Politik uneins über InitiativeNaturschützer wollen grüne Vorgärten zur Pflicht machen

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Viele Vorgärten sind zugebaut.

Viele Vorgärten sind zugebaut.

Rhein-Berg – Sie gelten als „Visitenkarte“ des Hauses, auch wenn sie noch so schmal und klein sind: Die Vorgärten. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren ausgebreitet hat, führt nun dazu, dass sich Naturschützer, Gartenbaufirmen und Obst- und Gartenbauvereine zu einer Initiative formieren: Unter dem Titel „Rettet die Vorgärten“ wenden sie sich dagegen, dass in immer mehr Vorgärten allein Kies und Schotter zu sehen sind, statt Blumen oder Bäume. Gerade angesichts der Meldungen über Bienen- und Insektensterben gelte es, umzusteuern.

Für Bepflanzungspflicht appellieren

Vor wenigen Tagen hat der Bergische Naturschutzverein (RBN) auf seiner Jahreshauptversammlung beschlossen, an die Verantwortlichen in den Verwaltungen und Räten zu appellieren, den „Ausverkauf der Natur zu unterbinden“, so der Vorsitzende Mark vom Hofe. Ganz konkret wird gefordert, dass Kommunen in den Bebauungsplänen die „Pflicht zur Bepflanzung der Vorgärten“ aufnehmen sollen.

In Vorgärten soll wieder mehr Grün zu sehen sein , fordern Naturschützer. 

In Vorgärten soll wieder mehr Grün zu sehen sein , fordern Naturschützer. 

Es gibt erste Kommunen, die darauf die Initiative reagieren. In Xanten am Niederrhein gilt die „bienenfreundliche“ Vorschrift zur verbindlichen Bepflanzung nun für ein erstes Neubaugebiet.

Gestaltung von Vorgärten

In vielen Kommunen gibt es sie: Die Gestaltungssatzungen, die bei Bebauungsplänen etwa genau vorsehen, welche Neigungen Dächer haben müssen. Auch zum Thema Vorgärten gibt es sie, da wird dann etwa festgelegt, dass „mindestens 25 Prozent als Pflanzfläche“ vorzusehen seien, alles dauerhaft begrünt sein solle. Bei der „gärtnerischen Gestaltung“ seien auch „Bäume anzupflanzen“, wird auf „heimische Hölzer“ verwiesen, die gepflanzt werden sollten, „soweit dies nach den örtlichen Verhältnissen möglich“ sei. Ein definitives Verbot für Schotter, Teichfolie und Immergrün fand sich bisher nicht. (tf)

Im Rösrather Hauptausschuss, der sich am Montag mit einem Bürgerantrag vom Hofes dazu befasste, gab es zwar viel Sympathie für den Vorstoß gegen „Betonwüsten“ (Marc Schönberger, CDU), zugleich wurde aber Skepsis für eine Umsetzung laut. Der Ausschuss vertagte eine Entscheidung, entscheiden soll im nächsten Jahr der Bauausschuss.

Antrag bedeutet „Bevormundung"

Am deutlichsten gegen die Inititaive sprach sich FDP-Fraktionschef Erik Pregler aus: Der Antrag bedeute eine „Bevormundung“ der Grundstücksbesitzer, dem werde er nie zustimmen. Ihn unterstützte CDU-Fraktionschef Erhard Füsser, der sich vor allem gegen den letzten Satz des Antrags aussprach, der einen „Ausschluss von Schotter und Kies“ in den Textteilen der B-Pläne fordert. SPD-Fraktionschef Dirk Mau betonte, er wünsche sich deutlich mehr „Überzeugungsarbeit“ des RBN, man müsse „wegkommen von Vorschriften“. Auch Grünen-Ratsherr Friedhelm Weiß betonte die Wichtigkeit, Menschen zu überzeugen, was ökologisch sinnvoll sei. Rösrath sei aber „wenig betroffen“ von dem Problem.

Baudezernent Christoph Herrmann versprach für den Bauausschuss eine Verwaltungsvorlage zu dem Antrag. Er verwies auf die Probleme, die eine solche Vorschrift für die Stadt verursachen würde: „Die Umsetzung muss ständig kontrolliert werden“, dazu fehlten Stellen. Eine Regelung müsse aber „praktikabel“ sein.

Blumen und Bäume tun mehr für die Umwelt

Den „Anstoß“ zur Initiative „Rettet den Vorgarten“ hatte der Bundesverband Garten- und Landschaftsbau bereits im vergangenen Jahr gegeben. Man wolle Gartenbesitzern „überzeugende Argumente für lebendige Gärten“ geben, heißt es da, um in Zukunft Kundenwünschen nach Kies- und Schottergärten mit guten Gründen entgegentreten zu können.

„Früher hatten die Leute Forsythien in den Vorgärten. Seit die immer kleiner werden, wird immer mehr Kies und Schotter genommen“, sagt auch Manfred Lorenz, Geschäftsführer von Garten- und Landschaftsbau Lorenz. Dabei sei es „Schwachsinn“, wenn man glaube, allein mit Steinen könne man Unkraut unten halten. Lorenz: „Mit Blumen oder Bäumen kann dagegen jeder etwas tun für die Umwelt.“

Antrag in Overath

Das Thema „Steingärten“ beschäftigt auch den Overather Rat. In der Sitzung am heutigen Mittwoch, ab 17 Uhr im Bürgerzentrum, steht der Antrag des Bergischen Naturschutzvereins , in B-Plänen künftig die Verpflichtung zur Bepflanzung vorzusehen, als Punkt 6 auf der Tagesordnung. (tf)

„Offene Türen eingerannt hat die Initiative bei uns“, sagt Klemens Delgoff vom Obst- und Gartenbauverein Refrath. Er verwies darauf, dass ja in den letzten Jahrzehnten auch viele Vorgärten verkleinert wurden, dafür Stellflächen für Autos geschaffen wurden. Da müsse man jetzt gegensteuern. Deswegen unterstützte er im Namen der Kleingärtner den Vorstoß zu den Satzungsänderungen.

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