Bahn Lohmar-OverathRhein-Sieg und Rhein-Berg sind gegen neues „Luhmer Grietche“

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Ein zweites Gleis an der Agger von Overath in Richtung Lohmar soll es nicht wieder geben.

Ein zweites Gleis an der Agger von Overath in Richtung Lohmar soll es nicht wieder geben.

Rhein-Berg/Rhein-Sieg – Eine Wiederbelebung der 1962 stillgelegten Eisenbahnstrecke zwischen Overath und Lohmar wird es nicht geben und damit auch keine Auferstehung des legendären „Luhmer Grietche“ (Lohmarer Gretchen), wie die Zugverbindung im Volksmund genannt wurde. Darauf haben sich der Rheinisch-Bergische und der Rhein-Sieg-Kreis zusammen mit den betroffenen Anrainern und dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) verständigt.

Das hat der Rheinisch-Bergische Kreis jetzt seinem Verkehrsausschuss mitgeteilt – und doch ganz neue Verkehrsperspektiven für den Weg in die Rhein-Sieg-Kreis-Kommunen Lohmar und Siegburg südlich der rheinisch-bergischen Kreisgrenze in Aussicht gestellt . . .

Verband hielt Reaktivierung der Bahnstrecke für möglich

Ins Gespräch gebracht hatte eine Reaktivierung der Eisenbahnlinie, die deutlich früher gebaut wurde als die heute noch existierende vom Aggertal durch den Hoffnungsthaler Tunnel in Richtung Köln, der Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV). Dieser hatte in einer Denkschrift überschlagen, dass sich für 60 bis 100 Millionen Euro eine moderne Nebenstrecke auf der „alten, größtenteils noch vorhandenen Bahntrasse zwischen Overath und Siegburg“ errichten ließe.

Historie der Bahn

1884 wird die Bahnstrecke von Siegburg über Overath bis Ründeroth eröffnet, später bis Olpe, Gummersbach und Lüdenscheid verlängert.

1910 wird eine neue Bahnlinie eröffnet, die in Overath abzweigt und durch den Hoffnungsthaler Tunnel ins Sülztal und weiter nach Köln führt (die heutige RB 25).

1956 wird der Personenverkehr zwischen Overath und Siegburg eingestellt, Anfang 1962 auch der Güterverkehr, die Gleise bis Lohmar werden demontiert, 1997 folgt auch der Abschnitt Lohmar – Siegburg. (wg)

90 Prozent der Kosten wären laut VDV nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz förderfähig, die restlichen Kosten müssten sich das Land NRW und die Anliegerkommunen teilen. In der Folge hatte auch der Regionalrat nach einem fraktionsübergreifenden Antrag von CDU, SPD, Grünen und Linke insgesamt 22 ehemalige Bahnstrecken im Rheinland in den künftigen Regionalplan Köln mit aufgenommen, um die Trassen frei zu halten und vor Überbauung zu schützen.

Kreise und Anrainer sehen keine Chance für Reaktivierung

Doch: Das Projekt sei „aufgrund von zu vielen Restriktionen nicht umsetzbar“, befanden Kreise, Anrainer-Kommunen und NVR. Ein gewichtiger Punkt in der Begründung der Beteiligten: „Die ursprüngliche Trasse steht nicht mehr zur Verfügung und wird mittlerweile teils als Rad- und Gehwegverbindung genutzt. Eine Bahnverbindung entlang der ehemaligen Trasse wäre in weiten Teilen nur über einen Neubau zu realisieren.“

Die Buslinien zwischen Overth, Räsrath und den Rhein-Sieg-Kommunen Lohmar und Siegburg.

Die Buslinien zwischen Overth, Räsrath und den Rhein-Sieg-Kommunen Lohmar und Siegburg.

Davor aber schrecken die Beteiligten ganz offenbar zurück. Stattdessen wollen die beiden Kreise als Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) die Busverbindungen zwischen Siegburg und Overath, aber auch zwischen Siegburg und Rösrath ausbauen. So soll auf den Linien 556 (Siegburg – Rösrath) und 557 (Siegburg – Overath) montags bis freitags ein durchgängiger 30-Minuten-Takt bis 20 Uhr sowie ein 60-Minuten-Takt zu allen anderen Verkehrszeiten eingerichtet werden (siehe „Pläne für die Busse“), wie dies auch auf anderen Hauptlinien im Rheinisch-Bergischen Kreis, etwa der Linie 420 (Bensberg – Overath) bereits Standard ist.

Bislang geht’s gerade sonntags nur im Zwei-Stunden-Takt von Overath nach Lohmar und Siegburg. Das soll sich noch 2022 ändern und auch der Takt unter der Woche verbessert werden.

Bislang geht’s gerade sonntags nur im Zwei-Stunden-Takt von Overath nach Lohmar und Siegburg. Das soll sich noch 2022 ändern und auch der Takt unter der Woche verbessert werden.

Umsetzen möchte der Rheinisch-Bergische Kreis die Verbesserungen am liebsten bereits nach den Sommerferien in diesem Jahr. Kosten würden ihn die zusätzlichen Busfahrten laut Kalkulation rund 14 000 Euro pro Jahr für die Rösrather Linie 556 und 22 000 Euro pro Jahr für die Overather Linie 557.

Der Verkehrsausschuss des Rheinisch-Bergischen Kreises stimmte einstimmig für die Verbesserungen, die Dezernentin Elke Reichert als „sinnvolle Ergänzung“ vorgestellt hatte.

Pläne für die Busse

Geplante Taktverdichtungen für die Linien 557 (Overath-Siegburg) und 556 (Rösrath-Siegburg):

■30-Minuten-Takt bis etwa 20 Uhr von montags bis freitags (bislang auf der Linie 557 zwischen 8 und 12 Uhr lediglich ein 60-Minuten-Takt)

■60-Minuten-Takt nach 20 Uhr unter der Woche sowie samstags durchgängig

■60-Minuten-Takt an Sonn- und Feiertagen (bislang 120-Minuten-Takt)

■Ergänzung einzelner Fahrten in den Tagesrandlagen.

Henning Rehse (Freie Wähler) mahnte unterdessen, die heutige Auslastung der Linien zu erfassen und den Ist-Stand bei einer frühzeitigen Evaluation des neuen Angebots mit zu berücksichtigen: „Nicht dass nachher genauso viele Leute fahren, in mehr Bussen, die dann leerer sind.“

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Christine Bender (SPD) schlug vor, die Einrichtung zusätzlicher Nachtfahrten nach Rösrath zu prüfen, gegebenenfalls von der Donrather Kreuzung bei Lohmar. Auf der Linie Siegburg – Overath gibt es bereits jetzt in den Nächten auf Samstag, Sonntag und vor Wochenfeiertagen eine zusätzliche Nachtfahrt Richtung Siegburg und zwei in Richtung Overath.

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