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200 Jahre plus 1Grundschule Paffrath in Bergisch Gladbach hat eine bewegte Geschichte

Lesezeit 4 Minuten
Das helle Gebäude der Grundschule Paffrath vor bewölktem Himmel.

Die Grundschule in Paffrath ist über 200 Jahre alt.

Die Grundschule Paffrath am Flachsberg in Bergisch Gladbach kann auf eine mehr als 200-jährige Historie blicken.

Eigentlich hätte der 200. Geburtstag der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule in Bergisch Gladbach-Paffrath anders aussehen sollen. „Wir wollten ein Fest für die Kinder“, erzählt Schulleiterin Susanne Heuckmann.

Deshalb hatte man in Kooperation mit dem Circus Zapp-Zarap ein Projekt auf die Beine gestellt, in dem die Kinder in einem Zirkuszelt als Clowns, Jongleure, Fakire und Zauberer glänzten (wir berichteten). Wegen Corona musste die Vorstellung allerdings zweimal verschoben werden. Sodass die Schule in 2022 eigentlich nicht ihren 200., sondern ihren 201. Geburtstag feiert.

Und genau genommen wurde nicht die Schule, sondern das Schulgebäude im Jahr 2021 200 Jahre alt. 1821 ist das Gebäude am Flachsberg fertiggestellt und bezogen worden. Das ist in einer Festschrift zum 180-jährigen Bestehen des Schulgebäudes zu lesen, die im Jahr 2001 der damalige Schulleiter Friedhelm Sarling zum 180. Geburtstag verfasst hatte.

Das alte 1821 erbaute Schulgebäude am Flachsberg in schwarz-weiß.

200 Jahre Grundschule Paffrath: das alte 1821 erbaute Schulgebäude am Flachsberg. (Repro, Festschrift zum 180. Jähriges des Schulhauses)

Der erste Unterricht in Paffrath fand allerdings vor 1821 statt – mindestens schon 1774. „Der Unterricht wurde zunächst, wie das durchaus üblich war, im Küsterhaus, später in angemieteten Räumen durchgeführt“, schreibt Sarling in der Festschrift. Als das Schulgebäude am Flachsberg 1821 fertiggestellt war, war Anton Feckter (1800-1874) der Paffrather Lehrer. Er hatte auch eine Dienstwohnung im Gebäude, in dessen Altbau später die Sprachheilschule des Rheinisch-Bergischen Kreises untergebracht war. Jetzt steht der Altbau leer.

Die erste Paffrather Schulchronik beginnt im Jahr 1874, drei Lehrer unterrichteten Anfang der 1870er-Jahre mehr als 300 Schülerinnen und Schüler. 1874 wurde die Ortschaft Hebborn dem Schulbezirk Paffrath zugeteilt.

Bis 1884 stand ein Fachwerkschulhaus am Flachsberg in Paffrath, das der steigenden Schülerzahl nicht mehr gerecht wurde, weshalb ein neues Steingebäude errichtet wurde, was ein Jahr später bezogen wurde.

Porträtaufnahme von Susanne Heuckmann, Schulleiterin der Grundschule in Paffrath, vor einer Wand.

Susanne Heuckmann ist Schulleiterin der Grundschule in Paffrath.

Nachdem auch die Paffrather Grundschule unter den Weltkriegen gelitten hat (siehe Infokasten), normalisierte sich in den 1950er-Jahren der Schulbetrieb in der katholischen Grundschule Paffrath wieder.

1969 zogen ausgelagerte Klassen der evangelischen Grundschule Hand nach Paffrath. Diese Klassen gehörten ab 1976 zur Gemeinschaftsgrundschule Hand, Abteilung Paffrath. In den 1970er-Jahren brannte es zweimal in der Schule, einmal ein Klassenraum im Altbau, einmal der Speicher des Altbaus. Zum Schuljahresbeginn 1974/1975 standen zwei Erweiterungsbauten und eine Turnhalle. Am 1. September waren 410 Kinder in 14 Klassen auf der katholischen Schule.

1976 kam erstmals die Umwandlung der katholischen Schule in eine Gemeinschaftsgrundschule auf den Tisch, zunächst wurden allerdings nicht genügend Einträge eingereicht, um die Umwandlung einzuleiten.

Porträt von Friedhelm Sarling vor einem Baum in seinem Garten.

Friedhelm Sarling war 23 Jahre Leiter der Grundschule in Paffrath.

1984 brannte es erneut in der Schule, ein aus Papier und Pappe gebasteltes Fabeltier im ersten Stock des Neubaus war angezündet worden. Zum Schuljahresbeginn 1996/1997 trennte sich die Abteilung Paffrath von der Grundschule Hand ab und wurde vorübergehend eine eigenständige GGS Paffrath. Kommissarische Leiter waren der Rektor der katholischen Grundschule und die dienstälteste Lehrerin.

Eine einheitliche Schule aus beiden Schulen am Standort konnte nur entstehen, wenn auch die katholische Grundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt wird. Am 23. Oktober 1996 stellten 33 Eltern einen Antrag dafür. Das entsprechende Abstimmungsergebnis unter den Eltern Ende Januar 1997 war ebenfalls eindeutig. Zum 1. August 1997 war die städtische Gemeinschaftsgrundschule Paffrath eingerichtet.


Grundschule Paffrath: Schlaglichter der Historie

  1. 1821: Schulneubau am Flachsberg wird fertiggestellt.
  2. 1871: Neues Haus mit zwei Lehrerwohnungen in der Nähe des Schulgebäudes.
  3. 1885: Bezug des neuen Schulgebäudes.
  4. 1904: Nördlicher Flügel des Schulgebäudes wird erweitert
  5. Erster Weltkrieg: Schule wird von deutschen Truppen als Rückzugsort genutzt, nach Kriegsende werden englische Truppen einquartiert, Unterricht wird in andere Säle verlegt.
  6. Ab Herbst 1919 kommen die Schüler wieder zurück.
  7. 1919: Ein Schüler wird mit durchgeschnittener Kehle im Keller gefunden, Tat wird niemals aufgeklärt.
  8. Zweiter Weltkrieg/NS-Zeit: „Die freie Schule verschwand, die Elternbeiräte in der alten Form verschwanden“ (Schulchronik).
  9. 1940: NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Schürfeld wird Schulleiter bis 1944, Schule wurde „zu einer reinen Parteischule herabgewürdigt“ (ehemaliger Schulleiter Simon Mennicken), im März 1945 wird Schulbetrieb eingestellt.
  10. September 1945: Neubeginn mit drei Lehrkräften.
  11. August 1968: Kollegium der katholischen Grundschule nimmt Arbeit auf.
  12. Juni 1995: Eröffnung der Schulbücherei.
  13. Schuljahr 1996/1997: Eigenständige GGS Paffrath neben der KGS geht an den Start.
  14. 1. August 1997: Start der Städtische Gemeinschaftsgrundschule Paffrath.

Friedhelm Sarling war von 1992 bis 2015 Schulleiter in Paffrath. Er hat die Fusion der katholischen Grundschule und der Gemeinschaftsgrundschule miterlebt. „Die Grundschulzeit ist sehr wichtig“, sagt er. Denn das sei die entscheidende Zeit, sich lernend durch das Leben zu bewegen.

Es gehe darum, eine Haltung gegenüber dem Lernen zu entwickeln. Dazu zählt laut Sarling auch der Umgang mit Erfolg und Misserfolg. Dem Schulleiter war es immer wichtig, dafür zu sorgen, dass sich sowohl das Kollegium als auch die Kinder an der Grundschule wohlfühlen. Die Schülerschaft in Grundschulen sei äußert vielfältig: „Es ist eine Auseinandersetzung mit unglaublich interessanten Kindern“, erinnert er sich.

Die Herausforderungen werden größer.
Susanne Heuckmann, Schulleiterin GGS Paffrath

Heute ändert sich der Schulalltag rasend schnell, weiß die jetzige Leiterin Susanne Heuckmann zu berichten: Inklusion, Integration, Digitalisierung. „Die Herausforderungen werden größer“, sagt die Leiterin der Schule, in der rund 270 Kinder von 23 Lehrkräften, zwei Referendaren sowie Schulbegleitern unterrichtet und betreut werden. Dazu kommt der Offene Ganztag an der Paffrather Grundschule. Zum Schuljahr 2023/2024 wird die Schule auf zwölf Klassen aufstocken.

„Es ändert sich viel in kürzerer Zeit“, so die Schulleiterin. Aber sie und ihr Kollegium versuchten, den Kindern individuell gerecht zu werden, Es gibt an der Schule eine Lernwerkstatt, einen Matheclub sowie einen Forscher- und einen Dichterclub zusammen mit Kindern anderer Schulen.

„Das Team an unserer Schule arbeitet super zusammen“, findet Schulleiterin Susanne Heuckmann. Grüppchenbildung gebe es nicht. Das versucht die Schulleitung auch bewusst zu vermeiden, indem sie den Austausch zwischen den Kollegen fördern möchte.

Für die Zukunft wünscht sich Susanne Heuckmann unter anderem, dass die Digitalisierung weiter vorangetrieben wird. Mithilfe des Fördervereins hat die Paffrather Grundschule bereits Beamer und andere digitale Geräte, Fire-TV-Sticks, angeschafft.