Ähnlicher Vorfall vor einem JahrFlugzeugwirbel reißt in Rösrath Ziegel vom Dach

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Betroffen: Christel Philippi vor ihrem Haus  mit  Dachdecker Alexander Schreiber und  Resten des Ziegels, der plötzlich vom Dach stürzte. 

Rösrath – Der Schock ist Christel Philippi auch am Tag danach noch anzumerken. Am frühen Sonntagabend war sie mit Mann und Enkelin gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt. Statt direkt mit dem Auspacken zu beginnen, ließ die Familie ihr neues Wohnmobil direkt vor dem Haus in Rambrücken stehen.

„Ich wollte mir erst einmal einen Kaffee machen“, so Philippi. Sie steht in ihrer Küche, lässt den Rollladen am Fenster herunter, als sie ein Flugzeug hört, es gibt einen heftigen Sog, dann einen Knall. Ein schwerer Ziegel kracht von ihrem Hausdach direkt auf das Wohnmobil, Splitter beschädigen zudem die Jalousie. „Es war direkt nach dem Überflug einer Maschine, ziemlich genau um 18.05 Uhr“, sagt Philippi. „Wir haben Glück gehabt, dass wir gerade nicht vor der Tür waren.“

Ähnlicher Vorfall ist gerade ein Jahr her

Die sofort alarmierte Polizei hat den gemeldeten Vorfall dokumentiert. Allerdings ist die Familie nun erst einmal darauf angewiesen, das Ganze an den Flughafen zu melden. Dort wird dann festgestellt werden, welche Maschine zu diesem Zeitpunkt über dem Haus unterwegs war, ob sie etwa zu tief flog. An dem Abend des Vorfalls gelang es nicht, einen Verantwortlichen des Flughafens zu erreichen. Dass ein Flugzeug der Auslöser der Turbulenzen war, liegt nahe: Die Straße Rambrücken liegt exakt in Richtung der „Querwindbahn“ des Flughafens. 

Gerade ein Jahr ist es her, seit ein ähnlicher Vorfall die Menschen in Rambrücken aufschreckte. Nur wenige Häuser weiter hatte die so genannte Wirbelschleppe einer Frachtmaschine ebenfalls Dachziegel heruntergerissen, sie landeten im Garten des betroffenen Hauses (wir berichteten). Unklar war, ob die Maschine die vorgegebene Höhe eingehalten hatte. Doch selbst, wenn die Flugzeuge über Rambrücken exakt ihren Pfad und die Höhe einhalten, kann es durch die Wirbel zu Schäden am Boden kommen.

Wirbelschleppen

Wirbelschleppen sind ein normales Phänomen der Luftfahrt. Es sind gegenläufig drehende Verwirbelungen hinter einem Flugzeug. Wie heftig sie ausfallen, ist vor allem vom Gewicht des Flugzeuges abhängig. Die Wirbel größerer Maschinen können dabei für nachfolgende kleinere Maschinen zur tödlichen Gefahr werden, daher gelten in der Luftfahrt klare Regeln für Abstände. Bei besonderen Wetterlagen – vor allem Windstille und Hochdruck – können die Wirbel landender Maschinen nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden gefährlich werden. Der Vorfall in Rambrücken ist kein Einzelfall, das zeigt eine kurze Internet-Recherche. So werden am Flughafen Frankfurt in einem Anflugbereich seit Jahren immer wieder von Flugzeugen verursachte Schäden an Dächern gemeldet, die denen in Rösrath gleichen. (tf)

„Sturmklammern“ sollen Häuser in Einflugschneisen schützen

Manche Flughäfen empfehlen daher „Sturmklammern“ für die Dachziegel der Häuser in der Einflugschneise. „Uns hat niemand gesagt, dass wir so etwas hier brauchen können“, sagt Philippi. Ihr Haus wurde 2006 hier neu gebaut. Zusammen mit Dachdecker Alexander Schreiber schaut sie sich am Tag nach dem Vorfall den Schaden an. Schreiber kennt Rambrücken, er hat auch das Dach der Familie repariert, die 2018 betroffen war. „Das war schon ein heftiger Sog“, sagt er mit Blick auf die Schäden und ist froh, „dass ich zu der Zeit nicht auf dem Dach war.“

Die Familie hat sich inzwischen an den Flughafen gewendet, um den Schaden ersetzt zu bekommen. 2018 wurde den betroffenen Nachbarn das Geld für die Reparatur nach dem Bericht überwiesen. Wie geht es vor Ort weiter? „Es kann nicht sein, dass die Menschen in Rambrücken bei bestimmten Wetterlagen am besten nicht mehr vor die Tür gehen sollten“, sagt der Rambrücker Hans Reinhold Drümmen.

Der frühere Ratsherr ist stellvertretendes Mitglied in der Fluglärmkommission am Flughafen. Er will eine Beratung über die Vorfälle bei der nächsten Sitzung beantragen. Drümmen verweist darauf, dass es bereits Wetterlagen gebe, bei denen manche Bahnen nicht angeflogen werden dürften. Es müsse geprüft werden, ob man nicht bei Wetterlagen, die das Absacken der Wirbelschleppen begünstigen, Landungen auf der Querwindbahn überhaupt verbieten müsse.

KStA abonnieren