Pro und KontraBauernproteste polarisieren Rhein-Berg – Verständnis oder zu „viel Druck“ der Straße?

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Trecker blockieren die Straße.

Die Landwirte und ihre Unterstützer haben den Verkehr in Rhein-Berg ausgebremst, um auf ihre Forderungen an die Ampel-Koalition in Berlin aufmerksam zu machen.

Guido Wagner kann die Proteste der Landwirte verstehen - Matthias Niewels sorgt sich um die Demokratie. 

Landwirte und Spediteure blockierten am Montag sämtliche Autobahnauffahrten fast komplett und bremsten mit Bummelfahrten den Verkehr aus. Die Landwirte sehen den Protest als Erfolg, die Polizei zieht eine positive Bilanz. Doch in der Öffentlichkeit gehen die Meinungen zu den Protesten auseinander. 

Pro

Es ist so schön einfach, wenn Eier, Milch und Nudeln nur aus dem Supermarkt kommen. Viel zu wenige machen sich Gedanken darüber, wer für unsere Lebensmittel sorgt. Da ist es nur allzu verständlich, dass diejenigen, die in der Regel weder in Kategorien von 38-Stunden-Wochen noch nur für ihre eigene Generation denken, lautstark auf ihre Situation aufmerksam machen.

Die Betroffenen, mit denen ich gestern Morgen ab 6 Uhr auf Rhein-Bergs Straßen gesprochen habe, hatten nachvollziehbar den „Kaffee auf“, haben zugleich aber auch sehr verantwortungsvoll protestiert, den Verkehr ausgebremst, nichts komplett blockiert, Retter zügig passieren lassen. Die Sprache war deutlich, die Absage an jegliche umstürzlerische Trittbrettfahrer aber auch.

Die Protest-Lichterfahrten im Advent haben allzu viele mittlerweile als „nettes Brauchtum“ einsortiert, da braucht es Hupen und Staus, die noch mal wirklich aufhorchen lassen – und umdenken.

Kontra

Als ich vom Autobahnanschluss Untereschbach zurück zum Auto ging, da dachte ich an das Interview, das ich mit Gladbachs Bürgermeister Frank Stein führte und der sich um die Demokratie sorgt.

Ich glaube, er hat recht. Die Bauern in Untereschbach — waren das wirklich alle Bauern? — demonstrierten nicht für den Erhalt von Subventionen oder für ihre wirtschaftliche Existenz. Menschen hatten sich versammelt, weil die „Ampel weg muss“. Der Ton war aggressiv und hatte so gar nichts von einer Interessenbekundung einer Berufsgruppe. Ich denke da an die üblichen Trillerpfeifen bei Tarifauseinandersetzungen.

Bei vielen Aktionen der Bauern ist der Unterschied zwischen einer Demonstration und dem „Druck der Straße“ gegen „die da oben“ hautnah zu erleben. Ich habe die Hoffnung, dass viele Bauern, die mitgefahren sind, auch ein starkes Störgefühl haben und nachdenken. Es geht um mehr, als den Preis von Diesel für Trecker.

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