Suche nach SchadensbegrenzungLandrat will mit Kreisdirektor weiter zusammenarbeiten

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Kreisdirektor Erik Werdel.

Kreisdirektor Erik Werdel.

Rhein-Berg – Nach dem Eklat an der Spitze des Kreishauses bemüht sich Landrat Stephan Santelmann um Schadensbegrenzung. „Herr Dr. Werdel und ich haben uns nicht in die Wolle gekriegt“, sagte der oberste Kreishaus-Chef kurz vor Beginn einer neuerlichen Sitzung des Krisenstabes am späten Nachmittag. Bei dieser Sitzung mit dem Landrat sollte es unter anderem um den aktuellen Anstieg der Corona-Zahlen im Kreisgebiet gehen; Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt.

Landrat Stephan Santelmann.

Landrat Stephan Santelmann.

Nach dem Bericht in dieser Zeitung ist die Aufregung groß und es werden Erklärung für den Streit genannt. Die vier größten der insgesamt sieben Fraktionen und Gruppen im Kreistag bewerten den Krach unterschiedlich, betonen aber übereinstimmend, dass durch den Disput der Spitzenbeamten keine unmittelbare Gefahr drohe.

Lange Zeit konnten die Arbeitsfelder getrennt voneinander werden

Die beiden Spitzenbeamten „könnten einfach nicht gut miteinander“, heißt es hinter vorgehaltener Hand häufig. Sie hätten es lange Zeit geschafft, sich zu arrangieren und ihre Arbeitsfelder klar voneinander abzugrenzen. Zum offenen Knatsch sei es dann beim Thema „Notbremse aushebeln“ gekommen: Während Werdel als Verwaltungsfachmann dem Gesundheitsschutz und damit der Notbremse oberste Priorität eingeräumt habe, müsse sich Landrat Santelmann als oberster Chef im Kreishaus mit diversen anderen Akteuren, etwa den Bürgermeistern, Kreistagsfraktionen, der Wirtschaft und der Bezirksregierung herumschlagen. Kein besonders guter Stil sei es gewesen, dass Werdel seine Teil-Demission via E-Mail an die Fraktionschefs selbst früh unter die Leute gebracht habe.

CDU-Fraktionschef bemüht sich darum die Wogen zu glätten

Unterstützt wird Landrat Santelmann im Kreistag von einer Koalition aus CDU und Grünen. CDU-Fraktionschef Johannes Dünner bemüht sich, die Wogen zu glätten: „Unterm Strich hat die Kreisverwaltung bislang gute Arbeit geleistet, und das wird auch so weitergehen“, sagt er. Ähnlich Grünen-Sprecher Roland Rickes: „Die Bürger brauchen sich angesichts des Streits keine Sorgen zu machen.

Die Strukturen sind genügend gefestigt.“ Besonders erfreut sei er nicht: „Bürgern wie Politikern ist es doch am liebsten, wenn die Verwaltung einfach nur geräuschlos funktioniert.“ Sozialdemokrat Gerhard Zorn setzt als Chef der größten Oppositionsfraktion die Akzente etwas anders: „Es gibt angesichts der sehr hohen Inzidenz keine klare Linie beim Kreis.“ Diese sei aber dringend erforderlich. Ob es aber bei dem Streit denn wirklich nur um die Sache gehe und nicht um die Chemie zwischen den Personen? Zorn: „Das zu behaupten wäre Spekulation.

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Werdel hört ja nicht ganz auf, sondern bleibt Kreisdirektor.“ Sehr kritische Worte findet auch FDP-Fraktionschef Dr. Alexander Engel: Die Kreisverwaltung agiere augenscheinlich plan- und ziellos, statt konstruktiv zusammenzuarbeiten. Auch nach außen kooperiere sie nicht, weder mit den Fraktionen noch mit den Bürgermeistern.

Am Mittwoch hatte Santelmann mitteilen lassen, dass er die „Aufgaben des Leiters Krisenstab bis auf weiteres ruhend“ stelle und die Pandemie-Bekämpfung neu zu organisieren plane. Gestern betonte er, er habe sich mit dem Kreisdirektor verständigt, dass Werdel diese Aufgabe ruhen lasse. Werdel habe eine „sehr wichtige Aufgabe an meiner Seite, neben mir“.

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