioniert und nach außen zu wenig Öffentlichkeitsarbeit betrieben worden. „Man verkriecht sich, hofft, dass es irgendwie weitergeht.“ Dabei gebe es Beispiele, wie Gemeinden die Herausforderungen offensiv meistern könnten.

Soicke fürchtet, dass die Kirche abgerissen wird: „Kolumbarien gibt es genug, und auch eine innerkirchliche Vermietung etwa an die Evangelische Kirche im Rheinland hat nicht geklappt.“ Pfarrer Büscher gibt sich da optimistischer: „Ein Abriss wäre der worst case.“ Er hoffe auf eine andere Lösung.

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