Neues Quartier123 Wohnungen an den Kalköfen in Bergisch Gladbach sind bezugsfertig

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Auf der Dachterrasse stehen Bauherr, Investor und Bürgermeister und unterhalten sich. Zu sehen sind weitere im Viereck platzierte Gebäude. Im Hof ist bereits der Rasen verlegt.

Blick von der Dachterrasse des neuen Wohnquartiers in Bergisch Gladbach in den grünen Innenhof: Bauherr und Investor im Gespräch mit Bürgermeister Frank Stein (Mitte).

Zum neuen Wohnviertel „Kalköfen-Carree“ gehören auch 21 geförderte Wohnungen. Die Investitionssumme beträgt 48 Millionen Euro.

Durchmischt und lebendig soll das neue Wohnviertel mit 123 Mietwohnungen und 45 Eigentumswohnungen werden. Im Mai können die ersten Mieter einziehen. Innenstadtnah grenzt das neue "Kalköfen-Carŕee" an den S-Bahnhof. „Das Projekt setzt einen wesentlichen Impuls für den Wohnungsbau in der Innenstadt“, betont Bürgermeister Frank Stein, gibt aber in Bezug auf den angespannten Wohnungsmarkt zu: „Das reicht nicht. Es muss noch eine Menge passieren.“

Der frühere miserable und verwilderte Anblick der 2,2 Hektar großen Industriebrache Grube Cox ist verschwunden. Das Gesicht des Viertels am S-Bahnhof hat sich zum Positiven verändert. Gut drei Jahre nach Baubeginn übergibt die Grenzland-Bau GmbH als Projektentwickler am Montag 123 Wohnungen – darunter sind 21 öffentlich geförderte Mietwohnungen – an das Wohnungsbauunternehmen Vivawest.

Investitionskosten betragen 48 Millionen Euro

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe im Innenhof ist es Uwe Eichner, Vorsitzender der Vivawest-Geschäftsführung, wichtig festzustellen: „Das hier ist keine Monokultur, sondern ein vernünftiger Mix in qualitativ hochwertiger Bauweise, der ein vernünftiges Zusammenleben möglich macht.“

Es ist das erste große Projekt des Gelsenkirchener Konzerns in Bergisch Gladbach. Marko Körkemeyer, Geschäftsführer von Grenzlandbau, spricht von einem „Vorzeigebau“. Die Investitionskosten betragen nach eigenen Angaben 48 Millionen Euro. Alle betonen die zentrale Stelle des Wohngebiets im Stadtgebiet. „Auf ein Auto kann man eigentlich gut verzichten“, meint Eichner.

Neue Gebäude um ruhigen, bald grünen Innenhof

Dicht und urban könnte man die Bauweise bezeichnen. Die fünf Gebäudeblöcke mit bis zu fünf Geschossen plus zusätzlichem Staffelgeschoss sind in sandfarbigen Ziegeln verkleidet und schlagen farblich eine Brücke zu den benachbarten ehemaligen Kalköfen an der Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße.

Im Vordergrund sieht man die Mauern der alten Kalköfen. Darüber hinaus ragen zwei Stockwerke der Neubauten.

Unmittelbar an das neue Wohnviertel grenzen die denkmalgeschützten Kalköfen der ehemaligen Grube Cox.

Die Gebäude sind kompakt um einen großen Innenhof angeordnet, der eine grüne Oase bildet. Der Rasen ist schon verlegt, die ersten Bäumchen und Blumen sind gepflanzt, die Kinderspielgeräte und Sitzbänke stehen bereits. Bürgermeister Frank Stein fällt auf, wie ruhig es im Innenhof ist. Vom Verkehrslärm der viel befahrenen Straßen rund um das Quartier ist hier kaum etwa zu hören.

Die Größen der Wohnungen variieren zwischen 61 und 123 Quadratmetern, jede Einheit ist mit einem Balkon, beziehungsweise in den Staffelgeschossen mit einer Dachterrasse ausgestattet. „75 Prozent der Wohnungen sind bereits vermietet“, berichtet Eichner. Die Wärmeversorgung erfolge regenerativ in Form von Luft-Wasser-Wärmepumpen. Von den 138 Tiefgaragenplätzen seien 30 Prozent mit Elektro-Ladesäulen ausgerüstet.

Investor sucht nach einem Betreiber für ein Hotel

Die Mietpreise belaufen sich von 12,50 Euro pro Quadratmeter in den Erdgeschossen über 14 Euro in den mittleren bis 14,50 Euro in den oberen Etagen. Die 21 Sozialwohnungen – eine Auflage, die die Stadt den Investoren im städtebaulichen Vertrag gemacht hat – befinden sich in dem Gebäude, das in Richtung Kreisverkehr Paffrather Straße platziert ist.

Erst in einem zweiten Schritt will nun die Grenzland-Bau GmbH ausloten, ob in der aktuell schwierigen Wirtschaftslage der Bau eines Hotels mit 100 Betten möglich ist. Das Grundstück dafür zwischen den Kalköfen und der Paffrather Straße sei nach wie vor dafür reserviert. „Wir sind da noch nicht weitergekommen“, berichtet Körkemeyer, „Wir müssen sehen, ob wir einen Interessenten für den Betrieb, eventuell auch für den Bau finden.“

Sollte sich herausstellen, dass ein Hotelbau nicht umsetzbar sei, müsse zusammen mit der Stadt über eine andere Nutzung beraten werden, beruft sich Körkemeyer auf eine entsprechende vertragliche Vereinbarung. Das Projekt an den Kalköfen ist nicht das einzige Neubaugebiet in Bergisch Gladbach.

Vor Kurzem bezugsfertig sind die 164 Wohnungen auf dem Steinbüchel-Gelände an der Tannenbergstraße geworden. Es folgt das nächste Großprojekt auf dem Köttgen-Gelände (Isotec). Auf dem Wachendorff-Gelände sind 450 Wohneinheiten vorgesehen, darunter etwa 150 Sozialwohnungen. Doch Projektentwickler und Grundstückseigentümer CG Elementum mit Sitz in Berlin hat den Baustart immer wieder verschoben. Bis heute gibt es noch keinen unterschriebenen Vertrag mit der Stadt.


Die Geschichte der Kalköfen

Das neue Wohnquartier liegt in unmittelbarer Sichtweite der denkmalgeschützten Kalköfen an der Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße. 100 Jahre lang bis 1958 betrieb das Kalkwerk Cox auf dem Gelände Kalköfen. Die Kalksteine wurden damals von den Steinbrüchen der benachbarten Marienhöhe geliefert.

Seit 1939 verarbeitete das Unternehmen eisenarmes Dolomit. Die Reste eines mächtigen Korallenriffs aus dem Mitteldevon vor 350 Millionen Jahren waren die Basis der Kalksteinbrüche in Bergisch Gladbach. Die endgültige Betriebseinstellung erfolgte 1987.

Die Restaurierung des Mauerwerks wurde 2007 abgeschlossen. Mit einer Beleuchtung sorgte die Stadt vor einiger Zeit für eine bessere Präsentation der Denkmäler, die nur von außen zu besichtigen sind. (ub)

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